Eine notwendige Aufklärung über die politische Kultur der Bundesrepublik, die durch die jahrzehntelange Verdrängung der Hitlerjahre und Verleugnung eigener Schuld geprägt wurde
Ralph Giordano Bücher
Ralph Giordano war ein deutscher Schriftsteller und Publizist, dessen Werk maßgeblich von seinen Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Verfolgung und späteren Desillusionierungen mit politischen Ideologien geprägt war. Sein bekanntester semi-autobiografischer Roman schildert das Schicksal einer Familie gemischter Herkunft, einschließlich jüdischer Mitglieder, vom späten 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und thematisiert Identität und Überleben in turbulenten historischen Zeiten. In seiner späteren Publizistik warnte Giordano vor den Gefahren des Neonazismus und äußerte sich kritisch zu Fragen der Integration und des Multikulturalismus, was ihm den Ruf einer provokanten und kompromisslosen Stimme einbrachte.






Ralph Giordanos literarischer Reisebericht ist weit mehr als eine meisterhafte Schilderung der kargen Schönheit an Afrikas Grenze. Es ist auch eine Rückkehr zu eigenen Wurzeln. Auf den Spuren seines Großvaters Rocco entdeckte Giordano sein Sizilien. Rocco Giordano zwirbelte dem kleinen Ralph zärtlich die Ohrläppchen, wenn der auf seinem Schoß saß. Dabei stieß der Großvater Laute aus, die der Lieblingsenkel nicht verstand, aber in Erinnerung behielt: „Zitschilia, Zitschilia!“. Vom Drama des genialen Musikers, das im sizilianischen Riesi begann und in Hamburg endete, ahnte er damals nichts. Mehr als siebzig Jahre nach dem Tod des Großvaters macht Ralph Giordano sich auf sizilianische Spurensuche. Dabei entstand auf Reisen von weit über 10.000 Kilometern zwischen Ätna und Erice, Palermo und Catania ein farbenprächtiges Porträt Siziliens, seiner tausendjährigen Kultur und wechselvollen Geschichte. In poetischen Bildern beschreibt Giordano die karge Schönheit einer Insel, die zu Europa gehört und Afrika gegenüberliegt. Im Mittelpunkt aber steht Riesi, wo der Autor endlich auf Spuren des Großvaters stieß und Menschen fand, die sich über die Heimkehr des verlorenen Enkels freuten und ihn zum Ehrenbürger der Stadt machten.
Ralph Giordanos Standardwerk über Israel und den Nahostkonflikt: Sein Bericht verblüfft und erschüttert.Ralph Giordano reiste vier Monate durch Israel, um mit Israelis und Palästinensern zu sprechen. Es entstand ein Buch, das so einzigartig ist wie das Land, das es beschreibt. Ausgestattet mit einer besonderen Beobachtungsgabe für Menschen und Situationen, stellt Giordano die Tragödie des Nahostkonflikts facettenreich dar: die Intifada, die Siedlerbewegung, die schwierige Rolle der israelischen Armee. Es geht um orthodoxe und ultraorthodoxe Juden und ihren Einfluss auf Staat und Regierung, um den Holocaust und seine Wirkung. Fragen, die uns bis heute beschäftigen und mehr denn je eine Antwort benötigen.
Mein Leben ist so sündhaft lang
- 300 Seiten
- 11 Lesestunden
Brillant geschrieben und von bestechender Eindeutigkeit – Ralph Giordanos Tagebuch ist ein eindringliches Dokument seines Lebens und Denkens. Ein Jahr lang, vom Geburtstag 2009 bis 2010, reflektiert der große deutsche Publizist und Schriftsteller über Themen, die ihn bewegen, von Bundeswehreinsätzen in Afghanistan bis hin zu persönlichen Einblicken in seine Arbeitsweise. Diese Aufzeichnungen zeigen, wie eng sein Leben mit den großen Strömungen der Zeit verbunden ist, und gewähren gleichzeitig einen tiefen Einblick ins Private, ohne dabei voyeuristisch zu sein. Der 87-Jährige bleibt jung durch seine Verteidigung der demokratischen Republik, die ihm nach den bitteren Erfahrungen seiner Jugend in Hitler-Deutschland Sicherheit bietet. Er ist unermüdlich im Kampf gegen Bedrohungen von rechts, links oder radikalen Muslimen. Seine offene Kritik an anti-emanzipatorischen und menschenrechtsfeindlichen Tendenzen innerhalb türkisch-muslimischer Parallelgesellschaften hebt den Diskurs über Integration und Migration in Deutschland auf eine neue Ebene. Giordano positioniert sich dabei an der Seite kritischer Muslime und akzeptiert die erhöhten Gefahren, die dies mit sich bringt.
Giordano gelingt mit diesem Reisebericht ein eindringliches Porträt Ostpreußens, in dem bei unvergleichlicher Schönheit der Natur die Spuren des Krieges deutlicher sind als in einem anderen Land Europas.
Die Bertinis
Roman
Eine großangelegte Familien-Saga, ein exemplarischer Zeitroman. Ralph Giordano formt einen bisher wenig beachteten Stoff episch aus: Er erzählt vom Schicksal sogenannter „jüdischer Mischlinge“ in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Vorgeschichte beginnt Ende des letzten Jahrhunderts, die eigentliche Handlung setzt vor 1933 ein und führt in die ersten Nachkriegsjahre. Ihr Schauplatz: Hamburg - von den Elbvororten bis zum Stadtpark, von Barmbek im Norden bis zum Hafen im Süden, mit unvergeßlichen, in den dramatischen Ablauf verwobenen Gestalten, Bildern, Situationen. Fast unglaublich ist diese Geschichte: Der Autor hat mit seiner Phantasie die nackte Realität überhöht; es ist ihm gelungen, eine sinnfällige Schilderung von Menschen unter bestimmten Bedingungen zu schaffen und eine Zeit zurückzurufen, die mit überwältigender Macht in das Leben aller eingegriffen hat. Er hat das Geschehen und die Figuren frei gestaltet. Hier sind die kleinen Leute mit ihren Schwächen unter dem grausamen Druck des herrschenden Bösen, mit ihren liebenswerten Zügen, mit dem Ausmaß des ihnen zugefügten Leides und der Fähigkeit zum Überleben. Nichts wird geschönt, keine bittere Erkenntnis verschwiegen. Doch was immer es an Furchtbarem gab: die Liebe zu Hamburg, diese ganz unsentimentale Heimatliebe, bleibt unerschüttert und ist entscheidend für die Zukunft der Bertinis.
Erinnerungen eines Davongekommenen
- 554 Seiten
- 20 Lesestunden
Der Spiegel-Bestseller jetzt als Taschenbuch! »Die Beschreibung der Jahre von 1933 bis 1945 ist der beklemmende, der heiße Kern dieser Erinnerungen, grandios und minutiös geschildert. Dass Giordano sich noch einmal den Strapazen des Erinnerns ausgesetzt hat, ist nun ein Glück für den Leser.« Volker Hage, Der Spiegel Dass er als Sohn einer jüdischen Mutter davonkommen würde, war unwahrscheinlich. Wie er dennoch davonkam, und das immer wieder, darüber legt der Journalist, Fernsehautor und Schriftsteller Ralph Giordano Zeugnis ab – engagiert und kämpferisch wie eh und je. Es ist atemberaubend mitzuerleben, wie der Zehnjährige 1933 über Nacht konfrontiert wird mit einer Macht, vor der bald schon die Welt zittern wird. Unter welchem Druck muss ein Siebzehnjähriger stehen, der das Leben der geliebten Mutter beenden will, um ihr ein schlimmeres Schicksal zu ersparen? Und wie lässt sich ein sich immer steigernder Schrecken aushalten, bis der Zweiundzwanzigjährige erlebt, woran er nicht mehr geglaubt hat: die Befreiung? Dennoch wird eines im Leben dieses Aufklärers bleiben – die Konfrontation mit Mächten wie Nationalsozialismus, Stalinismus und Islamismus. Hier wird ein Zeitalter besichtigt, widergespiegelt in der Biographie eines Mannes von unerschöpflicher Kreativität. Wir werden Zeugen, wie der Schwur, Deutschland zu verlassen, allmählich dahinschmilzt und der Verfolgte von einst Anteilnahme empfindet für Menschen, die in den bedrohtesten Jahren seines Lebens auf der anderen Seite gestanden hatten. Und wie er hartnäckig um ein schwer erreichbares Ziel kämpft – Zugehörigkeit. Bei aller politischen Durchdringung dieses Daseins aber ist es ein durch und durch persönliches Buch, das Schlüsseldokument eines unvergleichlichen Lebens, die Bilanz eines großen Humanisten.
Mein irisches Tagebuch
- 423 Seiten
- 15 Lesestunden
Die Iren sind anders, ihre Landschaften spiegeln Extreme wider – von felsig und schroff bis lieblich und grün. Der irische Volkscharakter vereint Melancholie und Toleranz mit Exzess und unversöhnlichem Hass. Ralph Giordano durchstreift fünf Monate die Insel, sucht das Gespräch mit den Menschen, gerät in die Fronten des Nordirland-Konflikts und folgt den Spuren irischer Dichter, einschließlich Heinrich Bölls. Immer wieder wird er von der großartigen, idyllischen Schönheit der grünen Insel überwältigt. Die poetischen Bilder, die er vermittelt, bleiben unvergesslich. Doch es sind die Begegnungen mit den oft eigenwilligen Menschen, die das Buch zu einer Liebeserklärung an Irland machen und den Wunsch wecken, dieses faszinierende Land in seiner Gegensätzlichkeit kennenzulernen. Die Rezensionen loben das Werk als „mitreißend, farbig, spannend, sensibel und voller entdeckenswerter Überraschungen“ und als „Meisterwerk der Reiseliteratur“. Ralph Giordano, 1923 in Hamburg geboren, floh mit seiner jüdischen Familie vor den nationalsozialistischen Rassengesetzen in die Illegalität und wurde 1945 von den Briten befreit. Nach seiner Karriere als Journalist und Fernsehdokumentarist veröffentlichte er zahlreiche Bücher.
Ralph Giordano unternahm eine Reise durch das neue Deutschland und zieht hier nun eine literarische, politische und historische Bilanz. Es entstand ein eindrucksvolles Porträt der eigenen Heimat zwischen Oder und Rhein, zwischen Sylt und Berchtesgaden. Er stellt Fragen wie: Sind die Deutschen in Ost und West Demokraten geworden? Ist die Wiederkehr des Nationalsozialismus möglich, in welchem Gewand auch immer? Oder sind die Deutschen "ganz normale Europäer"? Am Ende seiner Betrachtungen zieht der Widerstandskämpfer, Ex-Kommunist und radikale Demokrat auch eine Bilanz seines eigenen Lebens.



