Schatten
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Die ungarische Ausgabe erschien mit Unterstützung folgender Institutionen: Ministerium für Nationales Kulturerbe,1956-er Stiftung, Verteidigungsministerium (Szegedi Honvéd Kulturális Ala-pítvány) Das Werk wurde bei dem von der Ungarischen Kunstakademie für das Millenniumsjahr 2000 ausgeschriebenen Wettbewerb für Kunstschaffen mit dem Goldenen Diplom ausgezeichnet Aus dem Ungarischen ins Deutsche übertragen von Maria Jahn Brandenstein, Wien. Der Oberst wacht auf – wie jede Nacht. Stephan Tarnai, dessen Todesurteil in den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts von der neuen ungarischen Regierung als null und nichtig erklärt und vom Hauptmann in den Rang eines Obersten ernannt worden war, wird – fast programmmäßig – jede Nacht zwischen drei und vier Uhr morgens wach. Eine Weile betrachtet er den zwischen den Vorhängen hereindringenden Lichtstrahl der Straßenbeleuchtung, wälzt dann seinen wuchtigen Körper auf die andere Seite, stopft einen Zipfel des Kissens unter seinen Kopf und versucht weiterzuschlafen. Einige Stunden gelingt es ihm tatsächlich, dahinzudösen, aber kaum schlüpft seine Frau in der Früh zwischen sechs und sieben Uhr von seiner Seite aus dem breiten französischen Bett, wird er wieder völlig wach. Eine Zeitlang hört er zu, wie sie im Badezimmer und in der Küche herumwerkt, dann greift er zu seinem Stock, der an das Bett gelehnt ist, und steht ebenfalls auf. Den schweren Körper auf den Stock gestützt, macht er sich auf den Weg ins Badezimmer. Es ist kein weiter Weg bis dahin: er muss dazu in der kleinen UNO-Zweizimmer-Wohnung nur das kleine, mit Bücherregalen, einer Glasvitrine, einer ausziehbaren Couch, einem viereckigen Tisch und vier Stühlen vollgestopfte Wohn-Esszimmer durchqueren. .