Tschechien ist ein junger Nachbarstaat, und doch ein Land mit einer über tausendjährigen wechselvollen Geschichte. Die Mittlerstellung der böhmischen Länder zwischen Ost und West war stets Herausforderung und Chance zugleich. Das Buch bietet einen Überblick über die politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung eines Staates, der über Jahrhunderte hinweg ein besonderer Partner der deutschen und österreichischen Geschichte war.
Die Länder Böhmen und Mähren, die heute die Tschechische Republik bilden, zählen zu den bedeutendsten Geschichts- und Kulturlandschaften Mitteleuropas und haben die kulturelle Entwicklung des römisch-deutschen Reiches entscheidend beeinflusst. Besonders Prag entwickelte sich zur Hauptstadt des Reiches und zum Zentrum der Künste und Wissenschaften in Europa. In 724 alphabetisch angeordneten Artikeln wird die Geschichte von Städten, Marktflecken, Burgen, Adelssitzen und Klöstern von den Anfängen bis 1992 beschrieben. Orte mit historischen deutschen Namen sind entsprechend aufgeführt, und eine Ortsnamenkonkordanz erleichtert die Erschließung anhand heutiger Namen. Bedeutende Orte werden durch historische Stadtpläne ergänzt.
Der gemeinsam von deutschen und tschechischen Autoren verfasste Band präsentiert die lokale Geschichte als eine Erzählung von Tschechen, Deutschen und Juden, deren Wechselwirkungen die Region prägten. Erstmals wird die Entwicklung der Bevölkerungszusammensetzung im 19. und 20. Jahrhundert für jeden Ort dokumentiert. Eine geschichtliche Einführung und ein umfangreicher Anhang mit Stammtafeln, Bischofslisten, Glossar, Literaturverzeichnis, Personenregister und Gebietskarten machen das Werk zu einem umfassenden Nachschlagewerk zur Geschichte Böhmens und Mährens, das Fachhistorikern, historisch interessierten Reisenden und Sudetendeutschen als wertvolles Erinnerungsbuch dient.
Geschichtsschreibung in Schlesien vom späten 18. Jahrhundert bis 1914
526 Seiten
19 Lesestunden
Die Regionalstudien untersuchen die historiographische Produktion Schlesiens im langen 19. Jahrhundert. Die zeitliche, thematische und methodische Ausdifferenzierung der Geschichtsschreibung, die seit der Spätaufklärung auch in Schlesien zu beobachten ist, steht im Mittelpunkt der hier versammelten Regionalstudien. Aus wechselnden Perspektiven nehmen Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen aus Deutschland und Polen die historiographische Produktion zur Geschichte des Oderlandes in den Blick, die nicht nur im universitären Umfeld Breslaus entstand, sondern auch an anderen Kultur- und Bildungsinstitutionen des Landes erarbeitet wurde. Dabei wird deutlich, wie eng im langen 19. Jahrhundert wissenschaftliche Fragestellungen und politische Konstellationen miteinander verzahnt waren. So verstärkte der preußisch-österreichische Antagonismus, aber auch die Nachbarschaft des Landes zum slawischen Sprach- und Kulturraum gerade in Schlesien das Entstehen konkurrierender Geschichtsbilder.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges entschwand das Land der großen Ströme an der Warthe, Weichsel, Bug und Memel weithin aus unserem Bewußtsein. Die Erinnerung an diese zu Unrecht vergessenen Landschaften, Völker und ihre Geschichte erschließt eine versunkene Welt: die uns gleichermaßen fremdartig wie vertraut anmutende west-östliche Kultursymbiose jenes Raums von Polen bis Litauen, zu deren Entwicklung die Deutschen seit dem Mittelalter ebenso entscheidend beigetragen haben wie zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Buchstäblich seit der ersten historischen Erwähnung Polens und Litauens spielte sich deutsche Geschichte in diesem Teil Europas ab, überwiegend als Geschichte von Deutschen, die hier zeitweise oder auf Dauer eine neue Heimat fanden. Stets waren jene natürliche Mittler zwischen West und Ost und ein wesentlicher Faktor der deutschen Beziehungen zu Ostmitteleuropa, einer Nachbarschaft, die zwar selten ganz frei von Spannungen, aber im Blick auf das vergangene Jahrtausend für beide Seiten fruchtbar gewesen ist. „P“ So spannt sich der Bogen dieser Darstellung über mehr als tausend Jahre, von der Anwerbung deutscher Siedler durch polnische und litauische Fürsten im Mittelalter bis zur deutschen Besatzungszeit während des Zweiten Weltkrieges und der darauf folgenden Vertreibung der Deutschen aus ihrer östlichen Heimat. Dabei wird deutlich, daß die friedlichen Zeiten guter Nachbarschaft überwogen, Kämpfe und gegenseitiger Haß eher die Ausnahme waren, beides aber zu dieser Geschichte gehört und nicht verschwiegen oder aufgerechnet werden kann.
Die Formierungsphase der reformatorischen Konfessionskirchen dauerte im östlichen Europa länger als im deutschsprachigen Raum. Die Ausbreitung der lutherischen Lehre erfolgte nicht selten in Konkurrenz zu anderen evangelischen Strömungen; dabei spielte der Zusammenhang zwischen Religion und Nation eine besondere Rolle. Die Beiträge untersuchen die Wechselwirkungen der lutherischen Lehre im östlichen Europa. Der zeitliche Bogen reicht vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, um die heute noch manifesten Folgen der Reformation beispielsweise in Polen oder auf dem Gebiet des heutigen Rumänien zu verdeutlichen. Neben der Ereignisgeschichte stehen die mediale Vermittlung reformatorischen Gedankenguts in Wort und Schrift, Kunst und Architektur sowie der Umgang mit diesem kulturellen Erbe im Zentrum des Interesses. Mit Beiträgen von Joachim Bahlcke, Małgorzata Balcer, Katrin Boeckh, Hans-Jürgen Bömelburg, Kęstutis Daugirdas, Winfried Eberhard, Konrad Gündisch, Detlef Haberland, Jan Harasimowicz, Wilhelm Hüffmeier, Bernhart Jähnig, Grażyna Jurkowlaniec, Krista Kodres, Eva Kowalska, Kolja Lichy, Anna Mańko-Matysiak, Péter Ötvös, Frank Pschichholz, Maciej Ptaszyński, Anja Rasche, Edit Szegedi, Matthias Weber, Evelin Wetter und Martin Zückert.
Vor 350 Jahren wurde Daniel Ernst Jablonski (1660–1741) in der Nähe von Danzig geboren. Er wirkte von 1693 bis zu seinem Tod als reformierter Hofprediger in Berlin und war zudem Bischof der Bruder-Unität in Polen. Sein Einfluss reichte jedoch weit über Preußen und Polen hinaus. Als Gelehrter, Wissenschaftsorganisator und Kulturpolitiker schlug Jablonski Brücken über territoriale Grenzen und konfessionelle Lager hinweg. Im Europa der Frühaufklärung fielen seine Ideen von Völkerverständigung, Toleranz und Bildung auf fruchtbaren Boden. Zusammen mit Gottfried Wilhelm Leibniz gründete Jablonski 1700 in Berlin die erste Akademie der Wissenschaften in Deutschland. Sein Wissensdrang zeugt vom Aufbruch einer ganzen Epoche. Jablonskis Bildungsbemühungen sind ebenso modern wie sein Streben nach Gewaltverzicht, Minderheitenschutz und Ökumene. Sein auf Ausgleich und grenzüberschreitende Kommunikation zielendes Wirken macht ihn zu einem Symbol für die Herausforderungen der Gegenwart. Als Vordenker für das Zusammenwachsen Europas ist er neu zu entdecken.
Der Band enthält die Beiträge einer Tagung, die vom 21. bis 23. September 2011 im Reuchlinhaus in Pforzheim stattfand. Die Aufsatzsammlung versucht, die in Umrissen seit langem bekannten, in einem breiteren Zugriff jedoch nur selten thematisierten Beziehungen zwischen Schlesien und dem deutschen Südwesten um 1600 neu zu diskutieren. Aus dem Inhalt: Kurpfälzisch-schlesische Kulturtransferprozesse im Zeitalter des Späthumanismus Schlesische Studenten und Professoren an südwestdeutschen Universitäten Der schlesische Reformator Kaspar von Schwenckfeld und der Einfluß seiner Lehre auf die Territorien des deutschen Südwestens Schlesier im kurpfälzischen Kirchendienst um 1600 und der Heidelberger Theologe Quirin Reuter (1558 - 1613) Die Bedeutung des reformierten Theologen Abraham Scutletus für die Beziehungen zwischen Schlesien und der Kurpfalz um 1600 Das „böhmische Abenteuer“ Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz in der zeitgenössischen schlesischen Publizistik Exil oder gelobtes Land? Die Reise des Schlesiers David Pareus in die Kurpfalz (1566) und ihre literarische Transformation Der deutsche Südwesten in Reiseberichten schlesischer Adliger und Bürger zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg Die Beschreibung des Herzogtums Schlesien durch Martin Zeiller (1650)
Die Schaffgotsch zählten vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert zu den führenden Adelsfamilien in Schlesien. Sie gehörten nicht nur zu den größten Grundbesitzern des Landes, sondern brachten auch eine beachtliche Zahl namhafter Politiker, Geistlicher, Generäle und Unternehmer hervor. Spuren ihres Kunst- und Bildungsmäzenatentums, ihrer Bautätigkeit und Sammelleidenschaft unter österreichischer wie unter preußischer Herrschaft finden sich noch heute. Wie gelang es den Schaffgotsch, sich über Jahrhunderte hinweg trotz staatlicher und auch familiärer Krisen zu behaupten und „oben“ zu bleiben? Aus verschiedenen Blickwinkeln suchen Historiker und Kunsthistoriker aus Deutschland, Polen und Tschechien Antworten auf diese Leitfrage, die zugleich Einblicke in Strategien kultureller Hegemonie, Sinnstiftung und Symbolpolitik versprechen.