Gerhard Lohfink widmete seine akademische Laufbahn der neutestamentlichen Exegese an der Universität Tübingen. Seit vielen Jahren setzt er seine Arbeit als Theologe für die Katholische Integrierte Gemeinschaft fort. Seine umfangreichen Schriften befassen sich mit tiefgreifenden Fragen des Glaubens und der Praxis. Lohfink bietet aufschlussreiche Perspektiven auf die Beziehung zwischen Gott und der Kirche.
Von keinem Menschen des Altertums werden uns so viele und so wirklichkeitsnahe Gleichnisse uberliefert wie von Jesus von Nazaret. Er beobachtet einen Samann beim Saen; eine Hausfrau beim Brotbacken; Kinder, die daruber streiten, was sie spielen sollen; einen Verwalter, der seinen Chef nach allen Regeln der Kunst betrugt; einen Terroristen, der einen Anschlag plant - und noch vieles andere. Jesus versteht es, seine Zuhorer in seine Erzahlungen hereinzuholen. Er kann provozieren, entlarvt Scheinwirklichkeiten und vermag zu trosten. Vor allem Er beherrscht die Kunst des Erzahlens. Seine Gleichnisse sprechen in kuhnen Bildern vom Reich Gottes und machen es gegenwartig, weil sie etwas vom Geheimnis seiner eigenen Person offenbaren. Dieses Buch behandelt alle Gleichnisse Jesu - ihre Gestalt, ihre realistischen Details, vor allem aber ihre ursprungliche Aussage und die Situation, in die hinein sie einst gesprochen wurden. Es ist immer auch unsere Situation.
So kann man Theologie also auch vermitteln: Kurz, prägnant, manchmal provokativ, manchmal weise und gelassen und nie ohne Humor. Immer anregend, bisweilen zum Widerspruch reizend, niemals langweilig. Gerhard Lohfinks Tagebuchnotizen nehmen Stellung zu Fragen von Theologie und Kirche, zu Glaube und Gesellschaft, aber auch zu naturwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen. Vieles ist gegen den Trend formuliert. Die meist knappen Texte helfen, unsere Zeit besser zu verstehen. Sie basieren auf dem Weisheitsschatz der jüdisch-christlichen Aufklärung über den Menschen und seine Welt. LOHFINKS APHORISMEN. Warum sind theologische Bücher so oft so ungenießbar? Die rechtgläubigen sind es, weil sie die Welt entlang der Grenzlinie Weg und Irrweg beschreiben. Die häretischen sind es, weil sie für alle Wege Verständnis haben. Da kommen Gerhard Lohfinks Aphorismen gerade recht. Der Neutestamentler schreibt schön genießbar über Gott und die Welt. Diese und jene kluge Einsicht aus dem säkularen Raum verbindet er mit dieser und jener Offenbarung aus dem christlichen Raum. Schön dabei ist, daß weder der einen noch der anderen Sphäre Gewalt angetan wird. Das hat unter Theologen Seltenheitswert! Schön ist auch, dass Lohfink zumeist nur solche Gewährsleute zitiert, die zur Sache etwas zu sagen haben. Beispiel eins: „Ein Mann, schrieb Johannes, der sagt, er glaube an Gott, und seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner. Wenn Johannes Recht hat, dann bin ich ein Lügner. Trotzdem, ich glaube noch.“ (Walker Percy). Beispiel zwei: „Die kürzeste Definition falscher Propheten: Sie sprechen die Sprache unserer Zeit, und jeder versteht sie.“ (Gustav Seibt). Beispiel drei: „Ich horche in mich rein. In mir muß doch was sein. Ich hör nur Gacks und Gicks. In mir da ist wohl nix.“ (Robert Gernhardt). Beispiel vier: „Sine tuo numine, nihil est in homine“ (Pfingstsequenz). Wir halten fest: Ein Bändchen für jedes Wetterchen. Christian Geyer (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2003) GEERDET, VERWANDELT. Rund 300 geistlich-lebensgeschichtliche Miniaturen entlang von Tagesereignissen hat der Neutestamentler Gerhard Lohfink tagebuchartig versammelt. Es sind geerdete Zitate, Gedankenfetzen, Aufzeichnungen, die aus Gelesenem, Gehörtem oder aus Gesprächen entstanden sind. Collagenartig befaßt sich Lohfink mit: Offenbarung, Kirche, Seelsorge, Geschichte, Kunst, Glaubensleben. Das Buch bietet religiös-theologische Assoziationen für eine heutige Glaubens-Existenz. „Wirklicher Glaube ist niemals weltlos. Wo im biblischen Sinn geglaubt wird, geht es um Welt und verwandelt sich Welt.“ Lohfink knüpft immer wieder am Bild des biblischen Auszugs aus Ägypten, des Exodus, an, dem abrahamitischen Entschluss, dem innersten Ruf zu folgen, und ein Land zu finden, das Heimat für viele wird, die den neuen Himmel und die neue Erde ersehnen. Christlicher Glaube – so Lohfink – ist nur so lange wirklich christlich, „als er den jüdischen in seinem Herzen trägt“. Alois Grill
Wer war Jesus? Ein Prophet? Davon gab es viele. Ein Wunderheiler? Ein Sozialrevolutionär? Ein Weisheitslehrer? Auch davon gab und gibt es viele. Gerhard Lohfink fragt, was das Einmalige des Jesus von Nazaret ausmacht, er fragt nach dem Mehr, konkret nach dem Selbstbewusstsein Jesu, nach dem Anspruch, mit dem Jesus auftrat, nach dem, was er wirklich wollte. Das Ergebnis ist ein neues Bild des Jesus von Nazaret, überzeugend, vertiefend und in ausnehmend gut lesbarer Sprache geschrieben. Eine Bereicherung für alle, denen Christsein etwas bedeutet.
Was hat Maria mit der Trennung von Juden und Christen zu tun? Ist Maria die
geschlechtslose Ikone einer leibfeindlichen Moral? Was meint die Kirche, wenn
sie der Maria eine »unbefleckte Empfängnis« attestiert? Leider wird diese
unbefleckte Empfängnis hartnäckig mit Jungfräulichkeit verwechselt. Und doch
geht es dabei um etwas völlig anderes: um das Befreitsein von der Erbsünde.
Aber »Erbsünde« ist ein schillernder Begriff. Daher zeigen die Autoren
überzeugend, wie eng Erbsünde verknüpft ist mit allem, worunter die Menschheit
heute leidet.
An einem Freitag vor fast 2000 Jahren, wahrscheinlich am 7. April des Jahres
30, wurde in einem aufgelassenen Steinbruch nahe der Stadt Jerusalem ein Jude
aus Nazaret namens Jesus als politischer Verbrecher exekutiert. Wie ist es
dazu gekommen? Weshalb wurde er beseitigt? Was hat sich zwischen seiner
Verhaftung und seinem Tod abgespielt? Der Bibelwissenschaftler Gerhard Lohfink
rekonstruiert anhand der historischen Quellen nicht nur den Ablauf des letzten
Tages Jesu, sondern zeigt auch auf, wie die wahre Wirklichkeit Jesu gedeutet
werden kann.