Das Christentum aus der Sicht der Anderen
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Der Band widmet sich einem zentralen Thema religionswissenschaftlicher wie auch missionswissenschaftlicher Forschung: In klassischen Entwürfen beider Fächer wird das Christentum häufig bewusst oder unbewusst als Maßstab für die Beschreibung anderer Religionen gewählt. So kommt es dazu, dass z. B. der Buddhismus als „atheistische Religion“ oder der Islam als „Religion ohne Kirche“ beschrieben wird. Es ist zwar schon lange bekannt, dass Religionen nicht „objektiv“ dargestellt werden können, gleichwohl ist für eine sachgemäße Beschreibung eine doppelte Distanznahme – sowohl von der „eigenen“ wie auch von der „fremden“ Religion – erforderlich. Der Blick auf das Christentum aus der Perspektive der Anderen ist dafür von besonderem Interesse. Als missionarische Religion hat das Christentum immer wieder ebenso vielfältige wie komplexe Interpretationen provoziert. Diese Interpretationen waren in den seltensten Fällen durch eindeutige Lehrentscheidungen a priori festgelegt, sondern sind in konkreten historischen Kontexten gewachsen – ein Prozess, der sich bis heute fortsetzt. Angesichts des gegenwärtigen Religionspluralismus verlagert sich dieser Prozess zunehmend auch in die westliche Binnendiskussion über religiöse Themen. Nicht selten gerät dabei die Religionswissenschaft zwischen die Fronten und wird als eine Art Alternativtheologie bemüht, wogegen die Missionswissenschaft als theologischer Brückenkopf im fremdreligiösen Terrain in Anspruch genommen wird. Umso wichtiger ist für beide Wissenschaften das bewusste hermeneutische Bemühen, eigene Voreingenommenheiten aufzudecken und zu hinterfragen. Dieses „Durchdenken der Religion ‚von außen’“ (Fritz Stolz) kann besonders dort in fruchtbarer Weise eingebracht werden, wo es um die Analyse interreligiöser Begegnungen geht: Als Bemühen um korrekte Darstellung und angemessenes Verstehen der Interaktion zwischen den Religionen unterscheidet es sich vom unmittelbaren Gespräch zwischen Religionsvertretern, kann diesem jedoch aufgrund seiner methodischen Distanziertheit und seiner bewussten Außenperspektive von Nutzen sein. Die vorliegende Publikation geht auf ein Symposium zurück, das die Fachgruppe ‚Religionswissenschaft und Missionswissenschaft’ der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie im Oktober 2001 an der Universität Bayreuth durchgeführt hat. Mit Beiträgen von Christoph Bochinger (Bayreuth), Max Deeg (Wien), Andreas Grünschloß (Göttingen), Norbert Klaes (Würzburg), Rainer Neu (Wesel), Monika Schrimpf (Tokio), Johannes Triebel (Erlangen) und Annette Wilke (Münster).