Seidenschrei
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Maja Makovsky ist eine erfolgreiche Galeristin. Zielstrebig und eloquent, bis ihr Leben plötzlich durcheinander gerät, der Alltag Risse bekommt. Während sie die Vernissage eines angesagten Konzeptkünstlers vorbereitet, lernt sie Alina kennen. Alina, die sich bei ihr einquartiert, Alina, die allmählich von ihrem Leben Besitz ergreift. Hin und her gerissen zwischen ihrem Liebhaber Georg und dem Künstler Jean verfällt sie auch den homosexuellen Verlockungen Alinas. Die Risse vertiefen sich, Erinnerungsbilder tauchen auf – an die Kindheit, an ein früheres Leben? Nichts ist mehr, wie es scheint. Was ist Realität, was ist Einbildung? Gibt es Alina wirklich? Maja Makovkys Leben fällt auseinander, Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Imagination beginnen sich immer stärker ineinander zu verschieben. Die Struktur des Romans entspricht der fragmentierten Wahrnehmung Maja Makovskys: Die Handlung wird in Bruchstücken erzählt. Wie durch den Blick in ein Kaleidoskop entstehen je nach Drehung aus denselben Bruchstücken neue Muster. Die Lesart liegt in den Augen des Betrachters. Birgit Pölzl hat mit „Seidenschrei“ einen vielschichtigen Roman geschaffen. Trotz der Fragmentierung entsteht ein Spannungsbogen, wird die Handlung temporeich voran- und weitergetrieben. „Seidenschrei“ erzählt vom Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft, von neoliberalen Doktrinen und der Machtlosigkeit des Einzelnen, von der Unmöglichkeit des Sich-Entziehens. Maja Makovskys Angst vor dem Verlust der Seele ist auch die Angst vor dem Verlust der Individualität, ist der verzweifelte Kampf um privates Glück, um Individualität und Verweigerung. Und sie kämpft ihn bis zur letzten Konsequenz.