Brigitte Reutner Doneus Bücher






Die umfangreiche Publikation zeigt Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Kunst und Wahn aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Neben Werken Gugginger Art-brut-Künstler wie Johann Hauser, Oswald Tschirtner und August Walla werden Arbeiten von Arnulf Rainer, Peter Pongratz, Adolf Frohner, Hermann Nitsch, Franz Ringel und Alfred Hrdlicka präsentiert. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren die österreichischen KünstlerInnen auf der Suche nach dem von der Geschichte unberührten, authentischen Ausdruck in der Kunst. Die 1960er und 1970er waren auch in Österreich von Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Leben, neuen Kunstsparten, Drogenexperimenten und von neuen integrativen Gesellschaftsmodellen geprägt. Abstrakte Kunst, Werke indigener Völker, Arbeiten von Kindern und von psychisch beeinträchtigten Menschen galten als unverbildet und unverfälscht. Auch unabhängig von jenen Einflüssen fanden manche Künstlerinnen zeitgleich oder früher zu formalen Lösungen, die an Art brut erinnern. In der Publikation werden Art-brut-Arbeiten und psychisch durchdrungene Arbeiten österreichischer Künstler gemeinsam präsentiert und vermitteln jenes vom Zeitgeist geprägte Kunstwollen, mit dem eine Generation überkommene Strukturen endgültig hinter sich lassen wollte.
Einer kunstsinnigen Familie entstammend, wächst die Künstlerin im starhembergschen Palais an der Linzer Promenade auf. Nach der Matura im Mädchenlyzeum besucht sie die Malschulen von Berta von Tarnóczy, Tina Kofler und Matthias May, bevor sie von 1924 bis 1930 an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Ab 1930 nimmt sie privaten Malunterricht bei Fritz Hoffmann, einem Mitglied der Münchner Sezession. Ihr erster Erfolg zeigt sich an einer Ausstellungsbeteiligung im Münchner Glaspalast, doch der akute Pflegebedarf der Eltern zwingt sie 1932 zurück in ihre Geburtsstadt. Newald heiratet nicht und bleibt kinderlos. Sie gehört jener Frauengeneration an, deren Jugend durch zwei Weltkriege geprägt wurde. Der ökonomische Druck, da die Familie in den 1920er-Jahren ihr Vermögen verlor, beeinflusst ihr weiteres Leben. Als stille Chronistin ihrer Zeit verfolgt sie eine subtil poetische Umsetzung von topografischen Motiven aus Linz und den umliegenden Landschaften. Ihre langjährige Mitarbeit bei der stadtinternen Regestenforschung sowie ihre umfassende Tätigkeit bei den Linzer Puppenspielen halten sie zeitlebens mit der Stadt verbunden. (Andrea Bina)
Elfriede Trautners künstlerisches Lebenswerk zeigt, wie sie als Frau die sozialen Strukturen im Linz der 1960er- und 1970er- Jahre wahrnahm und bewältigte. Trautner arbeitete fünfunddreißig Jahre als Sekretärin am Linzer Brucknerkonservatorium (heute Anton Bruckner Privatuniversität). In ihrer Freizeit schuf die Absolventin der Linzer Kunstgewerbeschule Hunderte von technisch herausragenden Kaltnadelradierungen. Mit ihren feinen Sensoren litt die empfindsame Frau unter dem Ausgesetztsein in einer (frauen-)feindlichen Welt, der fortschreitenden Technifizierung, der Ausbeutung der Natur und der Entfremdung des Menschen von sich selbst. In der Sprache der Pop Art, in symbolistischen, realistischen und abstrakten Ausdrucksformen fand die Künstlerin sehr pointierte und auch poetische Umsetzungen für ihre persönlichen Anschauungen und Überzeugungen. Für Elfriede Trautner war die Kunst lebenserhaltend. Sie stellte eine Möglichkeit dar, ihren Leidensdruck und ihre Verzweiflung in künstlerische Kreationen zu übersetzen.
Die Fotografie entstand in einer Zeit intensiver Reisen und Entdeckungen, wobei die Pioniere der Studiofotografie bestrebt waren, der Fotografie eine künstlerische Identität zu verleihen. Anselm Wagner betont, dass der Wert von Fotografien an ihrer Fähigkeit gemessen wurde, kunsthistorische Vorbilder nachzuahmen, was der Fotografie den Zugang zu Museen eröffnete. Um die Jahrhundertwende verstärkten piktorialistische Arbeiten in Zeitschriften wie „Camera Work“ den Stellenwert und die Ästhetik der Fotografie. Gleichzeitig fand die Fotografie auch in nicht-künstlerischen Milieus Verbreitung und ist heute in nahezu allen Bereichen der visuellen Kultur präsent. In der Kunstfotografie agieren Fotografen, die Kunst schaffen, und Künstler, die Fotografien nutzen. Jede Fotosammlung fungiert als Archiv und ermöglicht Aussagen über visuelle Informationen. Der Betrachter muss entscheiden, ob es sich um ein „Bild“ oder um aufgezeichnete Realität handelt. Hermann Josef Painitz und Robert Castel thematisieren die Beziehung zwischen Fotografie und Realität, wobei Castel argumentiert, dass das Bild das Negative dessen ist, was existiert. Man Ray stellt die Frage nach der Kunst der Fotografie in den Hintergrund und hebt die kreative Kraft des Lichts hervor. Fotografien sind Lichtspuren, die die Geschichte der Menschen dokumentieren und sich als ideale Historikerin präsentieren.