Socke& Locke
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Socke und Locke trinken regelmäßig Büchsenbier auf einer Bank am Marktplatz einer obdachlosen ostdeutschen Kleinstadt. Dabei entwickeln sie trunkene Geschäftsideen. Locke, ein DDR-Diplom-Philosoph ist der Ideen-Spinner. Socke, ein Major der Volksarmee, führt aus, was dafür gar nicht gedacht war. Er gibt Annoncen auf fürs Abenteuer „Wilder Osten“. Als sich daraufhin wirklich ein Gast anmeldet, bauen die Beiden ein Sprungbrett auf den alten Schlot, den man bislang noch nicht zu sprengen wagte. Für den nächsten Adventure-Touristen haben die beiden Trinker sich etwas Neues ausgedacht: Er darf einen leer gezogenen Neubaublock in die Luft jagen. Locke und Socke lesen manchmal Zeitung, da steht vom Unwert ihres märkischen Kiefernwaldes geschrieben, was sie ermutigt, denselben für ein Burn-down-Event anzubieten. Ein andermal lesen sie von der Flucht ostdeutscher Frauen gen Westen und von der Verweigerung westdeutscher Männer, Kinder in die Welt zu setzen. Sie denken darüber nach, ihre ostdeutsche Manneskraft westdeutschen Damen zu offerieren, deren biologischer Wecker schrillt. Reni hat einen Kiosk, da gibt Socke die Annoncen auf, weshalb sie ihn inzwischen für den Urheber einträglicher Ideen hält. Aber sie hat auch selbst eine Idee: Den Streichelzoo. Als sie ihn endlich eröffnen will, fehlen die Schafe. Sie entsinnt sich des verwaisten Kostümfundus im ehemaligen Kindertheater. So können die beiden Trinker, als Schafe verkleidet, sich ihr auch einmal dienstbar erweisen und dabei obendrein politisch korrekte Wunschkinder zeugen. Ihre Idee vom sozialverträglichen Ableben hat einen ungeheuerlichen Zuspruch gefunden. Neben einem aufgelassenen Braunkohle-Tagebau zieht sich die Schlange derer, die in der Hoffnung, ihre dem Staat ersparten Renten- und Krankenkosten auf diese Weise ihren Nachkommen zu vererben, von Socke ein gestempeltes Zertifikat und eine angebliche Todes-Kapsel entgegen nehmen, um sich damit auf den Grund der Grube zu begeben. Der Anblick dieser Schlange lässt den Diplom-Philosophen Locke bitterlich weinen. Am selben Tag noch verlässt er die Stadt, um seinen Kindern im Süddeutschen beim Hausbau zu helfen. Major Socke hingegen beginnt einen Lehrgang für Event-Marketing. Nach einem Jahr begegnen sich die Beiden zum letzten Mal, denn sie überleben diese Begegnung nicht.