Seefahrt und Zivilisation
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In grauer Vorzeit bauten die Menschen Flöße, um zunächst Flüsse und Seen zu überqueren. Als sich die ersten Seefahrer schließlich auf die Ozeane wagten, um Nahrung aus dem Meer zu gewinnen, machte die Menschheit einen Schritt, dessen Bedeutung ungeheuer war – birgt doch der bald einsetzende Handel über die Seewege den Schlüssel zum weltweiten kulturellen und wirtschaftlichen Austausch. Die Seefahrt beförderte stets sowohl die Errungenschaften als auch die Schrecken der Zivilisation: Wissenschaften und Sprachen wurden über das Wasser ebenso verbreitet wie Krankheiten; in den Laderäumen der Schiffe wurden sowohl exotische Güter als auch Sklaven verstaut. Vor allem aber entstanden über das Wasser Netzwerke, wie das der Hanse, des Wirtschaftsmodells schlechthin für die Nutzung der neuen Märkte, zu denen Christoph Kolumbus oder Vasco da Gama mit ihren Entdeckungen den Zugang öffneten. Durch die Hanse ist auch die Geschichte Deutschlands, obwohl nie eine Seefahrernation, untrennbar mit der Seefahrt verbunden. Das maritime Handelsimperium erstreckte sich von der Südküste Finnlands bis zum Rhein; die Kontore in den Hansestädten waren erste Vorläufer heutiger Botschaften und Konsulate. So prägt die Seefahrt die Verbreitung und den Charakter unserer Zivilisation bis heute: Im längst weltumspannenden Netz von Häfen und Schifffahrtsrouten ist der gesamte Bauplan der Lebenswelt des 21. Jahrhunderts angelegt.