Störrische Gedichte
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'Störrische Gedichte' nennt Karl Otto Mühl seine jüngst im Verlag HP Nacke erschienene Sammlung, und spätestens beim Untertitel des Bandes wird klar, wie sehr dem bald einundneunzigjährigen Autor der Schalk im Nacken sitzt. Da heißt es nämlich: 'Nebst einigen nachgelassenen Gedichten eines gewissen Herrn Friedrich Kempner'. Kempners angebliche Schwester, Friedericke Kempner, im 19. Jahrhundert unter anderem produktive Autorin von Streitschriften, Novellen und Dramen, erlangte zweifelhafte Berühmtheit als Lyrikerin. Von der Literaturkritik zur Großmeisterin der unfreiwilligen Komik erklärt und auf die Spottnamen 'schlesische Nachtigall' und 'schlesischer Schwan' getauft, fand sie bis heute zahlreiche Nachahmer, deren Parodien als sogenannte Pseudo-Kempneriana in Umlauf sind. In diese Tradition reihen sich Karl Otto Mühls unter dem Namen Friedrich Kempner veröffentlichte Parodien ein, welche in diesem Gedichtband erstmals versammelt sind. Daneben finden sich störrische Gedichte des altersweisen Karl Otto Mühl - und sie passen gut zueinander: Miniaturen über ein Kind oder die Vorbereitung auf den eigenen Tod, über 'Betroffenheit' und 'Glückssuche', über 'Demokratie' - die Gedichte bilden ein Kaleidoskop an scharfen Beobachtungen, fast immer mit Ironie gewürzt. Karl Otto Mühl wurde 1923 in Nürnberg geboren. 1929 folgte der Umzug der Familie nach Wuppertal, wo er eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte. Zwischen 1964 und 1969 entsteht der Roman 'Siebenschläfer' (veröffentlicht 1975). Mit den Theaterstücken 'Rheinpromenade', 'Kur in Bad Wiessee', 'Die Reise der alten Männer' gelang ihm der Durchbruch. Seitdem veröffentlichte Mühl dreizehn Theaterstücke, zahlreiche Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Die Stadt Wuppertal verlieh ihm 1975 den Eduard-von-der-Heydt-Preis. Im Verlag HP Nacke erschienen 2013 die 'Zugelaufenen Sprüche'. Die neueste Veröffentlichung von Gedichten zeigt einmal mehr die ungebrochene Produktivität des Autors, den es in den letzten Jahren immer wieder zur kleinen Form - dem Aphorismus oder dem Gedicht - drängt. Eine Verdichtung von Erlebtem und Gedachtem, die dem Lesepublikum eine Freude sein möchte.