Erziehungsstaaten
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Der Band rekonstruiert vergessene Kontroversen in der Pädagogik der SBZ und der DDR, die im Zeitraum von 1946 bis 1961 in verschiedenen Bereichen erziehungswissenschaftlicher Theorieentwicklung und Forschung ausgetragen wurden. Im Anhang werden bisher unzugängliche Quellen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Konzept des „Erziehungsstaats“ wird in der jüngeren sozial- und zeithistorischen Literatur genutzt, um die totalisierenden erziehungs- und bewusstseinspolitischen Ansprüche der beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu analysieren. Gleichwohl ist das Konzept schillernd: Es begegnet einerseits als Element der Selbstbeschreibung historisch unterschiedlicher politisch-pädagogischer Konfigurationen; andererseits ist sein theoretischer Status - als anspielungsreiche Metapher, als Idealtypus, als theoretisch explizites Modell - bislang eher unklar geblieben. Vor diesem Hintergrund gibt der Band sowohl empirisch als auch konzeptionell weiterführende Klärung. Seine Beiträge beziehen sich auf Schlüsselphasen der deutschen Bildungsgeschichte: das wilhelminische Kaiserreich, den Nationalsozialismus und die DDR, sowie auf historisch-kulturelle Konfigurationen, die dem erziehungsstaatlichen Modell zu entsprechen scheinen: die umfassende Reorganisation staatlich-gesellschaftlicher Erziehungsverhältnisse im kaiserlichen Japan nach 1880, in der kemalistischen Türkei, in der frühsowjetischen Periode bzw. im faschistischen Italien. InteressentInnen: Erziehungswissenschaftler, Historiker.