Sinn und Form 5/2025
Beiträge zur Literatur
Franz Fühmann war ein deutscher Schriftsteller, der in Ostdeutschland lebte und wirkte. Seine vielfältige literarische Produktion umfasste Kurzgeschichten, Essays, Drehbücher und Kinderbücher. In seinen Werken erforschte er tiefgründige existenzielle Fragen und die Natur der menschlichen Identität. Fühmanns einzigartige Fähigkeit, epische Weite mit intimer Figurenpsychologie zu verbinden, sicherte ihm einen bedeutenden Platz in der deutschen Literatur.







Beiträge zur Literatur
Ein Schriftsteller verlässt seinen Schreibtisch. Fährt nach Warnemünde. Nicht an den Strand, sondern in die Werft. Nicht zum Sonnenbaden, sondern zum Arbeiten. Es ist Franz Fühmann, der sich 1960 auf den Weg macht, um zu erfahren, wie sich das Leben an der Basis darstellt. Seine dort gemachten Erfahrungen erlebt er als Befreiung. Zweifel am System werden erst einige Jahre später und dann mit Vehemenz seine Sicht bestimmen, sein Leben, sein Werk. „Kabelkran und Blauer Peter“ ist ein bestens lesbares Stück Literatur, über eine Arbeitswelt, in der schon damals die Moderne mit sich steigernder Geschwindigkeit Einzug hielt. Doch dieser Reportage-Klassiker ist noch viel mehr: Er zeigt einen Menschen, der anfängt zu er- gründen, ob theoretische Muster im praktischen Leben eine Entsprechung finden.
The exploration of the lives of poet Georg Trakl and author Franz Fühmann reveals a deep engagement with the struggles of a turbulent century. Fühmann reflects on his own vulnerabilities to ideologies like Nazism and socialism, using Trakl's poetry as a means of resistance and understanding. The work examines the complexities of human existence, transcending simplistic ideologies to embrace the full spectrum of life’s experiences. Awarded the Scholl Siblings Prize in 1982, this poignant narrative remains relevant in today's climate of political extremism.
Four classical Greek myths retold with unexpected twists by an East German dissident. Franz Fühmann's subversive retellings of four Greek legends were first published in East Germany in 1980. In them, Fühmann plumbs the ancient tales' depths and makes them his own. Attuned to conflict and paradox, he sheds light on the complexities of sex and love, art and beauty, politics and power. In the title story, the love of the goddess Eos for the mortal Tithonos reveals the blessing and curse of transience, while "Hera and Zeus" probes the divine couple's tumultuous relationship and its devastating consequences for a world embroiled in war. Fühmann's unflinching account of Marsyas' flaying by Apollo has been widely read as a dissident political statement that has lost none of its incisive force. At times charged with sensuality, and at others honed to a keen analytical edge, Fühmann's shimmering prose is matched by Sunandini Banerjee's exquisite collages.
Es war einmal ein schrecklich langer Satz mit lauter finsteren Worten. Zwischen all den finsteren Worten befand sich ein kleines und, das sich nach Licht und Wärme sehnte. Eines Tages lief es deshalb davon, legte sich in die Sonne, wurde jedoch gleich müde, schlief ein – und als es erwachte, ware der Satz längst weg. Und das kleine und stand mutterseelenallein in der Welt. Das war noch schlimmer als Finsternis. Franz Fühmanns grandiose Erzählung für Kinder und jene, die sich Erwachsene nennen, begleitet das kleine und auf seiner Suche nach einer neuen Gemeinschaft. Zum Glück ist es wählerisch, geht nicht mit jedem oder jeder mit. Will sich nicht mit dem H zum Hund vereinigen, will nicht zwischen Mann und Maus untergehen. Kann warten, bis das richtige Wort vorbeikommt ... Eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Geschichte, trefflich illustriert von Jacky Gleich. Ein Buch, das Lust auf Sprache macht: verspielt, ganz ohne pädagogischen Zeigefinger, aber lehrreich. Eine große Freude – und noch viel mehr ...
In der Stadt Käsebrot lebt ein einzigartiges, buntes Vögelchen in einem blauen Nest, das von Kindern geliebt wird. Eines Morgens verschwindet es, und eine spannende Suche beginnt, unterstützt von Kindern und Wachmeistern. Franz Fühmanns Klassiker der DDR-Kinderliteratur kehrt zurück, ergänzt durch ein Nachwort zur Entstehungsgeschichte.
Roman einer Jugend unter Hitler in acht Erzählungen
Each story presents a snapshot of a personal and historical turning point in the life of the narrator, beginning with childhood anti-Semitism and moving to a youthful embrace-and then an ultimate rejection-of Nazi ideology.
Eine Rede
Fühmanns Rede über den in der DDR verpönten Gottfried Benn 1981 war nur in einer kirchlichen Einrichtung möglich. Sie blieb ungedruckt, aber als Tondokument erhalten. Ein erstaunliches Zeugnis! In der DDR war Gottfried Benn lange eine Unperson. Er galt als zu sehr verstrickt mit den Nationalsozialisten; tatsächlich hatte er die »Bewegung« anfangs begrüßt, allerdings wandte er sich schnell davon ab, um in einer »aristokratischen Form der Emigration« zu überwintern. Der DDR blieb er dennoch hochverdächtig. 1981, und zu diesem Zeitpunkt war das absolut spektakulär, nennt Fühmann ihn in einer Rede in den Samariteranstalten Fürstenwalde/Spree einen der »größten deutschen Lyriker in diesem Jahrhundert«. Sofort macht er klar, dass er Benn nicht nur schätzt, sondern ein intimer Kenner seines Werkes ist. Fühmann, selbst ein Schriftsteller, der sich seine eigenen politischen Irrtümer nicht verzeihen konnte (er hatte den Nazis angehangen und war nach 1945 ebenso blind den sozialistischen Parolen auf den Leim gegangen), sah in Benn insofern auch einen Gefährten. Er liest seine Gedichte als Kollege: Wie sind sie gemacht? Wie sind sie zu verstehen? Dass er vor einem Publikum spricht, das Benn gewissermaßen kaum dem Namen nach kennt, macht einen großen Reiz dieses Vortrags aus, der nach einem Tondokument verschriftlicht wurde und in der Fühmann-Werkausgabe nicht enthalten ist.
This work is a gripping and profoundly personal encounter with the great expressionist poet Georg Trakl. It is a taking stock of two troubled lives, a turbulent century, and the liberating power of poetry. Picking up where his last book, 'The Jew Car', left off, Fühmann probes his own susceptibility to ideology's seductions - Nazism, then socialism - and examines their antidote, the goad of Trakl's enigmatic verses.