Karel Klostermann (* 13. Februar 1848 in Haag am Hausruck, Österreich, als Carl Faustin Klostermann; † 17. Juli 1923 in Štěkeň) war ein deutsch- und tschechischsprachiger Schriftsteller. Er schrieb auch unter dem Pseudonym Faustin.
Die Böhmerwaldskizzen von Karel Klostermann bieten einen eindrucksvollen Einblick in die Natur und das Leben im Böhmerwald. Durch lebendige Beschreibungen und detailreiche Beobachtungen fängt der Autor die Schönheit der Landschaft und die Eigenheiten der Menschen ein. Klostermann verbindet persönliche Erlebnisse mit historischen und kulturellen Aspekten der Region, wodurch ein vielschichtiges Bild entsteht. Die Erzählungen sind geprägt von einer tiefen Verbundenheit zur Heimat und reflektieren die Herausforderungen und Freuden des Landlebens.
Erinnerungen von Karl Klostermann aus der Zeitschrift „Politik“
"Ferien im Böhmerwald" ist eine Sammlung von Feuilletons, die der Böhmerwalddichter Karl Klostermann (1848 - 1923) gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Obertitel "Faustins Erzählungen" in der deutschsprachigen Zeitschrift "Politik" veröffentlicht hat."Ferien im Böhmerwald" enthält eine Reihe von Erinnerungen, "Ferialreminiszenzen" Karl Klostermanns, der schon zu seiner Schulzeit sämtliche schulfreien Tage in seinem geliebten Böhmerwald zugebracht hat.Der Autor schildert eine Fahrt mit der Transversalbahn von Schüttenhofen nach Winterberg, Ausflüge nach Pürstling und zum Lusen, von Innergefild über Haidl nach Bergreichenstein, zu den künischen Freibauern nach Stachau/Stachy und nimmt den Leser mit zu den einfachen Leuten, mit denen er sich oft unterhält und bei denen er häufig einkehrt.Die Erinnerungen Klostermanns gewähren uns einen Blick in eine vergangene Zeit aus der Sicht eines einfachen Böhmerwaldkindes, dem das Schicksal eine neue Welt eröffnet hat.
„Paradies“ nennt Karel Klostermann (1848-1923) den zentralen Böhmerwald der Siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Aber er meint das sehr bitter, ja sarkastisch. Durch den großen Orkan von 1870 und die darauf folgende Borkenkäferplage war zunächst eine nie da gewesene Fülle von Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten in der Holzwirtschaft entstanden. Doch viele Leute konnten mit dem plötzlichen Geldsegen nicht richtig umgehen. Der Mammon verdarb Sitten und Moral. Dieses Paradies ist nach Klostermann der Hölle sehr viel näher als dem Himmel. Wie die nachfolgende Generation, die Kinder, mit dieser Hinterlassenschaft zurechtkamen, schildert er am Beispiel der eigenen Verwandtschaft in seinem Buch „Kam speji deti“, wörtlich übersetzt: „Was aus den Kindern wird“. Zum ersten Mal überhaupt liegt dieser Roman nun in deutscher Sprache vor. Gerold Dvorak, der sich lange Jahre mit dem „Böhmerwalddichter“ beschäftigt hatte, hat ihn aus dem Tschechischen übersetzt.
„Weiß Gott, wie das gekommen ist, aber der Herr Professor schaute nur mehr ein ganz klein bißchen finster drein, und noch ehe er es selbst gedacht hätte, war er mit dem Fräulein Sophie des Finanzamtsvorstands auf der Tanzfläche.“ Klostermann schildert in dieser Erzählung einige Jahre aus dem Leben des „Professors“ Jan Chlumák in einer böhmischen Stadt, die unschwer als Bergreichenstein/Kašperské Hory zu erkennen ist. Was sich zu Beginn wie eine Kleinstadtsatire liest, wird mehr und mehr zu einem Bericht von der Enge und Einsamkeit des Lebens unter Menschen, die alles über einen zu wissen meinen.
Karl Faustin Klostermann, der heute als bedeutender tschechischer Schriftsteller gilt, wurde am 13. Februar 1848 in Haag am Hausruck in Oberösterreich geboren; er starb am 16. Juli 1923 in Štěkna in Südböhmen. Neben zahlreichen Romanen und Erzählungen in tschechischer veröffentlichte er zwischen 1884 und 1907 in der in Prag erschienenen Tageszeitung „Politik“ auch eine Reihe von Novellen in deutscher Sprache, die den ihm bekannten Teil des Böhmerwaldes, aus dem seine deutschen Vorfahren abstammten, zum Inhalt haben und die in dem vorliegenden Buch zur Sprache kommen. Dabei schildert er einem vorwiegend hauptstädtischen Publikum nüchtern und unsentimental die Welt dieser abgelegenen, damals noch deutsch besiedelten Region: der gegen Ende des 19. Jahrhunderts hart um das Überleben ringenden einfachen Leute, der Kleinbauern und Holzhauer, aber auch die bürgerliche Welt der reichen Glas- oder Resonanzholzfabrikanten, der Lehrerschaft einer städtischen Bürgerschule oder der vorwiegend im Bereich der Gerichte tätigen Bürokraten. Er betätigt sich in seinen Schilderungen in erster Linie als Vermittler zwischen den beiden in diesem Zeitraum immer mehr auseinander triftenden Volksgemeinschaften Böhmens. Diese seine Intention beschreibt der Autor selbst folgendermaßen: „Du und ich, wir beide lieben unsere ganze, von den Vätern ererbte Heimat, nicht nur ein Stückchen von ihr, folglich lieben wir auch jeden, dem darin ein Platz zugeteilt worden ist. Und – obwohl wir einander entfremdet worden sind – wir hoffen, dass die gleichen materiellen Ziele, die gleichen Bedürfnisse und die gleichen Leiden uns in Zukunft wieder zusammenführen, versöhnen und das künstlich erzeugte Misstrauen auslöschen werden...“ Karl Klostermann vermittelt aber auch einem heutigen Lesepublikum die Erinnerung an eine Welt, die für die ehemaligen Bewohner des Böhmerwaldes bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg Heimat war und die nicht dem endgültigen Vergessen anheimgestellt werden sollte.
Der nun in deutscher Übersetzung vorliegende Roman „Dem Glück hinterher“ zählt mit den bekannten Böhmerwaldromanen (wie „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“, „Im Böhmerwaldparadies“) zu den literarischen wertvollsten Werken Karl Klostermanns. Im Mittelpunkt stehen junge Tschechen, die im Wien der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Arbeitssuchende oder Studenten ihr Glück versuchen. Doch mit dem Glück ist es so eine Sache! Den einen gelingt es, in der Großstadt Fuß zu fassen, aufzusteigen, die anderen erfasst der Strudel der Donaumetropole, stürzt sie in den Abgrund. Bisweilen ist es Menschen gegönnt, eine Facette des Glücks zu erhaschen; sie finden es in der Liebe, in einem ruhigen Familienleben, in der Berühmtheit, in Kunst, Wissenschaft, in guten Taten Realistisch bis drastisch schildert der Autor die Schicksale der Romanfiguren und zieht den Leser in deren Bann. Mit zeitgeschichtlichem Kolorit und milieukritischer Analyse verleiht er dem Stoff aus der Endperiode des Habsburgerreiches belebend frische Farbigkeit. Wie in allen seinen Werken, sind es auch hier im Grunde die Liebe zum Menschen, das Verständnis für ihn, der Glaube an die Kraft des menschlihcen Strebens, die Toleranz gegenüber Nationalitäten des Vielvölkerstaates, die den bleibenden Wert von Karl Klostermanns Prosa ausmachen.