Phänomenologie der Poiesis
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Mit dem Begriff der Poiesis (Herstellen, Hervorbringen) bezeichnet bereits Aristoteles eine selbständige Form des menschlichen Seinsverhaltens neben Theorie und Praxis. Der Terminus benennt eine bestimmte Form des Übergangs zwischen Nichtsein und Sein, der Ermöglichung desjenigen Seienden, das nicht immer, nicht gleichbleibend und nicht von sich aus besteht, sondern das aus dem Nichtsein allererst ins Sein überführt werden muß, um es selbst zu sein. Allerdings tritt schon bei Aristoteles die wirkliche Ausführung einer Philosophie der Poiesis – neben theoretischer und praktischer Philosophie – in auffälliger Weise in den Hintergrund, obwohl es sich bei der Poiesis um das wohl rätselhafteste Vermögen des Menschen überhaupt handelt. Obwohl in der Folgezeit die Reflexion auf die Poiesis fast vollständig verschwindet, leitet doch zugleich die Poiesis unausgesprochen das Verständnis von Theorie und Praxis und wird so zum eigentlich beherrschenden Konzept aller Vernunft. Das vorliegende Buch entwickelt erstmals systematisch die Wesensverfassung der Poiesis. Es zeigt, daß Sprache und Denkmuster der Poiesis von universeller Deutungskraft für unsere Stellung in der Welt sind. Unser gesamtes Selbstverständnis in seinem Zusammenhang mit dem Seienden ist fundamental von poietischen Konzepten durchdrungen, hinter die wir kaum zurückgehen können, die wir gleichwohl kaum je eigens bedenken.