Nachtgras
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Fedia Filkova hat den großen österreichischen Dichterinnen Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann und Friederike Mayröcker ihre Stimme geliehen, um sie ins Bulgarische zu bringen; das hat sie – die eigene Stimme – gewiss nicht verdorben, sondern gestärkt und geschärft, wie diese erste auf Deutsch erscheinende Auswahl ihrer Gedichte eindrücklich vorführt. Filkovas Texte sind oft kurz und lapidar, dem Schweigen näher als der Beredsamkeit. Enigmatisch hie und da, meistenteils überdeutlich: wie in ein Höhenlicht getaucht, wo nicht in hellhöriges Dunkel; angesiedelt auf dem »Grat der Dinge«. Selbstfindung durch Versenkung ebenso wie durch schroffes Neben-sich-Treten. Paradoxien überwiegen; Reinheit der Gefühle ist selten zu haben, doch eine Reinlichkeit der poetischen Handschrift fällt auf. Naturbilder in allegorischer Abstraktion, darin das lyrische Ich umgeht: begehrend, Verschmelzung erinnernd und ersehnend, Einsamkeit zelebrierend. Der Kindheit auf ewig verbunden, todesgewärtig. Ein besonderer Raum poetischer Andacht – wie ein Allerheiligstes in diesem Band – gilt der Trauer um den geliebten Mann und Dichtergefährten Nikolai Kantchev (1936–2007). Von Text zu Text stellt sich überraschende Leichte her, Vergänglichkeit: kleine Skulpturen aus vorübergehend unbewegtem Sand – abgelichtet und aufgegeben, immer wieder neu modelliert und moduliert.
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