Ikonizität der Buchstaben
Visuelle Dimensionen und Assoziationen in der frühen Alef-Bet-Schrift






Visuelle Dimensionen und Assoziationen in der frühen Alef-Bet-Schrift
Der Gott El ist familienähnlich zum hebräischen JHWH, und wir kennen ihn neben der Hebräischen Bibel auch aus den ugaritischen Mythen (13./12. Jh. v. Chr.), und – noch einmal Jahrhunderte älter – von den früh-alefbetischen Inschriften aus Serabit el Chadim. Als der Ursprung der Alphabetschrift standen diese Texte aus der ersten Hälfte des Zweiten Jahrtausends bisher im Zentrum einer schriftgeschichtlichen Forschung. Sie lohnen aber auch die kulturhistorische Analyse und zeigen uns Wege zum Ursprung des Gottes El. Damit werden sie zu herausragenden religionsgeschichtlichen Quellen … Hinzu kommen ein hier neu erschlossenes und archäologisch faßbares Heiligtum dieses Gottes sowie die Welt der bildlichen Darstellungen.
In den fünf Essays werden Fragen der frühen Alphabetschrift verfolgt. Zunächst wird das Dreiecksverhältnis von ägyptischer Hieroglyphenschrift, kanaanäischer früher Alphabetschrift und als drittem Zeichentyp den nicht-schriftlichen Markern in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. diskutiert. Im folgenden Essay rücken Aspekte von medialer Inszenierung kultureller Identität in der und durch die frühe Alphabetschrift ins Zentrum. Anschließend werden überraschend spielerische schriftbildliche und bildschriftliche Formen des Gebrauchs dieser Schrift besprochen. Den Kern des vierten Aufsatzes bildet die konkrete Frage Warum Alef, die der Motivation der Zeichenwahl für den Buchstaben nachgeht. Schließlich werden die weltweit ersten Carmina figurata in den Blick genommen, die weit über die einfache phonographische Notation hinausweisen.
Die Charakterisierung von Anchtifi als ägyptologischer Kronzeuge der Zeit der Regionen wird durch seine exzentrische sprachliche Darstellung in Frage gestellt. Seine Selbstpräsentation hebt seine außergewöhnliche Einzigartigkeit hervor und verleiht ihm einen "messianischen" Charakter. Diese Inszenierung betont eine markante Männlichkeit, die sich in seinem Selbstverständnis widerspiegelt: "Ich bin ein Manns-Kerl: es wird keinen Anderen geben". Das Buch beleuchtet somit die komplexe Beziehung zwischen Identität, Geschlecht und historischer Wahrnehmung.
Entwicklung von Schrift-Bildlichkeit und Bild-Schriftlichkeit im Niltal des Vierten und frühen Dritten Jahrtausends v. Chr.
Im 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Chr. entwickelte sich im Niltal eine innovative Mediendynamik, die zur Herausbildung der Schrift führte. Die Untersuchung fokussiert auf mikroglobale Fallstudien, die die graphische Inszenierung von Königsideologie, Elite und Religion sowie administrativen Aspekten analysieren. Besonders im Blickpunkt stehen visuelle Inszenierungen und der Prozess der partiellen Phonetisierung von Zeichen, der verschiedene Dimensionen der Verlautung von Macht thematisiert.
Persönliche Frömmigkeit ist ein Bereich der ägyptischen Religion, der uns näher an Ängste und Hoffnungen der Menschen vor drei Jahrtausenden im antiken Niltal bringt. In diesem Horizont wird eine beidseitig reliefierte Steintafel aus dem Bonner Ägyptischen Museum neu erschlossen. Bildlich ausgearbeitet ist die ?offizielle? Seite mit dem vor den Göttern Amun und Chons opfernden Pharao, während die Rückseite mit Löwenkopf und drei Ohren dies als Persönliche Religion komplementiert. Der Löwenkopf kann als Erscheinung der Göttin Mut gedeutet werden, während die Ohren für göttliches Hören und Erhören stehen. So ergibt sich in der kompositionellen Doppelgesichtigkeit der Steintafel ein starkes Zusammenspiel von Offizieller und Persönlicher Religion
In diesem Buch wird das Motiv des geheimen Namens, insbesondere im Kontext der altägyptischen Kultur, untersucht. Es beleuchtet die Verbindung zwischen Sprache und Macht, die in der Vorstellung des wahren Namens des Sonnengottes verankert ist. Besonderes Augenmerk liegt auf solaren Patäken-Figuren und deren Inschriften.
Die frühesten alphabetischen Inschriften und ihr kanaanäisch-ägyptischer Entstehungshorizont im Zweiten Jahrtausend v. Chr.
„Unsere“ Alphabetschrift ist die Erfindung aus der Mittel-Bronze-Zeit, die nach vier Jahrtausenden unser Leben in Ost und West, Nord und Süd noch immer buchstäblich bestimmt. Sie wurde in der kulturellen Peripherie des scheinbar so abgelegenen Südwest-Sinai in engem Kontakt mit der radikal schriftgeprägten Hochkultur des ägyptischen Mittleren Reiches von bis dahin selbst schriftfrei lebenden Beduinen erschaffen. Das kulturelle Drama dieser Medienrevolution wird hier in seinen sozio-ökonomischen Rahmen und mit Blick auf die Religion nachgezeichnet. Dafür sind in einer neuen Materialaufnahme erstmals alle bekannten frühalphabetischen Inschriften aus dem Sinai und den Museen auf drei Kontinenten nach Autopsie photographisch und zeichnerisch genau dokumentiert und analysiert worden. In fast allen Fällen führte dieser material turn zu neuen Erkenntnissen, auch bei längst in der Forschung bekannten Objekten. Diese Arbeit soll ein neues Fundament für die Erforschung der frühen Alphabetschrift legen und diese zugleich aus dem fachlichen Zentrum von Ägyptologie und Semitistik heraus an Fragestellungen der modernen Kulturwissenschaft (von Medienarchäologie bis Kultursemiotik) anschließen.
Die konsonantische Alphabetschrift ist die Kulturtechnik der Mittelbronzezeit, die weltweit bis in unsere Gegenwart und Zukunft fortwirkt. Ihre Genese gründet elementar in den starken Kulturkontakten Ägypter-Kanaanäer unter den besonderen sozio-ökonomischen Bedingungen von Serabit el Chadim und dabei spezifisch in den religionsgeschichtlich keineswegs trivialen interkulturellen Göttergleichungen ägyptische Hathor = kanaanäische Bacalat und ägyptischer Ptah = kanaaänischer El. Entwicklung und Gebrauch der frühen Alphabetschrift standen also in einem deutlich sakralen Horizont. Auf der Basis neuer epigraphischer Aufnahmen aller bekannten Inschriften in Verbindung mit einer kulturwissenschaftlichen Analyse wird diese medienarchäologische Spezifik hier herausgearbeitet und untermauert.
Bildanthropologische Blicke: Europäisches Paläolithikum, Vorderasiatisches Neolithikum, Bronzezeitliches Ägypten
Das Gesicht war und ist in vielen Kulturen Fokus der Menschendarstellung, und die Doppelbedeutung von Gesicht als einerseits naturgegeben und andererseits kulturell konstruiert untersuchen wir vom Paläolithikum über das Neolithikum bis in die altägyptische Kultur. Zudem wurde auch das „natürliche“ Gesicht kulturell geformt, geprägt und gestaltet. Hinzu kommt ferner das Problem der Korrespondenz von innen und außen und der Bildhaftigkeit des physisch „realen“ Gesichtes im Sinne von • Maske als äußeres Gesicht und • Gesicht als innere Maske. Dicht an konkreten Belegen arbeitend, werden im weiten Blick über Jahrtausende und unterschiedliche Kulturen bildanthropologische Fragen untersucht.