Religiöse Bildsprache der nichtfigurativen Moderne
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Johannes Schreiter, der bedeutendste deutsche Glasbildner unserer Zeit, erzählt in den sechs Fenstern der St. Jacobikirche Göttingen das Geschehen aus Psalm 22 auf eigene Weise neu. Die Sprache des zunächst ungegenständlich erscheinenden Bildvokabulars wird in diesem Buch anhand eines Text-Bild-Vergleichs untersucht und kunsthistorisch verortet. Verschiedene Tendenzen der Kunst des 20. Jahrhunderts, wie das Informel, der Konstruktivismus, die serielle Ornamentik und besonders die Farbfeldmalerei spielen in den Göttinger Fenstern wie im Gesamtwerk Schreiters eine tragende Rolle. Die Vertreter der Farbfeldmalerei, Kasimir Malewitsch, Ad Reinhardt, Barnett Newman und Mark Rothko, die für den Künstler formal und inhaltlich von prägender Bedeutung sind, werden in Bezug zu seinem Werk gesetzt. Die spirituelle Dimension, die in der Farbfeldmalerei keineswegs spezifisch christlich in Er-scheinung tritt, ist in Schreiters Arbeiten allerdings eindeutig christlich verankert. Die weit ausholende, metaphorische Bildhaftigkeit religiöser Sprache in Texten wird von Schreiter in ihrer Form reduziert, womit er jedoch zu wesentlichen Aussagen über die Verbindung Mensch-Gott vordringt, die rein sprachlich gar nicht zu formulieren wären. Der Künstler tritt mit seiner Bildfindung in einen sensiblen Dialog zu dem Text des Psalms, ohne diesen bloß zu illustrieren. Die kunsthistorische Analyse folgt diesem Zusammenspiel von Bild und Text.