Erzählungen aus der Welt der Bücher/Von unsichtbarer Hand

Es war einer jener trüben Tage im November, an denen sich der graue Schleier des Herbstnebels symbolisch auch über die Seele der Menschen legte und dort Spuren von Bedrückung und Lustlosigkeit hinterließ. In solchen Momenten empfindet der Mensch eine gähnende Langeweile, der schwer durch geistige Beschäftigung beizukommen ist. Ablenkungen, wie durch Aufraffen zu längst fälligen Tätigkeiten, verhelfen auch nur zeitweise, bis die dumpfe Wetterfühligkeit trotz aller Mühen erneut das Befinden überfällt und den zu Fleiß bemühten Willen wieder lähmt. In eben solcher Verfassung hatte Jasper Krug den Raum seiner Bibliothek betreten, als er ein aufgeschlagenes Buch auf seinem Schreibtisch bemerkte. Für einen Augenblick zog sich seine hohe Stirn in Falten, wie es Menschen eigen ist, die sich bei einer Nachlässigkeit ertappen und auf diese Weise ihrem Ärger Ausdruck verleihen. Bei Jasper Krug allerdings kam noch etwas Unerklärliches hinzu, denn er vermochte sich nicht zu entsinnen, wann und weshalb er dieses Buch auf seinem Schreibtisch aufgeschlagen zurückgelassen hatte. Neugierig trat er näher. Verflogen war in diesem Moment die trübe Stimmung und all seine Sinne waren nun auf dieses Buch gerichtet. Es war dies ein schmaler Band im Großoktav, dessen geöffnete Seiten nur wenige Worte enthielten, die in einem großzügigen Schriftbild dargestellt waren. Die linke Seite war leer. Jasper las indes auf der rechten Seite: „Du bist nichts, Du kannst nichts und Aus dir wird nichts.“