Das normale Leben

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Nach dem überwältigenden Erfolg seines Romans widmet sich Dieter Wellershoff in zehn subtilen Erzählungen der alltäglichen Glückssuche der Menschen. In einer Zeit, in der verbindliche Lebensformen fehlen und der Druck, das Beste aus dem Leben zu machen, übermächtig ist, stellt sich die Frage, was noch als normal gelten kann. Wellershoff hat einen einfühlsamen, aber kritischen Blick für die Illusionsanfälligkeit dieser Seelenlage, in der Leidenschaft, Sicherheitsbedürfnis, Hingabe und Abgrenzung in widersprüchlichen Bindungen und Schattenspielen miteinander verwoben sind. In seinen Erzählungen führt er Menschen zusammen, die glauben, ihr Leben im Griff zu haben, und plötzlich mit unerfüllten Wünschen konfrontiert werden. Diese Konfrontation initiiert Prozesse der Veränderung in einer packenden Dramaturgie. Wellershoff zeigt eindringlich Wendepunkte des Lebens, ergriffene und verpasste Chancen sowie die Spannungen zwischen kühlen Phantasien und kleinmütigen Fluchten. Wir begegnen einer Studentin, die sich aus einer Beziehung mit einem älteren, verheirateten Kunsthändler befreien möchte, einem Ehepaar, das bei einem Opernbesuch den tiefen Graben zwischen ihnen erkennt, und zwei Schwestern, die zu Konkurrentinnen werden. Alle zehn Geschichten formen ein vielschichtiges Gesamtbild und belegen Wellershoffs Fähigkeit, die Phantasien und Getriebenheiten unserer Zeit und Gesellschaft realitätsnah zu erzählen.