Schule und Akkulturation
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Seit Mitte des 19. Jahrhunderts richtet sich die Schulauswahl jüdisch-liberaler Eltern für ihre Söhne auf Anstalten, die auch von den Eltern der christlichen Oberschicht bevorzugt wurden. Für ihre Töchter jedoch wich das Schulverhalten der jüdischen Eltern lange Zeit von dem christlicher Eltern ab. Jüdisch-liberale Mädchen besuchten private Anstalten mit jüdischer Schulleitung, in denen Reformpädagogik mit jüdischem Religionsunterricht verbunden wurde. Mit dieser Sichtweise korrigiert der Autor aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive die gängige These, wonach die jüdisch-liberale Oberschicht auf kulturell-religiöse Eigenständigkeit mehr oder weniger verzichtet habe. Der Schlüssel der Analyse liegt in der schulgeschichtlichen Rekonstruktion von Jungen- und Mädchenschulen in Hamburg. Diese Darstellung wirft ein neues Licht sowohl auf die Schulauswahl jüdisch-liberaler Eltern als auch auf die Formen sozialer Integration des jüdischen Bürgertums von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die NS-Zeit.