Wissenschaft in der Verlässlichkeitsfalle?
Praktiken der Konstruktion von Relevanz und Neutralität






Praktiken der Konstruktion von Relevanz und Neutralität
Synchronisationsprobleme, Rechtsformenwandel und Selbstbindung durch das Recht
Das Recht gilt als eine der anpassungsfähigsten Strukturen moderner Gesellschaften, die darauf ausgelegt ist, gesellschaftliche Probleme zu lösen. In jüngerer Zeit hat der Risiko- und Transformationsdiskurs die rechtlichen Rahmenbedingungen beeinflusst, was Bedenken hinsichtlich des Kerns des Rechts aufwirft. Der Resilienzdiskurs, der aus der Psychologie und Ökologie stammt, hat auch die Sozialwissenschaften und das Recht erreicht. Während viele argumentieren, dass das Recht selbst eine resiliente Struktur darstellt, ist diese Sichtweise in Zeiten grundlegender sozialer Transformationen, die politisch gefordert werden, nicht ausreichend. Hierbei rückt die Kontextresilienz in den Vordergrund. Diese Thematik wird anhand von vier empirischen Beispielen untersucht: Risikoverwaltungsrecht im chemiepolitischen Bereich, Medizinrecht durch Bioethik-Kommissionen, Polizeirecht im Kontext der Versicherheitlichung und Kommunalrecht in der Wasserpolitik. Die Analyse zeigt, wie herausfordernd es ist, resilienten Rechtsstrukturen zu gestalten und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind.
EU-Klimagesetz, KSG Bund und NRW, BEHG, Steuerrecht, Querschnittsthemen Gesamtkommentar
Die Neuauflage des Gesamtkommentars zum Klimaschutzrecht beleuchtet praxisnah die jüngsten Entwicklungen, darunter wichtige BVerfG-Beschlüsse und die Novellierungen des KSG auf Bundes- und Landesebene. Zudem werden das neue EU-Klimagesetz, die Handelsperiode des BEHG und die Ergebnisse des Klimagipfels von Glasgow thematisiert. Der Kommentar bietet auch Einblicke in steuerrechtliche und verfassungsrechtliche Aspekte sowie interdisziplinäre Themen wie ökonomische und technische Grundlagen. Ein digitales Add-on ermöglicht den Nutzern den Zugriff auf aktuelle Informationen.
Das Experiment als wissensgesellschaftliches Dispositiv
Experimentelle Praktiken finden sich in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern und in ganz verschiedenen Formen. Dieser Band geht der Vermutung nach, dass im Experiment ein (wissens-)gesellschaftliches Dispositiv im Sinne Foucaults angelegt ist, dessen symbolische Bedeutung, Handlungsmotivation und Legitimationskraft grundlegender und weitreichender ist, als es der eingeengte Blick auf die experimentelle Methodik der Naturwissenschaft hergibt. Das Buch sondiert die Vielfalt an Mustern experimentellen Handelns anhand dreier Schwerpunkte. Der erste Schwerpunkt gruppiert sich um Konzepte, Strategien und Problemen des Experimentierens. Ein zweiter erkundet die Relevanz von Praktiken des Experimentierens in differenten Feldern. Der dritte Schwerpunkt versammelt Beiträge, die Städte als Orte des Experimentierens erkunden und die an solchen Orten kultivierte Vielfalt experimenteller Handlungsmuster sichtbar machen. Mit Beiträgen von Petra Ahrweiler, Thomas Alkemeyer, Stefan Böschen, Thomas Etzemüller, Matthias Groß, Jürgen Howaldt, Nina Janich, Daniela Karow-Kluge, Ralf Kopp, Wolfgang Krohn, Wiebke Lass, Stephan Lingner, Andreas Lösch, Rolf Parr, Fritz Reusswig, Thomas Saretzki, Jan C. Schmidt, Christoph Schneider, Holger Schulze, Michael Schwarz, Stefan Selke, Niklas Simon, Peter Wehling.
Skizze einer soziologischen Feldtheorie
Gegenwärtig erodieren etablierte Ordnungen des Wissens und es entstehen neue Zonen der Uneindeutigkeit. Diese Prozesse werden vielfach als Politisierung, Ökonomisierung und Medialisierung der Wissenschaft zu begreifen versucht. Die Ausgangsthese des Buches ist, dass diese Erklärungen zu kurz greifen und es eines theoretisch-systematischen Ansatzes bedarf. Das Buch verfolgt deshalb das Ziel, ein neues Konzept von Wissensregimen zu entwickeln, um auf diese Weise Prozesse der Strukturauflösung und -neubildung von Wissensordnungen zu verstehen. Auf der Basis der Feldtheorie von Bourdieu und unter Rückgriff auf Überlegungen von Kurt Lewin wie Anthony Giddens wird ein feldtheoretisches Konzept zur Untersuchung von Wissensregimen entworfen und an empirischen Studien aus risikopolitischen (insbesondere Chemie) und innovationspolitischen Feldern (insbesondere Biotechnologie) erprobt. Es zeigen sich differente Formen hybrider Wissensregime. Wissenschaftspolitische Konsequenzen werden diskutiert.
Der Klimawandel ist kein rein naturwissenschaftliches Thema. Gerade in den Sozialwissenschaften setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass klimatische Veränderungen alle gesellschaftlichen Ebenen betreffen, wobei vor allem auf regionaler Ebene besondere Handlungspotenziale liegen. Der Band erkundet, welche Chancen und Hindernisse für den lokalen Klimaschutz und die Klimaanpassung bestehen. Zugleich wird nach der Bedeutung von lokalen Wahrnehmungsmustern, Werthaltungen und Partizipationsmöglichkeiten im Kontext des Klimawandels gefragt.
Die Zukunft wurde in modernen Gesellschaften als Horizont unbegrenzter Möglichkeiten wissenschaftlich-technischer und damit auch gesellschaftlicher Entwicklung begriffen. Dieser optimistischen Sichtweise entgegengesetzt zeigt sich heute, wie sehr gegenwärtiges Handeln diesen Horizont von Möglichkeiten gerade begrenzt. In der Folge muss Fortschritt neu bewertet, Zukunft bewusst gestaltet werden. Entsprechend verschieben sich die Muster gesellschaftlicher Zeitstrukturierung, die analytisch als Zeitlandschaften erfasst werden. Die mit diesen Verschiebungen verbundenen Konflikte provozieren Rufe nach einer Zeitpolitik. Mit Blick auf die Risikobewältigung in spätmodernen Gesellschaften werden in diesem Band Probleme und Perspektiven einer zeitkritischen Wissenspolitik diskutiert.
Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften
Die Theorie reflexiver Modernisierung stellt die Nebenfolgen sozialen Handelns in den Mittelpunkt der Gesellschaftstheorie und hebt deren zeitdiagnostisches Potenzial hervor. Während viele soziologische Theorien von Marx bis Luhmann die 'Transintentionalität des Sozialen' thematisieren, betont diese Theorie die besondere Relevanz und Sprengkraft der Nebenfolgen für die Entwicklung und Selbsttransformation der modernen Gesellschaft. Ulrich Beck skizzierte diese Theorie erstmals in der Risikogesellschaft (1986) und hat sie in zahlreichen Publikationen weiterentwickelt. Die Nebenfolgen erfolgreicher Modernisierungsprozesse, wie neue Risikolagen und die Erosion moderner Familienstrukturen, führen zur Funktions- und Legitimationskrise der ersten Moderne. Diese Phänomene stellen die Rahmenbedingungen für den Wandel selbst in Frage, da die durch die Modernisierung erzeugten Effekte nicht mehr mit dem ursprünglichen Programm bewältigbar sind. Das Nebenfolgentheorem wird so zu einem zentralen Element in Becks Theorie sozialen Wandels, bleibt jedoch unbestimmt und bedarf theoretischer sowie empirischer Überprüfung. Die Herausgeber und AutorInnen dieses Bandes, die im Sonderforschungsbereich 'Reflexive Modernisierung' tätig sind, widmen sich der Prüfung, Konkretisierung und Weiterentwicklung dieser Theorie.
Vom Umgang mit Chaos und Risiko in Politik, Industrie und Wissenschaft
Mit der Zunahme von Wissen wächst auch das Nichtwissen. Das Buch bietet eine Bestandsaufnahme und interdisziplinäre Annäherung an dieses ebenso zentrale wie schillernde Thema: Es verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen Wissen und Nichtwissen, längst hängt auch die Unterscheidung von Machtverhältnissen und Deutungshoheiten ab. Anhand von Fallstudien aus politischer und industrieller Praxis, wie Umweltchemie, Klimaforschung, Nanotechnologie, Genforschung und dem Thema BSE, wird dargestellt, wie Nichtwissen jeweils wahrgenommen, definiert, bestritten oder strategisch eingesetzt wird.
Aktuelle Perspektiven der Wissenschaftsforschung
Seit einigen Jahren wird die Wissenschaft mit weit reichenden und neuartigen Anforderungen konfrontiert. Auf der einen Seite wird die Wissenschaft immer mehr unter der Perspektive wirtschaftlicher Nutzbarkeit wahrgenommen. Auf der anderen Seite werden neuartige Risikopotenziale und ethische Ambivalenzen öffentlich thematisiert, und dies mündet in den Ruf nach frühzeitiger Reflexion der möglichen Folgen wissenschaftlichen Handelns. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Wissenschaft dem Anspruch nach Folgenreflexion und -verantwortung schon deshalb nur begrenzt gerecht werden kann. Die von außen heran getragenen Erwartungen lassen das Nichtwissen der Wissenschaft immer deutlicher werden. Somit gerät die Wissenschaft zusehends in ein Dilemma zwischen gesteigerter Folgenverantwortung einerseits, wachsendem Nichtwissen andererseits. Das Buch möchte mit den beiden Konzepten „Soziologie des wissenschaftlichen Nichtwissens“ und „Science Assessment“ einen Beitrag zur Analyse dieser Situation leisten und damit neue Perspektiven für die Wissenschaftsforschung sowie Impulse zur politischen Gestaltung des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft geben.