Gullivers fünfte Reise
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„Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift ist Weltliteratur. Aus vier Teilen bestehend, sind den meisten nur die beiden ersten - als Kinderversion - bekannt: Gulliver bei den Lilliputanern und den Riesen. Der dritte Teil - Gullivers Reise nach Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib und Japan - ist nahezu unbekannt, aber der Höhepunkt Swift`scher Satire. Die Neue Wissenschaft, die Akademie der Projektemacher, Helden der Historie, Politik und die unsterblichen Struldbruggs werden in ihrer Absurdität vorgeführt. Rund 300 Jahre später hat sich erstaunlich wenig geändert. Hier knüpft als Fortsetzung Gynter Mödders Roman „Gullivers fünfte Reise“ an. Durch Zufall wird der Schiffsarzt Gulliver erneut auf die Insel Balnibarbi verschlagen, mit einem bizarren Zeitsprung in die Gegenwart. Im Bestreben, eine akademische Karriere zu versuchen, lernt er die wahrhaft chaotische Chaosforschung kennen. Im Zentrum der Wissenschaft steht jedoch der Flatus (= Furz, als Metapher für die aufgeblähte Gesellschaft): im Institut für Praktische Flatologie wird er vom Urknall bis zu olfaktorischen Analysen erforscht. Skurrile Ideologien und Kongresse, Ideenklau, Machtkampf aufgeblasener „Ordinaerien“ in verschiedenen „Fuckultäten“, Fort-schritt und Ränkespiele der Politik -: das alte Narrenschiff wie eh und oje auf Schlingerkurs. Lebensgefährlich sind Begegnungen mit der Medizin. Befremdliche Sitten bei der Beerdigung von Tier und Mensch, Behördenwillkür, Wohnungsnot, Sprachenstreit, Midlife crisis, Computer-reality und modernste Kunst -: Abstrusitäten ohne Zahl. Gulliver verliebt sich in die Nichte des einzigen Dorfdeppen, der Professor wurde. Auf der fliegenden Insel Laputa haben korrupte und geistesabwesende Luftikusse das Sagen. Vor der Niedertracht einer Wahrsagerin muss Gulliver nach Glubbdubdrib fliehen, wo er in einem grotesken Vergnügungspark Swift und den Zeit-Geist trifft, kein Vergnügen. Nach Bekanntschaft mit exzentrischen Künstlern, einem altmodischen Ehepaar sowie einem angeblich mustergültigen Seniorenheim bricht die schon lange schwelende Katastrophe aus -: Im Zweikampf von Unsterblichkeitswahn und Alterskrankheit Ruinose ist die Übermacht vitaler Rentnerhorden („Die Wilden Toten“) erdrückend geworden. Es kommt zum Bürgerkrieg Jung gegen Alt. Episodenhaft wie das Leben selbst, als pralle Gegenwartssatire voller Sprachwitz und Paradoxien entfaltet sich dem Leser ein turbulentes Panorama, das unterhaltsam nachdenklich macht und zum Vordenken anregt.