Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion
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Dogmatisierungsprozesse sind historische Prozesse, in denen sich Ordnungsvorstellungen und Deutungsmuster herausbilden - bzw. als solche etabliert werden - und sich dann als professionell tradiertes normatives Wissen begrifflich und institutionell verfestigen. In einem historisch-vergleichenden Zugriff untersuchen die Beiträge zu diesem Band solche Prozesse für juristische und theologische Diskurse. Dabei werden neben offenkundigen Unterschieden durchaus auch strukturelle Gemeinsamkeiten deutlich. Besonderes Augenmerk liegt auf den jeweiligen methodischen Standards der normativen Argumentation, die insbesondere im Recht häufig auf eine Beschränkung bzw. Hierarchisierung der einschlägigen Argumente zielen. Hier entstehen Maßstäbe dafür, was als ein akzeptables bzw. inakzeptables Argument gilt. Von besonderer Bedeutung sind zudem institutionelle Prozesse und Strukturen, in denen Dogmatisierungen stattfinden, etwa die Unterscheidung des Rechts von seiner Beschreibung bzw. Anwendung, die prozedurale Verlagerung der Entscheidung normativer Fragen auf Konzile oder Gerichte, oder die Rationalisierung von Dissensen in wissenschaftlichen Schulen. Neben der Autorisierung von Institutionen zur Entscheidung normativer Fragen steht freilich stets auch die Etablierung von textlichen Autoritäten, wie Normtexten, wissenschaftlichen books of authority, offiziellen Lehrverlautbarungen oder gerichtlichen Entscheidungssammlungen.