Frühe Neuzeit
- 608 Seiten
- 22 Lesestunden
Arlette Farge ist eine Historikerin, die sich auf das 18. Jahrhundert spezialisiert hat. Ihre Arbeit befasst sich mit der Zerbrechlichkeit des Lebens, Gewalt, Macht und Solidarität im Paris dieser Zeit. Farge taucht tief in Archive ein, um verborgene Erzählungen und gesellschaftliche Dynamiken aufzudecken. Ihr Ansatz betont die lebendigen, oft unsichtbaren Aspekte der Vergangenheit.






Über das Archiv als Reservoir und Schatzhaus, als Arbeitsplatz und Zeichen herrschaftlicher Macht. Was charakterisiert Archive? Die französische Historikerin Arlette Farge gibt in ihrem Essay eine mehrfache Antwort. Sie erschließt das Archiv als Schatzhaus, mitunter als Wunderkammer; sie umreißt es als Arbeitsplatz von Archivaren, Magazinern und Historikerinnen; sie zeigt es als Ort, der Auskunft über das Wirken herrschaftlicher Macht gibt. Als unerschöpfliches Reservoir schildert Farge das Archiv. Die Namen und Lebensläufe der Vielen, der angeblich Namenlosen stehen für Anstrengungen - für vielerlei Formen des Versagens wie des Glücks. In Einzelepisoden folgt die Historikerin den Unregelmäßigkeiten, wenn nicht Brüchen dieser Leben. Gerade in seiner Materialität, in seinen Prozeduren wie Skurrilitäten - und den stets möglichen Überraschungsfunden lässt Farge den »Geschmack« des Archivs erkennen.
Wenige Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Französischen Revolution kommt es in Paris zu einem Aufstand, der kurz und gewalttätig ist: Massen rotten sich zusammen, plündern Geschäfte, werfen Steine und setzen Häuser in Brand. So unvermittelt wie dieser Tumult ausbrach, so plötzlich geht er zu Ende. Arlette Farge und Jacques Revel rekonstruieren nicht nur den Verlauf der Ereignisse, sondern sie zeigen auch, wie bedeutsam und aufschlußreich die kleinen Widerstände im Pariser Alltagsgeschehen für den Bewußtseinswandel des »peuple« gewesen sind. Der Kinderaufstand ist, wie nach und nach deutlich wird, weit mehr als der Aufruhr des Pöbels, er ist eine Etappe auf dem Weg in die Revolution, und in ihm artikulieren sich jene kleinen Leute, die als Vorkämpfer für Vernunft und Freiheit in die Annalen eingehen werden. Auf der Suche nach den Logiken der Massen eröffnet uns diese Episode Einblicke in die Lebens- und Denkgewohnheiten, die Ängste und Hoffnungen im vorrevolutionären Frankreich. Farge und Revel legen Zeugnis ab von einer gleichermaßen spannenden und radikalen Form von Geschichtsschreibung, die den Spuren des Alltags folgt und Zusammenhänge erschließt, die das Leben der Menschen prägten.
Cover -- Half Title -- Title -- Copyright -- Contents -- Translator's Preface -- Editor's Introduction -- Disorderly Families -- Introduction -- 1. Marital Discord -- LETTERS -- Households in Ruin -- The Imprisonment of Wives -- The Debauchery of Husbands -- The Tale of a Request -- 2. Parents and Children -- LETTERS -- The Disruption of Affairs -- Shameful Concubinage -- The Dishonor of Waywardness -- Domestic Violence -- Bad Apprentices -- Exiles -- Family Honor -- Parental Ethos, 1728: The Rationale for Sentiment -- Parental Ethos, 1758: The Duty to Educate -- 3. When Addressing the King -- Afterword to the English Edition -- Arlette Farge -- Notes -- Glossary of Places -- B -- C -- E -- F -- H -- I -- L -- M -- P -- Q -- S -- Name Index -- A -- B -- C -- D -- E -- F -- G -- H -- J -- L -- M -- N -- O -- P -- R -- S -- T -- V -- Z
Originally published as Le Gout de l'archive. Editions du Seuil, 1989. Collection La Librairie du XXIe siecle sous la direction de Maurice Olender.
Gives an account of the everyday lives of Parisians in the eighteenth century. This work traces the solidarities and conflicts which arose between men and women, rich and poor, masters and servants, neighbours and colleagues. It paints a picture of a society in a process of mutation which was gradually constructing a fresh set of values.
Présente dans le récit historique et par là même souvent déréalisée, la guerre est toujours considérée comme un moment inéluctable aux conséquences inévitablement désastreuses.Prenant appui sur les trois grandes campagnes menées aux frontières françaises par la monarchie du XVIIIᵉ siècle, Arlette Farge saisit le conflit comme un objet spécifique, effet de mécanismes et de dispositifs explicables, c'est-à-dire, contrairement à l'opinion reçue, évitables. Elle inscrit la guerre dans des moments propres, retrouve sa scansion singulière : le recrutement, les marches, le campement, les malheurs et les ruines, la présence des femmes et leur désarroi...Fidèle à sa pratique, et à sa passion, de l'archive, elle le fait en s'appuyant sur les mémoires anonymes, les textes du quotidien et les correspondances retrouvées.Cette petite dramaturgie de l'ordinaire vient, dans Les fatigues de la guerre, prendre son sens dans la lecture tout à fait originale d'une suite de peintures peu connues de Watteau sur le thème de l'engagement militaire.