D. H. Lawrence
11. September 1885 – 2. März 1930
Auch bekannt als: Lawrence H. Davison
David Herbert Lawrence (* 11. September 1885 in Eastwood, Nottinghamshire; † 2. März 1930 in Vence, Frankreich) war ein englischer Schriftsteller, der als erster Schriftsteller von Rang in der englischen Literatur des 20. Jahrhunderts aus einer Arbeiterfamilie stammte.
Lawrence, geboren in den Midlands, war der jüngste Sohn eines Bergmanns und einer ehemaligen Lehrerin († 1910), die aus einer bürgerlichen Familie stammte und einen entscheidenden Einfluss auf die Erziehung ihrer Kinder hatte. Das Verhältnis der sehr unterschiedlichen Eltern zueinander war konfliktgeladen. Lawrence hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Er wurde im Geist des Presbyterianismus erzogen und zeigte als Jugendlicher ein starkes Interesse an modernen Sprachen (Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch). Ab September 1906 bis 1908 studierte er unter anderem Pädagogik am Nottingham University College. In dieser Zeit vertrat Lawrence eugenische Positionen. So schrieb er 1908 in einem Brief an Blanche Jennings, wenn es nach ihm ginge, sollte man eine „Todeskammer, so groß wie der Kristallpalast,“ errichten, in der alle Kranken, Lahmen und Krüppel schmerzlos von ihrem Leiden erlöst werden könnten. Nach dem Abschluss des Studiums bekam er am 12. Oktober 1908 eine Stelle in Croydon bei London (heute in South London) als Lehrer, wo er mit seinem antiautoritären Unterrichtsstil auffiel. 1911 erkrankte Lawrence, der bereits als Kind an Atemwegserkrankungen litt und auch als 17-Jähriger eine Lungenentzündung hatte, an einer Tuberkulose der Lunge und quittierte 1912 den Schuldienst, auch um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen und damit den Lebensunterhalt für sich und seine spätere Ehefrau Frieda, geborene von Richthofen, zu verdienen. Ab 1912 hatte er ein Verhältnis mit der Ehefrau seines ehemaligen Französischlehrers am Nottingham University College, Frieda Weekley geborene von Richthofen. Der damals 32-jährigen Mutter von drei Kindern war er am 6. April 1912 erstmals begegnet. Nach unverzüglicher Anbahnung einer brieflichen Beziehung folgte er ihr Anfang Mai 1912 nach Deutschland in die lothringische Stadt Metz, wo sie geboren war und wo ihr Vater als Offizier des Kaiserlichen Heeres Dienst tat. Dort sammelte Lawrence die Eindrücke vom deutschen Militär, die sich in seiner Erzählung The Prussian Officer niederschlugen, und arbeitete an Söhne und Liebhaber. Von Weekleys Mutter wurde er schließlich akzeptiert. Danach reisten beide zum ersten Mal gemeinsam nach Italien, wo sie sich von Anfang September 1912 bis April 1913 am Gardasee und bis am 8. Juni 1914 im ligurischen Lerici aufhielten. Am 13. Juli 1914 heiratete Lawrence die inzwischen geschiedene Frieda in London. Beide lebten für kurze Zeit in Zennor, mussten aber Cornwall wegen Spionageverdachts bald wieder verlassen. Längere Zeit hielt sich Lawrence in London auf, wo er mit den Imagisten Bekanntschaft machte, besonders mit Richard Aldington, in dessen Zeitschrift The Egoist er einiges veröffentlichen konnte. Im Jahr 1913 lernte Lawrence in den literarischen Zirkeln Londons die aus Neuseeland stammende Schriftstellerin Katherine Mansfield kennen. Die beiden pflegten bis zu Mansfields frühem Tod 1923 eine allerdings nicht immer ungestörte freundschaftliche Beziehung. Die ambivalenten Gefühle, die Mansfield mit ihrem unkonventionellen Leben und Wirken in Lawrence auslöste, fanden ihren literarischen Ausdruck in seinem Porträt der Gudrun Brangwen in Women in Love und beeinflussten ebenso seinen Roman Lost Girl. Zu seinem Freundeskreis in dieser Zeit gehörten auch die Dichter Robert Nichols und Cynthia Asquith. 1915 lernte Lawrence auf Vermittlung von Lady Ottoline Morrell in Cambridge Bertrand Russell kennen. Die anfängliche Freundschaft entwickelte sich innerhalb von Monaten zu inniger, lebenslanger Abneigung, die auch in den Werken der beiden Männer ihren Niederschlag fand. So karikierte Lawrence Russell mit spitzer Feder in The Blind Man und Women in Love.Wegen körperlicher Untauglichkeit wurde seine Ausübung des Militärdienstes 1915/1916 abgelehnt.Seit Lawrence sich entschlossen hatte, sich ausschließlich der Schriftstellerei zu widmen, führte er zusammen mit seiner Ehefrau ein unstetes Wanderleben. Ab 1919 reiste er gemeinsam mit seiner Frau durch verschiedene Länder in Europa, wie etwa die Schweiz und Italien, sowie durch Ceylon und Australien und lebte anschließend in New Mexico und Mexiko. In Deutschland hielt er sich mehrmals bei seiner Schwiegermutter in Baden-Baden auf. Im September 1922 reiste das Paar in die Vereinigten Staaten ein. 1924 erwarb D. H. Lawrence im Tausch gegen sein Manuskript von Sons and Lovers eine Ranch bei Taos in New Mexico. Schließlich lebte er wiederum in England sowie Italien und Frankreich. Seine Gesundheit wurde immer schlechter; er wäre beinahe an einer Lungenentzündung gestorben. 1925, als er erstmals eine Blutung aus der Lunge hatte, wurde erneut Tuberkulose diagnostiziert. Er kehrte daraufhin nach Europa zurück und verbrachte ab 1925 seine letzten Lebensjahre hauptsächlich in Italien. Seine Krankheit zwang ihn am 6. Februar 1929 zu einem Spitalaufenthalt in der Klinik Ad Astra in Vence. Im Alter von 44 Jahren starb Lawrence am 2. März 1930 in der Villa Robermond in Vence nahe von Cannes, im Beisein seiner Frau Frieda und seines langjährigen Freundes Aldous Huxley, an Lungentuberkulose. Frieda ließ später seine Asche auf die Farm nach Taos bringen. Lawrence war ein äußerst produktiver Autor: Neben Romanen schrieb er Gedichte, Essays, Reiseberichte und Texte für Theaterstücke. 1926 begann er auch zu malen. Ein Großteil seines Schaffens hat einen autobiografischen Bezug und thematisiert die Beziehung zwischen den Geschlechtern. Lawrence weist dabei dem Erotischen und dem Sexuellen eine wichtige Stellung zu. Dies erklärt, warum er zu Lebzeiten als Autor z. T. stark umstritten war und manche seiner Werke (darunter auch seine Gemälde) als unsittlich verboten wurden. Sein bekanntestes Buch ist seine um 1927 geschriebene letzte Novelle Lady Chatterley’s Lover.