Iphigenie
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Die klassische Geschichte der Iphigenie ist der Ausgangspunkt dieses Schauspiels von Johannes Demmer: Wegen eines Gottesfrevels sitzt Agamemnon mit seinen griechischen Kämpfern zu Beginn des Trojanischen Krieges in Aulis fest. Die richtigen Winde fehlen, um weiterzusegeln. Ratlosigkeit macht sich breit und die Autorität des Königs Agamemnon wird infrage gestellt. Der Seher Kalchas verkündet die Lösung: Ein großes Opfer muss gebracht werden – Iphigenie, die Tochter Agamemnons, soll sterben. Anders als in der antiken Sage will Agamemnon dies hier aber nicht, kann sich allerdings als König den Ansprüchen seiner Untertanen nicht dauerhaft erwehren, ohne ehrlos zu erscheinen. Seine List, den Verlobten der Iphigenie aufzuwiegeln, geht indes auf: Achill verwehrt das Opfer, seine gottgleiche Stärke macht es unmöglich. Iphigenie selbst berücksichtigen die Herrscher, Helden und Männer nicht, verfügen stattdessen über ihr Schicksal wie selbstverständlich – aber haben nicht mit der Aufrichtigkeit, dem klaren Intellekt und unbedingtem Freiheitswillen der Königstochter gerechnet. Ehre, Ruhm, Sitte – sie zerschellen an ihrem Geist. Und doch reibt sie sich an dem Zusammenbruch aller Werte, wie sie die Männer um sie betreiben, auf. Sie willigt schließlich ein, sich zu opfern. Doch womit niemand gerechnet hat, ist das Gesetz der Logik, dem selbst der fordernde Gott unterworfen ist: Weil Iphigenie das Opfer letztendlich selbst will – ist es keines mehr. Der Gott muss es ablehnen. Ein Drama im klassischen Sinn, mit klassischen Versformen – und einem Inhalt, der moderner nicht sein könnte: über die Macht der Freiheit.