Während ich schlief

Während ich schlief von Anna Sheehan entführt in eine ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Neubeginn und das Zurechtfinden in einer fremd gewordenen Welt. Der Einstieg verläuft gemächlich und lässt viel Raum, um gemeinsam mit der Protagonistin die Veränderungen um sie herum zu entdecken. Dieser langsame Aufbau unterstreicht die nachdenkliche Atmosphäre, kann aber gerade am Anfang Geduld erfordern. Die Grundidee hat mich sehr berührt besonders, weil man spürt, wie behutsam und emotional die Autorin die Gefühlswelt der Hauptfigur auslotet. Man begleitet sie auf einer Reise, bei der sie nicht nur ihre Umwelt, sondern auch sich selbst neu kennenlernen muss. Allerdings gab es Passagen in Chat-Form, die mich persönlich im Lesefluss gestört haben, da sie im Vergleich zum restlichen Erzählstil weniger eingängig wirkten. Inhaltlich fand ich die Geschichte großartig, atmosphärisch dicht und mit einer feinen Melancholie versehen, aber die Umsetzung hätte für mich an manchen Stellen flüssiger sein dürfen. Wer sich auf das ruhige Erzähltempo einlässt, bekommt eine gefühlvolle, ungewöhnliche Lektüre, die noch lange nachhallt.