Assia Djebar Bücher
Assia Djebar war eine algerische Autorin, deren Werk sich tiefgründig mit weiblichen Erfahrungen und der algerischen Geschichte auseinandersetzt. Ihre literarische Karriere begann in den 1950er Jahren, und mit ihren Romanen, Kurzgeschichten und Essays erforschte sie Themen wie Kolonialismus, Exil und Identität. Djebar schrieb auf Französisch, und ihr Schreiben zeichnet sich durch poetische Sprache und einen starken Sinn für sozialen Kommentar aus. Mit ihrer Literatur wollte sie den Marginalisierten eine Stimme geben und die komplexe Vergangenheit ihres Landes vermitteln.







Die Frauen erzählen in ihren Lebensbrüchen von Reisen und Erinnerungen an Zwischenstationen. Diese Etappen symbolisieren Bewegungsfreiheit und enthalten Gespräche unter Algerierinnen. Die Episoden beleuchten Lebensstücke, zeigen Verfolgung und Hoffnung und reihen sich wie Perlen aneinander, während Worte Licht im Dunkel spenden.
Weisses Algerien
- 273 Seiten
- 10 Lesestunden
Unter den Toten Algeriens hat auch Assia Djebar nahe Freunde zu beklagen. Verstörend intensiv und gleichzeitig klarsichtig erweckt sie sie mit ihren Erinnerungen wieder zum Leben. Diese Evokation gilt nicht nur den Opfern der letzten Monate - sie beschwört ein genau beobachtetes Bild der neueren Geschichte Algeriens, an der sie selbst engagiert teilhat. Eine bestürzende Kontinuität der Gewalt seit Jahrzehnten wird sichtbar, aus der sich die Gegenwart erklärt. Weißes Algerien ist kein Pamphlet, sondern eine Kette von Lebensbildern und Szenen. Heiterkeit ist verwoben mit Trauer. Über seinen Anlass hinaus verweist dieses Buch in Dimensionen extremer existentieller Erfahrung.
Frühling 1989. Thelja fährt nach Straßburg, um neun Nächte mit François zu verbringen. Neun Liebesnächte voll sinnlicher Trunkenheit, aber auch geteilter Erinnerungen. In den frühen Morgenstunden flaniert sie durch die Gassen und an den Ufern entlang, wo der Nebel sich langsam lichtet. Stets ist das Straßburger Münster im Zentrum ihrer Gedanken, ihrer Spaziergänge, während sie in die Geschichte dieser Stadt und ihrer Menschen eintaucht. Unter der Oberfläche erkennt sie beklemmende Schatten der Vergangenheit. Sogar in den lustvollen Stunden der Leidenschaft können sie aufbrechen wie schlecht verheilte Wunden.
Die »Frau ohne Begräbnis«, das ist Zoulikha, die einst Wand an Wand mit Assia Djebars Familie wohnte. In aller Stille knüpfte sie unter den Frauen der Stadt ein Netz des Widerstands gegen die französische Herrschaft, floh 1957 in die Berge, wurde von der Kolonialarmee gefasst und verschwand spurlos. Diese außergewöhnliche, freimütige, lebenslustige und gebildete Frau ist in ihrer sprühenden Lebenskraft gegenwärtig geblieben bei allen, die um sie waren. Ihre beiden Töchter, Madame Lionne, die Wahrsagerin, Nachbarinnen und Weggefährten lassen sie mit ihren Stimmen wieder aufleben, gewinnen dadurch selbst neue Kraft und treten aus dem Schatten. Und die Erzählerin selbst - sie findet endlich den Mut, sich dieser Gestalt zu nähern und den Raum ihrer Kindheit wieder zu entdecken.
Bruchstücke des Lebens, die die Frauen beim Kommen und Gehen, als Reisende, als Passagiere weitergeben und erzählen, in einer Zwischenstation, einer Unterkunft, wenn sie Atem holen, sich erinnern können. Es sind Etappen, doch nicht einer Flucht, sondern der Bewegungsfreiheit. Gespräche, die unter Algerierinnen von hier und von drüben ausgetauscht werden. Mit einem Schlag werden Stücke des Lebens beleuchtet und stürzen in sich zusammen. Bilder von Verfolgungsjagd, Flucht und Tod. Auch von Hoffnung in dieser langen Nacht. Episoden reihen sich ein wie graue oder schwarze Perlen. Die Worte sind der Tropfen Licht, den man im tintenschwarzen Entsetzen noch empfangen kann.
Im Jahr 632, in Medina, mit dem Tod des Propheten Mohammed, beginnt dieses Buch. Siebzehn Frauengestalten aus den ersten Jahrzehnten des Islam erweckt Assia Djebar zum Leben. Fatima, die geliebte Tochter des Propheten, die es wagt, ganz Medina herauszufordern und auf ihren Teil der Erbschaft zu pochen - undenkbar bislang für eine Frau; Aischa, die Gattin Mohammeds, die mehr und mehr zur Übermittlerin von Gottes Wort wird und zur Hüterin der Erinnerung; die jemenitische Königin, die einen falschen Propheten ausschaltet; Selma, die Beduinenfürstin, die ihr Heer gegen den Islam führt; Sadja, die Dichterin, die davon träumt, selbst Prophetin zu werden. Die Spuren all dieser Frauen hat Assia Djebar in den klassischen Chroniken der islamischen Tradition gesucht und gefunden, oft nur durch ein Wort, eine Zeile, einen Satz angedeutet. Sie gibt ihnen wieder Gestalt und Stimme, erzählt ebenso poetisch wie realistisch von ihrer Macht, ihren Kämpfen, ihrer Liebe und ihren Abenteuern.
In this stunning novel, Assia Djebar intertwines the history of her native Algeria with episodes from the life of a young girl in a story stretching from the French conquest in 1830 to the War of Liberation of the 1950s. The girl, growing up in the old Roman coastal town of Cherchel, sees her life in contrast to that of a neighboring French family, and yearns for more than law and tradition allow her to experience. Headstrong and passionate, she escapes from the cloistered life of her family to join her brother in the maquis' fight against French domination. Djebar's exceptional descriptive powers bring to life the experiences of girls and women caught up in the dual struggle for independence-both their own and Algeria's.
Unter den Toten Algeriens hat auch Assia Djebar nahe Freunde zu beklagen. Verstörend intensiv und gleichzeitig klarsichtig erweckt sie sie mit ihren Erinnerungen wieder zum Leben. Diese Evokation gilt nicht nur den Opfern der letzten Monate - sie beschwört ein genau beobachtetes Bild der neueren Geschichte Algeriens, an der sie selbst engagiert teilhat. Eine bestürzende Kontinuität der Gewalt seit Jahrzehnten wird sichtbar, aus der sich die Gegenwart erklärt. »Weißes Algerien« ist kein Pamphlet, sondern eine Kette von Lebensbildern und Szenen. Großartige Selbstlosigkeit steht hier dicht neben rücksichtsloser Ausschaltung und zynischer Zeremonie der Macht, Heiterkeit ist verwoben mit Trauer. Über seinen Anlaß hinaus verweist dieses Buch in Dimensionen extremer existentieller Erfahrung.
Das verlorene Wort
Roman
Nach zwanzig Jahren in Frankreich kehrt Berkane nach Algerien zurück. In einem Haus am Meer, später reisend, fotografierend, will er wieder Fuß fassen. Die Straßen und Plätze seiner Erinnerungen sind fremd und bedrohlich geworden, tastend versucht er, sich der spannungsvollen, turbulenten Realität zu nähern. Die Briefe an Marise, die französische Schaupielerin, mit der er zusammenlebte, schickt er nicht ab. Dass er Tagebuch schreibt und an einem Roman arbeitet, wissen nicht einmal seine Freunde. Erst die drei Nächte mit Nadjia holen ihn in die Gegenwart zurück. In diesem erotischen Taumel ohne Zurückhaltung erwacht die Sprache der Kindheit wieder in ihm. Die Bilder, Gedanken und Wörter werden im Dialekt seiner Mutter lebendig. Doch dann ist Berkane verschwunden. Tage später wird sein Wagen gefunden, ganz in der Nähe des einstigen Gefangenenlagers, in dem er als Jugendlicher Monate verbracht hatte. Seinen Freunden eröffnet sich erst jetzt, aus seinen Aufzeichnungen, das Drama von Berkanes Rückkehr.