Geld symbolisiert in der modernen Gesellschaft sowohl ein Mittel der Rationalisierung als auch ein moralisch gefährliches Objekt. Kinderstube des Kapitalismus untersucht die Beziehung zwischen Kindern und Geld im 18. und 19. Jahrhundert. Pädagogen, Philosophen, Kinderbuchautoren und Ökonomen prägten die kontroverse Debatte über die monetäre Erziehung. Sandra Maß zeigt, dass die Ambivalenz des Geldes besonders bei der Erziehung von Kindern zu ökonomischen Bürgerinnen und Bürgern zum Vorschein kam und erweitert mit der Analyse von Ego-Dokumenten und Spielwaren die Geschichte ökonomischer Subjektivierungen um die kindliche Perspektive. Die Untersuchung betrachtet die Entwicklung des Kapitalismus in Großbritannien und in Deutschland von seinen Rändern aus. Eng verknüpft mit historischen Gefühlskulturen, mit Kindheitsvorstellungen und mit Zeitkonzepten entsteht eine kulturhistorische Geschichte des Ökonomischen, die die Grenzen der Wirtschafts- und Kulturgeschichte überschreitet.
Sandra Maß Bücher






Der Band untersucht die vielfältigen Dimensionen des Träumens, von individuellen nächtlichen Träumen bis hin zu politischen Visionen und Utopien. Er beleuchtet, wie sich die Wahrnehmung und Bedeutung von Träumen im historischen Kontext verändert hat. Die Beiträge thematisieren die Inhalte des Geträumten sowie die Träumenden und Visionäre der Geschichte. Zudem werden theoretische und methodische Ansätze zur Traumgeschichte sowie die Begriffe und Diskurse rund um den Traum und seine visuellen Darstellungen analysiert.
Die „L’Homme“-Ausgabe „Kinder in Heimen“ beleuchtet kritische Debatten zu einem gesellschaftlich relevanten Thema, das jüngst verstärkt ins öffentliche Interesse gerückt ist. Es wird untersucht, wie sich die Leitideen der Heimerziehung entwickelten und in welchem Verhältnis die Prinzipien der Sozialisation zu geschlechtsspezifischen, sozialen, religiösen und nationalen Werten standen. Der Wandel des Begriffs der Verwahrlosung und die damit verbundenen geschlechtsspezifischen Konnotationen werden thematisiert. Zudem wird die Rolle der Akteur*innen der sozialen Arbeit in Kinderheimen sowie die Möglichkeiten zur Selbstbestimmung der Zöglinge hinterfragt. Diese Fragestellungen werden anhand vielfältiger Quellen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und in unterschiedlichen räumlichen und historischen Kontexten diskutiert. Themen wie US-Indigene Internate, Waisenhäuser im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkriegs, geschlossene Einrichtungen für Mädchen in Bulgarien (1900–1944) und die Rolle des alliierten Kindersuchdienstes werden behandelt. Auch die Mädchenfürsorge in Deutschland (1871–1970) sowie Proteste gegen die Streichung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte an der Universität Jena finden Erwähnung. Die Analyse erfolgt aus verschiedenen Perspektiven und beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen institutioneller Erziehung und der Subjektivität der Kinder und Jugendlichen.
Paare, Briefe, Körper, Tanz: Die vielfältigen Beiträge dieses Bands nähern sich mit großem Einfühlungsvermögen der facettenreichen Vergangenheit Europas seit der frühen Neuzeit. Wie durch ein Schlüsselloch geben sie den Blick frei auf ungewöhnliche Alltagsszenen, unerwartete Machtkonstellationen und neu zu deutende Beziehungsgefüge. Die Konzentration auf die Miniatur und das Vergnügen am Erzählen lassen ein vielschichtiges Geschichts- und Menschenbild entstehen – jenseits der einschlägigen Meistererzählungen.
Weiße Helden, schwarze Krieger
- 370 Seiten
- 13 Lesestunden
Das Buch analysiert die Formen kolonialer und soldatischer Männlichkeit, wie sie sich im Rahmen der gegen den Versailler Vertrag gerichteten Politik in Deutschland nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg entwickelten und verfolgt ihre Modifikationen bis in die 1960er Jahre. Nach 1918 ist zu beobachten, dass die Figur des afrikanischen Soldaten in zwei politisch voneinander getrennten bürgerlichen bzw. militärischen Propagandabewegungen thematisiert wurde: Einerseits als der »wilde«, »barbarische« französische Kolonialsoldat, der das Rheinland besetzte und andererseits als der »loyale Askari«, der mit der deutschen Armee erfolgreich in Ostafrika gekämpft hatte. Der afrikanische, schwarze Soldat wurde damit zum Spiegel für weiße koloniale Männlichkeit und Entwürfe des »weißen Helden«. Über eine herkömmliche Propagandaanalyse hinaus versteht die Autorin die Variationen in der Beschreibung des afrikanischen Soldaten nicht nur als rassistische Meinungsbeeinflussung. Vielmehr kommt sie zu dem Schluss, dass die unterschiedlichen Beschreibungen letztlich dazu beitragen sollten, Kriegserfahrungen zu verarbeiten und das durch den Krieg erschütterte Verhältnis von Männlichkeit und Nation zu bestimmen.
Nicht erst mit dem Neoliberalismus, der „neuen Kultur“ des Kapitalismus und der Wende zum „unternehmerischen Selbst“ werden Menschen anvisiert, einen angemessenen Umgang mit Geld zu pflegen und ökonomisch verantwortungsvolle BürgerInnen zu sein. Männer und Frauen sollen in dem jeweiligen geschlechter- und schichtspezifischen Rahmen angemessen konsumieren, sparen, spenden, horten, vorsorgen oder investieren lernen. Darüber hinaus gilt es, diese ökonomischen und moralischen Dimensionen so zu verinnerlichen, dass die AkteurInnen sie als selbstverständlichen und selbstgewählten Rahmen ihrer Handlungen begreifen. Mit Blick auf West- und Osteuropa bestimmt dieses Heft das Verhältnis von Sub-jekt und Geld sowohl in kapitalistischen wie in nicht-kapitalistischen Gesellschaften.