Die Renaissance der Friedensbewegung in Okinawa
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Okinawa rückte im Spätsommer des Jahres 1995 in den Fokus der Medien, als eine 12-jährige Schülerin von drei in Okinawa stationierten US-amerikanischen Soldaten vergewaltigt wurde. Dieses Verbrechen gilt als einer der Auslöser einer inselweiten, trotz aller realpolitischen Forderungen stark von einer eigenen kulturellen Identität geprägten Protestbewegung. Die vorliegende Fallstudie analysiert den Charakter dieser sozialen Bewegung zwischen 1995 und 2000 und beleuchtet deren innen- wie außenpolitische Bedeutung im Rahmen zweier Interdependenzstrukturen, der nationalen Interdependenz zwischen Naha und Tôkyô, sowie der internationalen zwischen Naha, Tôkyô und Washington. Die Renaissance der Friedensbewegung Okinawas fungierte im japanischen Staat als eine themenspezifische politische Opposition aus der Region. In ihren konkreten politischen Zielen, dem Abzug des US-Militärs aus der Präfektur Okinawa, scheiterte sie zwar, doch trug sie dazu bei, die japanische Öffentlichkeit für das Missverhältnis in der nationalen Aufteilung der Verteidigungslasten zu sensibilisieren. Sie stärkte ferner den politischen Diskurs bezüglich einzelner Themen, wie etwa der Multilateralisierungsdebatte und der Diskussion um eine Dezentralisierung des japanischen Staates. Auch initiierte sie – vor allem auf lokaler Ebene – eine neue Selbstperzeption politischer Akteure, die bereits, ebenso wie der quantitav zunehmende Einsatz des Instruments der Direkten Demokratie, als signifikanter erster Schritt zu einer graduellen realpolitischen Dezentralisierung Japans verstanden werden kann.