Psychotherapie in Österreich seit 1945
Eine professionssoziologische Untersuchung zur Etablierung als Gesundheitsberuf und akademische Disziplin






Eine professionssoziologische Untersuchung zur Etablierung als Gesundheitsberuf und akademische Disziplin
Daten und Analysen mit Fokus Steiermark
Die Diätetik der Emotionen im frühneuzeitlichen Katholizismus in Bayern und Österreich
Die frühchristliche Theologie war stark von manichäisch-weltablehnenden Ideen geprägt, die im Widerspruch zum mosaischen 'Schöpfungslob' standen. Dieser Konflikt beeinflusste das Menschenbild der katholischen Kirche und deren Umgang mit Emotionalität und Gesundheit. Im Zuge der Reformation entwickelte der Katholizismus eine 'innere Mission', die Askese und Disziplin propagierte. Die katholische Reform führte zu einer rigorosen Seelenführung und strikter Affektregulation, was auch die Vorstellungen von seelischer und leiblicher Gesundheit des Klerus prägte. Carlos Watzka untersucht diesen geistlichen Diskurs im bayrisch-österreichischen Raum zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert.
Epidemiologische Analysen auf Basis von Aggregat- und Individualdaten
Carlos Watzka aktualisiert und vertieft die Forschung zu Risikofaktoren für Selbsttötungen auf individueller und kollektiver Ebene mittels multivariater quantitativer Analysen und schließt damit an seine Pilotstudie „Sozialstruktur und Suizid (2008)“ an. So kann ein neu erstelltes Erklärungsmodell auf Basis von Bezirksdaten der Jahre 2001-2009 mehr als 60 % der regionalen Schwankungen der Suizidraten in Österreich auf den Einfluss von 11 Parametern zurückführen, zu denen Alters-, Familien-, Wohn- und Erwerbsstruktur, Einkommens- und Bildungsniveau, aber auch der Grad der medizinischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung sowie Topographie und Landschaftsstruktur zählen. Hochrisikopopulationen für Suizide werden damit präziser identifizierbar und so auch die Wissensbasis für gezieltere Präventionsaktivitäten bedeutend erweitert.
Die Therapeutik der Seele ist seit dem Wirken Sigmund Freuds eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin, die auch Laien zumindest dem Begriff nach bekannt ist. Über Freuds Leben und Wirken wurden inzwischen zahllose Publikationen verfasst, dabei trat aber auch vieles in den Hintergrund, was eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Nicht zuletzt in Hinblick auf den Umgang mit psychischer Gesundheit vor Freud klaffen große Wissenslücken. Diese Lücke möchte der vorliegende Band der „Wiener Gespräche zur Sozialgeschichte der Medizin“ ein wenig schließen. Er spannt dabei einen Bogen von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, beginnend mit einem Beitrag zur Betreuung psychisch Erkrankter durch die katholische Kirche im 17. und 18. Jahrhundert. Mit dem Wiener „Narrenturm“ und der „Landes-Irrenanstalt“ in Hall in Tirol werden zwei bedeutende frühe staatliche Einrichtungen zur Betreuung psychiatrisch erkrankter Patienten näher vorgestellt. Die Ideengeschichte der Psyche vor bzw. bis Freud wird u. a. durch Beiträge über Tagebucheintragungen psychiatrischer Patienten aus dem 18. Jahrhundert, zu Hahnemanns Überlegungen zu Ganzheit und Unbewusstem in der Homöopathie, über die Seelendiätetik von Ernst von Feuchtersleben sowie über unbewusste Phänomene bei Arthur Schopenhauer erläutert. Abschließend wird das Thema „Sexualität zu Zeiten Freuds und danach“ beleuchtet.
Ergebnisse einer epidemiologischen Studie für das Land Steiermark
Die Studie zeigt am Beispiel Österreichs, dass Tod durch Suizid keineswegs - wie von manchen Vertretern Individuum-zentrierter Forschungsrichtungen immer noch behauptet - ein schicht-unabhängiges Phänomen ist. Vielmehr wird anhand von Analysen fallbezogener sowie aggregierter quantitativer Daten aufgezeigt, dass soziale Faktoren wie Erwerbstätigkeit, Einkommen und Bildung, gemeinsam mit psychischen und somatischen Erkrankungen, einen wesentlichen Einfluss auf das Suizidrisiko haben - wobei dies sowohl für einzelne Personen, als auch für ganze Regionen innerhalb einer Gesellschaft gilt. Es wird aber auch belegt, dass Regionen, die hinsichtlich psychosozialer Angebote für Hilfesuchende (Psychiater, Psychotherapeuten, Psychosoziale Zentren) höhere Versorgungsdichten aufweisen, tendenziell geringere Suizidhäufigkeiten zu verzeichnen haben.
Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelten in weiten Teilen Europas geistliche Ordensgemeinschaften – allen voran die »Barmherzigen Brüder« – das traditionelle Hospital-Konzept weiter zu einem weitverzweigten System von Krankenhäusern im modernen Sinne. In diesen Anstalten wurden neben somatisch kranken Personen auch psychisch Kranke durchaus als »Kranke« behandelt und nicht bloß als »Verbrecher«, »Asoziale« oder »unheilbare Narren«. Am Beispiel von Krankenprotokollbüchern des Grazer Ordenshospitals belegt der Autor, dass der Anstaltsbetrieb schon im 17. Jahrhundert von kurzen Aufenthaltsdauern, relativ geringer Sterblichkeit und hohen Raten wahrgenommener Heilungen geprägt war. Diese Befunde widersprechen der vorherrschenden Auffassung, der Umgang mit »Irren« habe in jener Zeit bloß in Internierung und Repression bestanden.