Beherzte Schwestern
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Seltsame Dinge geschehen hinter Klostermauern: Christus beugt sich herunter vom Kreuz und küsst eine vor ihm kniende Nonne. Fromme Schwestern kommen jahrelang ohne Nahrung aus. Mystikerinnen geraten in Verzückung, während ihre Seele sich mit Gott vereinigt. Eine faszinierend andere Welt, in der Wunder Wirklichkeit werden! Es wurde aber nicht nur gebetet. Für Frauen boten Klöster über Jahrhunderte die einzige Möglichkeit, Bildung zu erlangen oder Macht auszuüben. Und seit es Klöster gab, standen sie im Spannungsverhältnis zwischen asketischer Spiritualität und Verweltlichung. Das sorgte für Konfliktstoff Und auch die Krisen und Katastrophen der »Welt draußen« brachten Unruhe ins beschauliche Klosterleben. Der Südwesten Deutschlands hat eine lange, reiche Ordenstradition. Dorothea Keuler erzählt neun Geschichten von geistlichen Frauen aus sechs Jahrhunderten. Ihre »Heldinnen« zeigten sich stark und beherzt und wussten sich in der Not zu helfen. Einige von ihnen griffen zur Feder. Weil sie sich als Sprachrohr Gottes fühlten. Um ihren Glauben zu verteidigen. Aus Protest. Oder um denkwürdige Begebenheiten für die Nachwelt zu bewahren. Ihre Schicksale sind typisch für die jeweilige Zeit: für die »religiöse Frauenbewegung« des Mittelalters, das Beginentum, die Mystik, die geistlichen Erneuerungsbewegungen in der frühen Neuzeit, die Religionskämpfe im Gefolge der Reformation und schließlich die Klosteraufhebung im frühen 19. Jahrhundert.