In ihren entdeckungsfreudigen Essays fragt Libuse Moníková nach dem Modellcharakter der Literatur: Wo erzählt wird, führt das Denken über die bestehende Welt hinaus. In Texten von Kafka, Borges oder Capek erkennt sie Modelle von Weltzuständen und hellsichtige Ankündigungen kommender Ereignisse. 1991 erhielt Libuse Moníková den Adelbert-von-Chamisso-Preis.
Libuše Moníková Bücher
Libuše Moníková war eine tschechische Autorin, die auf Deutsch veröffentlichte. 1968 verließ sie nach der Invasion der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes Westdeutschland. Sie starb in Berlin.







Unter Menschenfressern
Dramatisches Menü in vier Gängen
Mit ironischem Blick betrachtet Moníková unsere Zivilisation. In dem Maße, wie der Mensch zum Wirtschaftsfaktor, zum Spielball der Politik, zum Objekt der Wissenschaft wird, verliert er seine Autonomie und Würde. Imperialistisch ist das Verhältnis zur Dritten Welt, zur Frau, zum eigenen Körper. Politiker und Wissenschaftler haben vampiristische Züge. Fortschritt und Aufklärung erscheinen als ebenso grotesk-engstirnige wie blutleer-anmaßende Gestalten: als Menschenfresser. Das erste Stück, TETOM UND TUBA, „ein Volksdiskurs nach Nestroy und anderen Wienern“, basiert auf Nestroys „Häuptling Abendwind“. Mit den „anderen Wienern“ sind Freud, Lacan und Lévy-Strauss gemeint. „Ein aberwitziger Diskurs voll doppelbödiger Anspielungen.“ (Wochenpresse) Als Vorlagen für den zweiten Text CALIBAN ÜBER SYCORAX dienten Shakespeares „Sturm“ und Arno Schmidt für das Bild des Prospero. Für MOZART, „Szenen aus der Geschichte der Pietät“, verwendete Moníková historische Quellen aus dem 18. Jahrhundert. Der vierte Dialog, ARAL, „Gespräche in der Küche“, schließlich ist weitgehend eine Montage aus Arno-Schmidt-Zitaten. Ar steht für Arno, Al für Alice, Arno Schmidts Frau. INHALT: Tetom und Tuba. Ein Volksdiskurs nach Nestroy und anderen Wienern. - Caliban und Sycorax. Nach Shakespeare und Arno Schmidt. - Mozart. Szenen aus der Geschichte der Pietät. - ArAl. Gespräche in der Küche.
Der Taumel: Roman
- 191 Seiten
- 7 Lesestunden
Bis zum Ende arbeitete Libuse Moníková an dem Roman Der Taumel, der nun aus dem Nachlaß veröffentlicht wird. Noch einmal führt sie uns zurück in das Prag der siebziger Jahre, in die Zeit der Unterdrückung und Angst. Jakub Brandl, Professor der Kunstakademie, schwankt zwischen Resignation und Auflehnung, bedrängt von der Staatssicherheit und zugleich von der eigenen Krankheit. Ein Roman, der zu einer großen Metapher für den Zustand einer Gesellschaft wird, die versucht ihre schwankenden Mauern mit aller Gewalt zu verteidigen.
Die frühen Romane der Tschechin Libuse Moníková thematisieren Unterdrückung und den Widerstand zweier Frauen gegen diese Realität. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings erlangten sie Bekanntheit. Diese Ausgabe macht die bedeutenden Werke wieder zugänglich.
Libuše Moníková, 1945 in Prag geboren, lebt in Deutschland und schreibt in deutscher Sprache. Ihre politische Erinnerungsarbeit ist an die Eckdaten des Münchner Abkommens 1938, an die totalitäre Herrschaft nach dem komunistischen Umsturz 1948, an die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 und an das Jahr 1989 geknüpft. Aber die eigentliche Geschichte ist die Geschichte der Bürger, die immer wieder um ihre Bürgerrechte betrogen wurden.
Nach zwanzig Jahren kehrt Leonora Marty zurück nach Prag, in die Stadt ihrer Kindheit. Auf ihren Streifzügen sucht sie die Stadt, die sie verlassen hat, und findet sie in dem umtriebigen Klima nach 89 nicht wieder. Eine Chronik der Ereignisse seit der samtenen Revolution im November 1989 bis zu den letzten Tagen der Tschechoslowakei im Dezember 1992, ein politischer Stadtführer durch Prag und nicht zuletzt eine Liebesgeschichte, begleitet von der Musik Janáceks und Schönbergs.
Libuse Moníková erzählt in diesem bewegenden Roman die Geschichte einer Sehnsucht: Auf einer gemeinsamen Reise entlang der Grenze zur Tschechoslowakei bricht aus dem lebenslangen Emigranten Jan die Erinnerung hervor: an die Jugend, den Krieg, die Emigration. Zusammen mit Karla, der viel jüngeren Frau, die als Stuntgirl beim Film ihr Geld verdient, will Jan das Treibeis zum Schmelzen bringen, das sich in der Fremde um ihre Herzen gelegt hat.
Eine Schädigung
- 103 Seiten
- 4 Lesestunden