Karl Heinz Witte Bücher





Meister Eckhart ist beliebt. Vorträge über ihn sind gut besucht. Es gibt zahlreiche interreligiöse Studien über ihn. In der Meditations- und Spiritualitätsbewegung ist er ein viel zitierter Autor. Er wird als Zeuge für Erleuchtungserfahrungen aufgerufen, oder er wird als aristotelisch-arabischer Philosoph vorgestellt. Seine Predigten und andere Texte sprechen uns auch nach 700 Jahren noch an, z. B.: »So gewiss der Vater seinen einzigen Sohn in seiner Natur [in der Trinität] gebiert, so gewiss gebiert er ihn in das Innerste des Geistes, und das ist die innere Welt. Hier ist Gottes Grund mein Grund und mein Grund Gottes Grund. Hier lebe ich aus meinem Eigenen, wie Gott aus seinem Eigenen lebt. Wer in diesen Grund jemals nur einen Augenblick geschaut hat, dem sind tausend Mark rote Goldmünzen wie ein falscher Heller. Aus diesem innersten Grunde sollst du alle deine Werke wirken ohne Warum und Wozu« (Predigt 5b). Das Zitat wirft Fragen auf: Was geschieht im Innersten des Geistes? Wie kann Gottes Grund und mein Grund derselbe sein? Welchen Schatz kann ich in diesem Grunde finden? Wie kann ich ohne Absicht handeln? Karl Heinz Witte fasst in dieser Einführung in das Werk Meister Eckharts solche Fragen und Thesen zusammen in die Frage nach dem »Leben aus dem Grunde des Lebens«. Er führt in Eckharts Lehre ein, um sie für unsere Zeit verständlich zu machen, ohne den Philosophen und Theologen des Mittelalters zu aktualisieren oder zu modernisieren. Vielmehr versucht er, Eckharts philosophisches Denken und seine theologische Intention aus seinen Texten und in seinen Begriffen fachgerecht zu erklären.
Johannes von Basel: Der Meister des Lehrgesprächs
Eine augustinische Theologie der Beziehung Gottes zum Menschen in Auseinandersetzung mit Meister Eckhart
Witte ediert vier Texte, die er dem „Meister des Lehrgesprächs“, einem Magister des Augustinerordens, zuordnet: den Audi-filia-Dialog, den Gratia-Dei-Traktat, den In-principio-Dialog und den Traktat von der Minne. Diese vier Texte werden hier erstmals im Zusammenhang lesbar gemacht. Darüber hinaus wird aufgezeigt, dass der Autor wahrscheinlich mit Johannes von Basel (ca. 1333-1392) identisch ist. Witte weist anhand des Sentenzenkommentars und der Quästionensammlung des Magisters zahlreiche und umfassende Übereinstimmungen nach: Besonderheiten der Augustinerschule, aber auch erste Abweichungen davon bei Johannes von Basel, die der Meister des Lehrgesprächs übernimmt. Somit wird ein für die Germanistik neuer Autor vorgestellt und zugleich wird das theologische Profil des Augustinermagisters erweitert.
Zwischen Psychoanalyse und Mystik
Psychologisch-phänomenologische Analysen
Die vorliegenden Studien widmen sich der unbewussten Dynamik in der Psychotherapie und der unmittelbaren mystischen Erfahrung im alltäglichen sowie spirituellen Leben. Dabei wird ein Wahrnehmungsmodus betrachtet, dessen Bedeutung in der Gesellschaft, Wissenschaft, Psychotherapie und Theologie oft verkannt wird. Die vorherrschenden Konzepte von Macht und Machbarkeit führen dazu, dass dieser Bereich der Selbsterfahrung und der Subjektkonstitution oft verleugnet oder verdrängt wird. Im Gegensatz dazu dringen die neurosen- und sozialpsychologischen Perspektiven Adlers an eine Grenze, an der die Intentionalität und Weltbezogenheit des Individuums in einem Ursprungspunkt aufgehoben sind. Dieser Ursprungsgrund ist nicht diskursiv oder reflexiv erfassbar, sondern offenbart sich in der Gabe des Lebens und im Ergriffensein vom dynamischen Unbewussten, das unser Leben formt. Es zeigt sich in der überwältigenden Affiziertheit bei der Geburt des Selbst und in der gleichursprünglichen Geburt des Mitlebendigen als Liebe und erleidendes Mitbewegtsein. Die Analysen verifizieren die psychoanalytische und mystische Dimension dieser Wahrnehmung anhand der Beiträge von A. Adler, S. Freud, W. R. Bion und der Lebensphänomenologie.