Individualisierung durch christliche Mission?
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Die Menschenliebe des christlichen Gottes richtet sich auf das Heil des Einzelnen. Daraus haben abendländische Denker gefolgert, erst mit dem Christentum sei Individualität in die Welt gekommen. Auf diesem christlichen Fundament habe sich dann der säkulare Individualismus der westlichen Moderne entwickelt. Die Annahme der individualitätsbefördernden Kraft des Christentums hat die These befördert, die christliche Mission habe durch ihre Botschaft auch in anderen kulturellen Kontexten individualisierend gewirkt und dadurch auch eine Verbesserung der Rolle der Frauen mit sich gebracht. Die Kollegforschergruppe Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive des Max-Weber-Kollegs Erfurt hat diese allzu selbstverständliche Bindung von Individualität an das Christentum und die abendländische Moderne infrage gestellt und die Rolle der Mission der empirischen Überprüfung unterzogen. Dies geschah im April 2012 im Rahmen eines internationalen und interdisziplinären Kongresses, dessen Ergebnisse hier vorliegen. Vier Sektionen behandeln Grundsatzfragen, darunter vergleichend „Frauen in der Mission“. Fünf Sektionen befassen sich mit Fallstudien aus Amerika, Ost- und Südasien, Afrika und dem Südpazifik. Im Ergebnis überlebt die Ausgangshypothese den empirischen Härtetest nur angeschlagen und stark differenziert.