Sowjetische Industriearbeiterinnen in den vierziger Jahren
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Noch während des Krieges glorifizierte der sowjetische Staat die enormen Arbeitsleistungen der Frauen als ihren letzten Schritt zur Emanzipation. Die alten Definitionen von Männer- und Frauenarbeit schienen auf den Kopf gestellt: Frauen arbeiteten in allen Bereichen der Volkswirtschaft, fuhren Lastwagen und Panzer und bedienten schwere Maschinen und Geschütze. Dies blieb keine zeitlich begrenzte Ausnahme: Auch nach Kriegsende stieg der Anteil erwerbstätiger Frauen in der UdSSR weiter an. Gab es hier den viel beschworenen Emanzipationsschub der Kriege des 20. Jahrhunderts? Spiegelte sich in der Arbeit der Frauen der moderne Charakter des sowjetischen Systems? Oder konnten patriarchale Rollenzuweisungen trotz aller Herausforderungen ihren Stellenwert im Alltag behaupten? Der sowjetische Betrieb tritt in dieser Untersuchung ins Rampenlicht: Detailreich werden die Arbeitsbedingungen der Frauen untersucht und die Mechanismen beleuchtet, die Frauen ihren Platz sowohl im Produktionsprozess als auch in der Gesellschaft zuwiesen. Jenseits aller Idealbilder und politischer Postulate kann so die Permanenz der Geschlechterhierarchie in der spätstalinistischen Gesellschaft als alltägliche und greifbare Erfahrung der Menschen beschrieben werden.