Jean Pauls ästhetische Dynamisierung der Anthropologie
272 Seiten
10 Lesestunden
Maximilian Bergengruen interpretiert in »Schöne Seelen, groteske Körper« die poetischen Texte Jean Pauls als philosophische und anthropologische Metaphern. Er analysiert die widersprüchlichen Theoreme über die Einheit des Menschen und verknüpft diese literarisch, indem er sie in Konflikt bringt und poetologisch reflektiert. Diese Herangehensweise eröffnet dem Leser neue Perspektiven und Zugänge zu Jean Pauls Werk und dessen komplexen Themen.
Der Band untersucht die wissenshistorischen Verbindungen zwischen Literatur und Ökonomie, insbesondere die Begriffe Kredit und Bankrott. Diese Konzepte sind sowohl ökonomische Prinzipien als auch literarische Ästhetiken, die durch das Spannungsverhältnis von Glauben und Ruin die Literatur dynamisieren.
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Metaphysische Medizin bei Goethe, Tieck und Hoffmann
351 Seiten
13 Lesestunden
Wie Verfolgungswahn in Medizin, Psychologie und Dichtung um 1800 diskutiert und literarisiert wird. Auch bevor der Verfolgungswahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Paranoia klassifiziert wird und somit einen festen Platz in der psychiatrischen Nosologie erhält, wird er von Medizinern, Psychologen und Literaten, wenn auch noch nicht auf der Basis fester Begrifflichkeiten, diskutiert. Diese bis jetzt noch nicht beachtete vor-paranoische Geschichte des Verfolgungswahns um 1800 soll in diesem Buch als ein Zusammenspiel von Medizin/Psychologie und Literatur rekonstruiert werden. Leitthese ist, dass in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Verfolgungswahn ein verborgener Rest der medizinisch-psychologischen Sichtweise ausbuchstabiert und dieser als eine gleichwertige Alternative gegenübergestellt wird: die dämonische Dimension der Krankheit. In den Texten von Goethe, Tieck und Hoffmann wird der Verfolgungswahn also in ein Spannungsverhältnis von Medizin und Metaphysik gebracht, das es dem Leser unmöglich macht, sich für eines der beiden Lektüreangebote zu entscheiden.
Die hier versammelten Aufsätze verfolgen nicht nur das Neben- und Miteinander von Verbrechen mit Todesfolge und deren Detektion in der deutschen Literatur des langen 19. Jahrhunderts. Vielmehr steht die Frage im Fokus, ob es einen inneren Anschluss der Ermittlungspraktiken an die jeweiligen Tötungsarten gibt und welche Rolle dabei der konkreten Eigenlogik spezifischer Tötungsarten zukommt. Es wird in diesem Band gefahndet nach der verborgenen strukturellen Identität zwischen dem Mord, dem fundamentalen Bruch des Strafgesetzes, und den strafprozessrechtlichen Möglichkeiten, diesen aufzuklären – einer Identität, die im Medium der Literatur nicht nur dargestellt, sondern auch reflektiert wird.
In der Literaturwissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren ein verstärktes Bewusstsein dafür ausgebildet, dass ästhetische Konzepte in der frühen Moderne in ausdrücklicher Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, besonders aber mit medizinischen Diskursen formuliert werden. Da den Nerven in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung als Vermittlungsorgan zwischen Wahrnehmung, Denken und Imagination zugesprochen wird, sind es gerade Neurasthenie und Nervosität, die im Zuge der modernen ›Physiologisierung‹ der Ästhetik wichtige ästhetische Kategorien begründen. Die Beiträge dieses Bandes gehen dem Austausch- und Wechselverhältnis zwischen der Krankheit der Moderne und der Literatur der Moderne nach und dokumentieren deren vielfältige Ergebnisse. Die Studien nehmen die Nationalliteraturen des deutschen, französischen, skandinavischen und slawischen Sprachraums in den Blick, lenken die Aufmerksamkeit auf ihre Berührungspunkte und Abhängigkeiten und überschreiten dabei bewusst die Grenzen zwischen den verschiedenen »Ismen« dieses Zeitraums (Realismus, Naturalismus, Symbolismus und Decadence).
Die Rede von der Unrettbarkeit des Ich, die sich bekanntlich bis in die Postmoderne zieht, wird im ausgehenden 19. Jahrhundert explizit und spätestens um die Jahrhundertwende topisch. Hugo von Hofmannsthal, so soll das vorliegende Buch zeigen, beteiligt sich an dieser Debatte mit einem außergewöhnlichen Beitrag: Er rekonstruiert in seinen literarischen Texten die sowohl psychologischen (nicht nur psychoanalytischen) als auch theologischen Wurzeln der genannten Gedankenfigur und macht sie auf diesem Wege zur Grundlage seines poetischen Schreibens und dessen immanenter Reflexion.
In dieser Analyse wird die Thematik der Gewalt in der Literatur von Gryphius über Shakespeare bis hin zu Benn behandelt. Gewalt wird durch Ausschluss aus der Gemeinschaft gebannt, gleichzeitig jedoch integriert, was die komplexe Beziehung zwischen Gesellschaft und Gewalt widerspiegelt. Die Autoren untersuchen paradigmatische Fälle der Poetologie verbannten Gewalts, die von der Bestie über Selbstmord bis zur sexuellen Revolution reichen.
Die Beiträge beleuchten verschiedene Aspekte, darunter Hofmannsthals politische Theologie und die psychopathologischen Dimensionen in seinen Werken. Gryphius' Gespenster und die Theriotopien bei Lynch und Potter zeigen die Verflechtungen von Mensch und Tier. Machiavelli, Shakespeare und Schiller werden hinsichtlich ihrer Machtanalysen betrachtet, während das Verhältnis zwischen Affekt- und Straftheorie von der Aufklärung bis zum 19. Jahrhundert thematisiert wird.
Hölderlins Paradoxien der Gewalt in der Selbstmorddebatte des 18. Jahrhunderts und die gewalttätigen Sprechakte des Fluchens in Familiengeschichten werden ebenfalls analysiert. Weitere Themen sind die Zensur medialer Gewaltdarstellungen, die Darstellung von Anormalität in der Literatur des 19. Jahrhunderts sowie die Genealogie des Sprachdeliriums um 1900. Schließlich wird die Beziehung zwischen Zwang und Freiheit in der Literatur um 1968 thematisiert.