Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung des Mythos für die Philosophie Platons und das nachplatonische, antike Denken. Dabei konzentriert sie sich auf den Schlußmythos der Politeia und den Kommentar des Neuplatonikers Proklos zu diesem Text. Auf dieser Grundlage sind ihr allgemeine Aussagen zu Funktion und Stellung des Mythos in der Philosophie möglich. Anders als in vergleichbaren Publikationen wird der platonische Mythos weder historisch noch als Dialogelement isoliert. So kann sein Verhältnis zum philosophischen Denken in der Antike neu reflektiert werden: Aus der Reformulierung des mit ihm verbundenen Dialogs entsteht die 'Rationalität' des Mythischen.
Dirk Cürsgen Bücher






Die Technik ist eine der grundlegenden Instanzen, die das Leben des Menschen, sein Verhältnis zur Welt und sein Wirken in ihr prägen. Nach Platon und in der beständigen Auseinandersetzung mit ihm erarbeitet Aristoteles in verschiedenen Kontexten und sachlichen Zusammenhängen (Physik, Metaphysik, Ethik, Politik, Rhetorik, Poetik, Biologie) eine Reihe von Bestimmungen, die sein Verständnis des Wesens und der diversen Charakteristika der Technik erkennbar werden lassen. In ihrer Nachzeichnung und Auslegung kann Aristoteles’ Philosophie der Technik mit ihren entscheidenden Gedankengängen und Begriffen erschlossen werden. Einschlägig sind hierbei Fragen von Bewegung und Kausalität, Form und Stoff, Möglichkeit und Wirklichkeit, Theorie und Praxis sowie Sein und Natur.
Phänomenologie der Poiesis
- 292 Seiten
- 11 Lesestunden
Mit dem Begriff der Poiesis (Herstellen, Hervorbringen) bezeichnet bereits Aristoteles eine selbständige Form des menschlichen Seinsverhaltens neben Theorie und Praxis. Der Terminus benennt eine bestimmte Form des Übergangs zwischen Nichtsein und Sein, der Ermöglichung desjenigen Seienden, das nicht immer, nicht gleichbleibend und nicht von sich aus besteht, sondern das aus dem Nichtsein allererst ins Sein überführt werden muß, um es selbst zu sein. Allerdings tritt schon bei Aristoteles die wirkliche Ausführung einer Philosophie der Poiesis – neben theoretischer und praktischer Philosophie – in auffälliger Weise in den Hintergrund, obwohl es sich bei der Poiesis um das wohl rätselhafteste Vermögen des Menschen überhaupt handelt. Obwohl in der Folgezeit die Reflexion auf die Poiesis fast vollständig verschwindet, leitet doch zugleich die Poiesis unausgesprochen das Verständnis von Theorie und Praxis und wird so zum eigentlich beherrschenden Konzept aller Vernunft. Das vorliegende Buch entwickelt erstmals systematisch die Wesensverfassung der Poiesis. Es zeigt, daß Sprache und Denkmuster der Poiesis von universeller Deutungskraft für unsere Stellung in der Welt sind. Unser gesamtes Selbstverständnis in seinem Zusammenhang mit dem Seienden ist fundamental von poietischen Konzepten durchdrungen, hinter die wir kaum zurückgehen können, die wir gleichwohl kaum je eigens bedenken.
Henologie und Ontologie
- 496 Seiten
- 18 Lesestunden
Das Grundproblem der neuplatonischen Philosophie besteht in der Bestimmung der Prinzipienfunktion des Einen sowie in der Klärung des Verhältnisses von Einheit und Sein als den beiden Zentralbegriffen der Metaphysik. Steht dabei gemeinhin Plotin im Mittelpunkt des Interesses, so wird den späten Neuplatonikern zu Unrecht immer noch weitaus geringere Aufmerksamkeit zuteil. Im Gegensatz dazu widmet sich die vorliegende Monographie der eingehenden systematischen Aufarbeitung dieser Thematik und erforscht die beiden letzten großen Denkgebäude dieser Epoche – die des Proklos (412-485) und des Damaskios (ca. 456-540). Hieraus ergeben sich grundlegende Einsichten in das Wesen zentraler Konzepte wie Negation, Relation, Vermittlung und Übergang, Seele und Intellekt, Denken und Wissen oder Idealität und Materialität. Insgesamt kann auf diese Weise eine umfassende Theorie des Absoluten auf dem Boden von Henologie und Ontologie entwickelt werden. Die Relevanz des späten Neuplatonismus für die Ausarbeitung einer metaphysischen Prinzipientheorie wird so eingehend nachgewiesen und in all ihren sachlichen Facetten sichtbar gemacht.
Im Zentrum des Cusanischen Denkens steht seit seinen Anfängen durchgängig die Auslotung der menschlichen Mittel und Formen, einen adäquaten und genauen Begriff des Absoluten oder des Unendlichen zu gewinnen. Die Studie widmet sich der Analyse der wesentlichen Ausarbeitungen eines Gottesbegriffs durch Nikolaus von Kues aus den Jahren 1459 bis 1464, die als Vollendung seines Denkweges angesehen werden können, weil sie durch konzeptuelle Neuerungen ein spekulatives und argumentatives Niveau erreichen, das eine genuin philosophische und damit christliche Vorgaben überhöhende Logik der Unendlichkeit ermöglicht.
Warum gibt es überhaupt irgendetwas und nicht vielmehr nichts? Ein Blickwinkel, unter den sich Leibniz' Denken insgesamt stellen läßt, ist definitiv die Seinsfrage. Leibniz ist der erste Philosoph, der diese Grundfrage der Philosophie begrifflich explizit formuliert und dezidiert ins Zentrum seiner Reflexionen stellt. Gleichwohl kommt die Seinsfrage, als die radikal zu Ende geführte Frage nach dem zureichenden Grund von allem, weder denkerisch aus dem Nichts noch schwebt sie systematisch bindungslos im luftleeren Raum. Vielmehr ist von einem essentiellen und sachlich konsequenten Zusammenhang zwischen der Seinsfrage und Leibniz' konkreter Metaphysik auszugehen. Die Antwort auf die Frage beruht auch auf dem Was, Wie und Wozu des weltlichen Seins, die Rückschlüsse auf den Grund und die Motivation der Schöpfung erlauben. So stellt sich die Seinsfrage bei Leibniz ein vor dem Hintergrund seiner Logik, seiner Substanzlehre, seines Gottes- und Weltbegriffs, seiner Theorie des Verhältnisses von Möglichkeit und Wirklichkeit oder seiner Auffassung von der Aufgabe des Vorstellens, kann also ohne all dies in seiner speziellen Gestalt und Reichweite nicht verstanden werden. Die vorliegende Monographie versucht, die wesentlichen Elemente seines Systems auf die Seinsfrage hin zusammenzuführen, um dadurch den Grundcharakter seines Denkens aus der Perspektive dieser Frage sichtbar werden zu lassen.
Auf die Frage „Was kann ich wissen?“ antwortet Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft, in deren Zentrum die Ausarbeitung einer transzendentalen Logik steht. Zu ihr gehört einerseits die Logik der Wahrheit (Analytik), andererseits die Logik des Scheins (Dialektik); ein Zwiespalt, der auch die Sonderung zwischen den Erkenntnisvermögen Verstand und Vernunft legitimiert. Genau auf die Grenzlinie zwischen beiden Bereichen und als Abschluß der Analytik platziert Kant seine, verglichen mit den anderen Abschnitten seines Hauptwerks, kaum beachtete Tafel des Nichts. Und doch ist es eben diese begriffliche Explikation des Nichts, vermittels derer der Philosoph sein Projekt der Fundierung und sicheren Begrenzung des menschlichen Erkennens in positiver Hinsicht zum Abschluß bringt. Kant orientiert sich hierbei konkret am transzendentalphilosophisch grundlegenden Gegensatz von Möglichkeit und Unmöglichkeit resp. Etwas und Nichts als logischer Entfaltung des Konzepts eines Gegenstandes überhaupt. Das Nichts wird entsprechend der Kategorientitel Quantität, Qualität, Relation und Modalität eingeteilt in das ens rationis, das nihil privativum, das ens imaginarium sowie das nihil negativum. Die vorliegende Arbeit untersucht Kants Bestimmung des Nichts und zeigt die Relevanz seiner Thesen über das Nichts für sein System im Horizont der Kritik der reinen Vernunft.