Dieser Autor befasst sich mit der Komplexität menschlicher Verbindungen und untersucht, wie Einzelpersonen Intimität in ihren Beziehungen gestalten und organisieren. Seine Erzählungen fangen häufig die unstillbare Sehnsucht nach Liebe ein, die er als die einzige ernsthafte Krankheit beschreibt, mit der man alt werden kann, und bieten den Lesern tiefe Einblicke in die Dynamik romantischer und platonischer Bindungen. Kritiker haben seine meisterhafte Darstellung dieser Themen gelobt und seine Werke oft als eine Art fortgeschrittenes Brevier über die Kunst des Liebens bezeichnet. Seine gefeierten Meisterwerke werden für ihre Tiefe und ihre Betrachtung des menschlichen Bedürfnisses nach Verbindung gewürdigt.
Die Abrechnung einer großen Schauspielerin, die alle Rollen in ihrem Leben gelebt und gespielt hat.§Der Autor hat sein einfühlsames Buch der großen Hannelore Elsner gewidmet; der Regisseur hat die literarische Vorlage in einen beklemmenden und zugleich befreienden Film umgesetzt.
»Dame und Schwein«, ist ein phantasievoller und ironischer Reigen, dessen sechs Erzählungen ein Wechselspiel von Eros und Sprache sind. Auf der Suche nach einer erotisierend-provozierenden Anregung für eine neue Geschichte, bittet ein Dichter seine treue Leserin und Buchhändlerin um die detailgetreue Nachstellung des bekannten Aktbildes »Pornocratès« von Félicien Rops in seiner Wohnung.
Das vorliegende Drehbuch erzählt von Alltagsausbrüchen, die den Menschen, über den Umweg des Schweins, menschlicher machen. 'Der neue Karmakar-Film Manila ist ein Meisterwerk. Radikal, obsessiv, erfrischend neu und hervorragend gespielt.' (Helmut Krausser). -
»Bodo Kirchhoff hat einen schrecklichen, manchmal auch zärtlichen, in jedem Fall eindrucksvollen Roman geschrieben.« Julia Encke, ›Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung‹
Ein Autor wohnt in einem kleinen Hotel am Meer, in jenem Zimmer, in dem seine Eltern einst glückliche Tage verbracht haben. Er schreibt dort an der Geschichte seiner frühen Jahre, zu der auch die gescheiterte Ehe seiner Eltern gehört. Der Krieg hatte sie zusammengewürfelt, die junge Schauspielerin aus Wien und den Kriegsheimkehrer mit verlorenem Bein, der vor dem Nichts stand. Sie wollten der Enge ihrer Zeit entfliehen, jeder auf seine Art, aber daran zerbrach ihre Ehe. Der kleine Sohn kam ins Internat, ein Drama nahm seinen Lauf, mit beklemmender wie betörender Gewalt.
»Es ist eine Liebesgeschichte, Du kannst es mir glauben. Sie spielt sich in bemerkenswerter Stille ab, fast unmodern heimlich, und gewiss unter dem Eindruck der Tropen, die ja – wer wüsste es besser als wir – keinen Zauber mehr haben.« So berichtet einer von fünf alten Missionaren, die zu Wegbereitern einer großen Liebe werden, die unaufhaltsam ihren Ruhestand erschüttert. Aus den abgeklärten Greisen werden ruhelose Männer, aus dem, was spielerisch begann, ein Drama. Man hatte in der Missionsstation einen Gast aufgenommen: einen Deutschen aus Rom, gutaussehend, müßig, mit unklarer beruflicher Tätigkeit, von dem nur feststand, dass er um die Vierzig war, aber immer noch nicht erwachsen. Der sich, beobachtet von den fünf alten Patres, in Mayla verliebt, die ebenso natürlich wie schön ist und durch ihren Umgang mit den Alten auch klug – eine vernichtende Kombination. Der Deutsche aus der Ewigen Stadt macht das Mädchen zur Frau und die Alten werden über Nacht zu Komplizen; auf einmal sind sie Anstifter, Mitwisser, Kuppler, unermüdliche Beobachter des Liebeslebens unter ihrem Dach: von Lebensabend keine Spur mehr.
Reither, bis vor kurzem Kleinverleger in einer Großstadt, nun in einem idyllischen Tal am Alpenrand, hat in der dortigen Bibliothek ein Buch ohne Titel entdeckt, auf dem Umschlag nur der Name der Autorin, und als ihn das noch beschäftigt, klingelt es abends bei ihm. Und bereits in derselben Nacht beginnt sein Widerfahrnis und führt ihn binnen drei Tagen bis nach Sizilien. Die, die ihn an die Hand nimmt, ist Leonie Palm, zuletzt Besitzerin eines Hutgeschäfts; sie hat ihren Laden geschlossen, weil es der Zeit an Hutgesichtern fehlt, und er seinen Verlag dichtgemacht, weil es zunehmend mehr Schreibende als Lesende gibt. Aber noch stärker verbindet die beiden, dass sie nicht mehr auf die große Liebe vorbereitet zu sein scheinen. Als dann nach drei Tagen im Auto am Mittelmeer das Glück über sie hereinbricht, schließt sich ihnen ein Mädchen an, das kein Wort redet, nur da ist…
Kirchhoff erzählt in seiner großartigen Novelle von der Möglichkeit einer Liebe sowie die Parabel von einem doppelten Sturz: in die Liebe, ohne ausreichend lieben zu können, und in das Mitmenschliche, ohne ausreichend gut zu sein. »Aber wo wären wir ohne etwas Selbstüberschätzung«, sagt der Protagonist Reither, um sich Mut zu machen für den ersten Kuss mit Leonie Palm, »jeder wäre nur in seinem Gehäuse, ein Flüchtling vor dem Leben.«
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2016
"Es gibt Schriftsteller, die sind Erforscher unserer Dunkelheiten. Kirchhoff gehört dazu." Süddeutsche Zeitung" Ein gerade aus dem Gefängnis Entlassener, früher erfolgreicher Tennisspieler, sucht den Ort auf, an dem sein Verbrechen das Operncafé. Erkennt man ihn noch? Die Frau, die sich zu ihm setzt, erinnert sich seiner jedenfalls nicht; sie sieht nur einen Mann, der das Lieben verlernt hat, das fällt in ihr Ressort. Sie stellt ihm Fragen, schon wird es intim, der Frau ist das geläufig. Eigentlich wollte sie ein Gutachten schreiben, auf dem Tisch liegt ihre Aktentasche - Geschenk jenes Mannes, den es immer noch gibt, auch wenn der Entlassene an diesem Tag inständig hofft, er möge nicht existieren. Bodo Kirchhoffs Novelle ist die Momentaufnahme eines Stadtlebens und zweier Menschen, und sie wirft ein Licht auf unsere leichte Zeit voller riskanter Wünsche.