Han Kang
27. November 1970
Han Kang ist eine südkoreanische Schriftstellerin, Trägerin des Man Booker Prize und Nobelpreisträgerin für Literatur. Mit ihrem Roman „Die Vegetarierin” erregte sie großes Aufsehen, aber auch in ihren anderen Werken beschäftigt sie sich mit Themen wie der Reaktion auf historische Traumata und der Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens.
Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren, wuchs jedoch ab ihrem elften Lebensjahr in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur und graduierte dort im Jahr 1993. Han debütierte mit Gedichten, die in der Zeitschrift „Literatur und Gesellschaft“ (Munhak-kwa sahoe) erschienen, bekannt wurde sie kurz darauf jedoch als Prosaschriftstellerin.
1994 gewann Han mit der Kurzgeschichte Rotes Segel (붉은 닻 Bulgeun Dat) den Literaturpreis der Zeitung Seoul Shinmun. Danach schrieb sie kontinuierlich und veröffentlichte mehrere Bände mit Erzählungen.
Im Jahre 1999 gewann Han einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den „Preis für junge Künstler von heute“ des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.
Außerdem arbeitete Han als Journalistin für die Zeitschriften „Wasser der tiefen Quelle“, „Journal der Publikationen“ und „Quelle“. Ihr Werk Die Vegetarierin wurde 2010 verfilmt und der Kurzroman Baby Buddha diente als Grundlage für den Film Scar. Von 2007 bis 2018 lehrte Han Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts, seitdem ist sie freie Schriftstellerin.
2016 erhielt Han zusammen mit ihrer Übersetzerin Deborah Smith für ihren 2015 ins Englische übersetzten Debütroman 채식주의자 The Vegetarian aus dem Jahr 2007 den mit 50.000 Pfund Sterling dotierten Man Booker International Prize. Der Roman stellt die südkoreanische Hausfrau Yeong-hye in den Mittelpunkt, die eines Tages beschließt, sich nur noch vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. Ihre passive Rebellion nimmt immer groteskere Ausmaße an, als sie sich in der Öffentlichkeit zu entblößen beginnt und von einem Leben als Pflanze träumt, was auf Unverständnis und Gegenwehr ihrer Familie stößt. 2009 wurde das Werk von Im U-seong verfilmt. Der Roman erschien im August 2016 unter dem Titel Die Vegetarierin auch auf Deutsch. Die Protagonistin gilt als erste Frau in der Byronic-Hero-Rolle.
2014 wurde in ihrer Heimat der Roman Der Junge kommt (소년 이 온다 Sonyŏn i onda) veröffentlicht, in dem Han sich thematisch der gewaltsamen Zerschlagung des Gwangju-Aufstands (1980) annimmt. Eine deutsche Übersetzung des Buchs erschien 2017 unter dem Titel Menschenwerk.
2018 schrieb Han einen Beitrag für das Kunstprojekt Future Library der schottischen Künstlerin Katie Paterson. Es soll im Jahr 2114 in einer 100 Texte umfassenden Anthologie veröffentlicht werden. Bis dahin wird das Manuskript unveröffentlicht und ungelesen in der Deichmanske bibliotek in Oslo verwahrt. Hans Beitrag trägt den Titel Dear Son, My Beloved.
2024 wurde Han mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Jury begründete den Preis mit “for her intense poetic prose that confronts historical traumas and exposes the fragility of human life” (für ihre intensive Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufzeigt). Damit wurde erstmals ein Literaturnobelpreis nach Südkorea vergeben.