Juliette Benzoni
30. Oktober 1920 – 8. Februar 2016
Juliette Benzoni (geboren am 30. Oktober 1920 in Paris; gestorben am 7. Februar 2016 in Saint-Mandé) war eine französische Autorin. Sie verfasste international erfolgreiche historische Romane, historische und romantische Belletristik und Kriminalromane; daneben betätigte sie sich auch als Drehbuchautorin.
In den Medien wurde sie als „Königin der historischen Bücher“ und „Tochter von Alexandre Dumas“ bezeichnet. Sie schrieb 86 Bücher, die in 36 Sprachen übersetzt wurden, 29 davon auch ins Deutsche; über dreihundert Millionen Bücher wurden weltweit verkauft. Im Jahr 2013 schrieb L’Actu Littéraire: „Juliette Benzoni erscheint in der Hitliste der Autoren in Frankreich als meistgelesene Autorin. Sie hat über 50 Millionen Leser in mehr als 20 Ländern erobert.“ Juliette Benzonis Mädchenname war Andrée-Marguerite-Juliette Mangin. Die Tochter von Marie-Susanne Arnold (mit elsässischen und Schweizer Vorfahren) und Charles-Hubert Mangin wuchs in Paris in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Mit neun Jahren entdeckte sie in einem Buch Jeanne d’Arc, was ihre Leidenschaft für Geschichte erweckte. 2002 schrieb sie im Magazine Littéraire zum zweihundertsten Jahrestag von Alexandre Dumas, ihr Vater sei es gewesen, der sie zum Lesen der Bücher dieses berühmten Dichters überredet habe: Juliette Benzoni wurde am Lycée Fenelon, Collège d'Hulst und am Institut Catholique Paris ausgebildet. Sie studierte Philosophie, Recht und Literatur. Benzoni heiratete 1941 den Arzt Maurice Gallois und zog mit ihm nach Dijon, wo sie Mutter von zwei Kindern wurde. Während dieser Zeit studierte sie die burgundische Geschichte und stieß auf den Orden vom Goldenen Vlies, was sie Jahre später zu ihrer Cathérine-Serie inspirieren sollte. Im Jahr 1950 verstarb ihr Ehemann unerwartet an einem Herzschlag und hinterließ sie als dreißigjährige Witwe mit zwei kleinen Kindern. Juliette Benzoni entschloss sich, Verwandte ihres verstorbenen Gatten in Marokko zu besuchen und arbeitete zeitweise bei einem Radiosender.Dort machte sie die Bekanntschaft eines jungen französischen Offiziers, Graf André Benzoni di Conza aus Korsika, und die beiden heirateten einige Wochen später, bevor dieser nach Indochina abkommandiert wurde. Wegen der instabilen Verhältnisse in Marokko wünschte ihr Mann, dass sie 1953 nach Frankreich zurückkehren solle. Sie zog in den Pariser Vorort Saint-Mandé, wo später ihr Gatte stellvertretender Bürgermeister werden sollte. Sie war gezwungen, sich Arbeit zu suchen, womit ihre Karriere als Journalistin und Schriftstellerin begann. 1982 starb ihr Gatte André Benzoni und sie wurde zum zweiten Mal Witwe. Im Januar 1985 starb auch ihr Sohn Jean-François Gallois wie sein Vater an einem Herzschlag. Durch diesen neuerlichen Verlust, während sie am ersten Abenteuer von Le Boiteux de Varsovie arbeitete, erlitt sie ein einziges Mal eine Schreibblockade. Juliette Benzoni wohnte gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter Anne Gallois in einer Second-Empire-Villa. Im Bois de Vincennes konnte man ihr beim Spaziergang mit ihrem Hund begegnen oder bei einem Sprung zu ihrer bevorzugten Buchhandlung Monaco in Saint-Mandé. Ihr Heim war vom Keller bis zum ersten Stock vollgepackt mit Büchern, nicht nur literarische Sammlungen, Geschichtsbücher und Reiseführer, sondern auch eine Kollektion von Agatha Christie, Anne Perry oder Ken Follett. Aus Marokko zurückgekehrt, begann Juliette Benzoni 1953 in Paris als Journalistin zu arbeiten. Sie schrieb historische Artikel für das Journal du Dimanche, Histoire pour tous, France-Soir und Confidences de l’Histoire. Unter dem Pseudonym Juliette Jansen interviewte sie Prominente wie Erich von Stroheim (Regisseur), Charles Trenet (Sänger), Jean Cocteau (Schriftsteller, Regisseur), Jean Marais (Schauspieler) und Maurice Chevalier (Schauspieler, Sänger). Im Jahre 1959 nahm sie an der populären Fernseh-Quizsendung Le Gros Lot (in Zusammenarbeit mit der französischen nationalen Lotterie) teil. Das Thema war die italienische Renaissance, das Leben von Caterina Sforza, doch sie scheiterte an der zweitletzten Frage. Am nächsten Tag wurde sie von Gérald Gauthier, dem Leiter der Presse- und Verlagsagentur Opéra Mundi, eingeladen. Er hatte sie im Fernsehen gesehen und war so beeindruckt von ihren historischen Kenntnissen, dass er sie geradeheraus fragte, ob sie einen historischen Roman im Stil von Anne Golons Angélique schreiben könne – der Bücherreihe, die Opéra Mundi mit großem Erfolg 1956 publiziert hatte. Benzoni erinnerte sich an ihre Zeit in Dijon und an die „Legende vom Goldenen Vlies“. Sie machte sich sogleich an die Arbeit und es entstand die Geschichte von Cathérine Legoix, einem jungen Mädchen mit goldenen Haaren und violetten Augen zur Zeit des Hundertjährigen Krieges. Cathérine erschien zuerst 1962 in France-Soir als täglicher Fortsetzungsroman unter dem Titel Il suffit d’un amour (deutsch: „Eine Liebe ist genug“). 1963 schrieb die Zeitung Le Figaro: „Bevor das Buch überhaupt veröffentlicht ist, schlägt es alle Rekorde: Es ist schon an zehn verschiedene Länder verkauft worden“ am 10. Juni 1964 Le Provençal: „Eine Heldin, die einen Platz einnimmt neben Scarlett O’Hara und Angélique.“Die Cathérine-Romane waren ein internationaler Erfolg, es waren aber nicht die ersten Veröffentlichungen von Benzoni. 1962 hatte Editions Trévise bereits zwei Bücher von ihr veröffentlicht: Les Reines tragiques, eine Sammlung von Kurzgeschichten (deutsch unter dem Titel Die Krone war ihr Schicksal, erschienen im Herbig Verlag) und Aventuries du passé. Auf diesen großen Erfolg folgten siebzehn historische Serien (insgesamt 65 Romane), eine Kollektion von 18 Kurzgeschichten, drei einzelne Romane – alles in allem 86 Bücher. Für ihre Recherchen suchte sie häufig die örtliche Buchhandlung in Saint-Mandé auf. Sie reiste in viele Länder, um an Ort und Stelle Schlösser, Burgen oder Museen zu besuchen. Manchmal genügte es, dass sie in einem Museum ein Bild sah, um zu einer neuen Geschichte inspiriert zu werden. Einen Computer besaß sie nie. Jeden Morgen stand sie um halb sieben auf und schrieb auf ihrer alten elektrischen Schreibmaschine drei neue Seiten: ohne – ob unter der Woche oder am Wochenende – irgendeinen Tag auszulassen. 1965 komponierte Paul Amar nach einem Text von Juliette Benzoni ein Chanson mit dem Titel Il suffit d’un amour, das von Michèle Arnaud und später Bernard Stéphane interpretiert wurde. Benzoni bemühte sich in ihren Romanen um historische Genauigkeit. Der französische Historiker Alain Decaux war ein bekennender Bewunderer von Benzoni. Im Geleitwort zu ihrem Buch Par le Fer ou le Poison, erschienen 1973 bei Plon, schrieb er: Laut Juliette Benzoni hat ihr der 40. amerikanische Präsident Ronald Reagan und seine Frau Nancy aus dem Weißen Haus einen Brief gesandt, nachdem sie Benzonis Roman «Le Gerfaut des Brumes» (englischer Titel: The Lure of the Falcon) gelesen hatten. In diesem ersten Roman der Nebelfalke Serie beschreibt die Autorin unter anderem den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in einer Weise, das den Präsidenten dazu bewog Benzoni zu schreiben. Juliette Benzoni hat dieser Brief große Freude bereitet und sie erwähnte ihn in vielen Interviews. Ein paar Jahre vor ihrem Tod (2016) brannte es nach einem Kurzschluss in ihrem Haus und viele interessante Dokumente verbrannten, unter anderen auch der Brief, der ihr soviel bedeutete und das Originalmanuskript von ihrem ersten großen Erfolg ‹Cathérine›. Juliette Benzoni starb friedlich im Schlaf am 7. Februar 2016 in Saint-Mandé, zwei Wochen, nachdem ihr letzter Roman Le Vol du Sancy: Des Carrats pour Ava? erschienen war. Ihre Tochter Anne Gallois war an ihrer Seite. Juliette Benzoni ist auf dem Friedhof Saint-Mandé Sud beerdigt, wo schon ihre Mutter, ihr verstorbener zweiter Ehemann und ihr Sohn François Gallois die letzte Ruhe fanden. Fans auf der ganzen Welt gedachten der überaus beliebten Autorin und schrieben sich ins Internet-Kondolenzbuch (der Würdigungsseiten anerkannt von Juliette Benzoni) ein.