Zwischen Politik und Religion
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Der „Kampf um Paderborn“ 1604 markiert für die Geschichte Paderborns einen tief greifenden Einschnitt. Mit der Hinrichtung des evangelischen Bürgermeisters Liborius Wichart am 30.4.1604 verlor die Stadt große Teile ihrer Rechte an den (katholischen) Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg. In diesem Ereignis verdichten und überlagern sich unterschiedliche Entwicklungen, die sich, vielfach verwoben, im Grenzbereich zwischen Politik und Religion bewegen: Zum einen beginnt der frühmoderne Staat mit der Zentralisierung von Kompetenzen, zum anderen ist die Frage zu stellen, inwiefern die Paderborner Ereignisse und die in ihnen handelnden Personen als „katholisch“ oder „evangelisch“ identifiziert werden können. Die Aufsätze des vorliegenden Bandes ordnen einerseits die Ereignisse in den westfälischen, europäischen und frühneuzeitlichen Kontext ein und widmen sich darüber hinaus der symbolischen Bedeutung des 30.4.1604 und seiner Instrumentalisierung für politische wie konfessionelle Ziele im Laufe der letzten 400 Jahre. Dabei kommt die Geschichtsschreibung vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ebenso zum Tragen wie die nationalsozialistische Rezeption der Figur Wicharts. Die Edition einer bisher nicht gedruckten Quelle aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, des „Kurze[n] warhaffte[n] Bericht[s]“, fügt den bekannten Interpretationslinien weitere Details hinzu. Ökumenische, historische und religionspädagogische Reflexionen runden den Band ab und zeigen, dass der „Kampf um Paderborn“ für die Gegenwart relevant ist, obwohl – oder vielleicht sogar weil – er kontrovers bleibt.