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Feindberührung

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Im Krieg, im November – eine Liebe Anderthalb Tage verbringen Müller und Gromow in einem Kellerloch. Über ihren Köpfen bekämpfen sich Deutsche und Russen, aber die Eingeschlossenen müssen zusammenhalten, um zu überleben. Keine leichte Aufgabe, wenn man die Sprache des andern nicht versteht. Und es geht nicht nur ums Überleben: Klaus Berndl beschreibt, wie es von Feindseligkeit ganz allmählich zu „Feindberührungen“ kommt, wie zwei Männer im Schutz ihres Verstecks Vertrauen zueinander finden und beim Andern die Wärme suchen, die der Krieg ihnen genommen hat. Das ist in einer unbeirrt poetischen Sprache erzählt, die der Absurdität des Geschehens über und unter der Erde eine fast surreale Präsenz verleiht. „Schnee stob die Stufen herab, wie in Atemzügen, als schnaubte ein Drache in das Loch. Sie starrten auf die Treppe. Warteten, waren bereit; warteten bereit. Schielten nach dem zitternden Metall in der Faust des Anderen, glänzend die Schneide, matt der Lauf. Und sie ließen die Treppe nicht aus den Augen. Der letzte Donner verhallte; der allerletzte Donner war verhallt. Der Deutsche drehte den linken Fuß. Der Russe drehte den rechten Fuß. Der Deutsche atmete tief durch. Der Russe bog den Kopf in den Nacken, mit offenem Mund. Streckte die Beine aus. Und auch der Deutsche streckte die Beine lang. Der Russe kletterte auf allen vieren vom Bett. Zwang ein Gähnen hervor, räkelte sich. Der Deutsche, der reckte sich noch im Sitzen. Wie gleichgültig sahen sie sich um. Da waren ihre Hände wieder leer, die Waffen verschwunden. Da hoben sie die Köpfe.“ In ihrer bildhaft-körperlichen Sprache entwickelt diese Fiktion eine beklemmende Wirklichkeit. Ansetzend im ersten Weltkrieg, ist sie bald schon nicht mehr zeitlich festzumachen, tastet sie sich in Gegenwart und Vergangenheit gleichermaßen vor, und so absurd die Szenerie auch scheinen mag, so real möglich ist das Geschehen doch, aller heutigen Propaganda von chirurgisch-präzisen Militärschlägen zum Trotz. Wenn der Krieg zum Alltag gehört, dann verkörpert er die feindliche Umwelt in höchster Potenz. Im Kampf gegen diese Umwelt entfaltet Berndl die Vision einer selten schönen Liebesgeschichte. Klaus Berndl wurde 1966 in Mayen geboren, und wuchs in Oberbayern auf. Er lebt in Berlin. 2001 schloss Berndl sein Studium der Geschichte und Skandinavistik mit der Promotion ab. Er erhielt mehrere literarische Auszeichnungen, zuletzt den Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Zahlreiche Erzählungen wurden in Anthologien veröffentlicht. „Feindberührung“ ist sein erster Roman.

Parameter

ISBN
9783935596626

Kategorien

Buchvariante

2004, paperback

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