Paulus
- 204 Seiten
- 8 Lesestunden
Für Badiou wird der Apostel Paulus gerade in dem Maß wieder zeitgemäß, in dem der Kapitalismus sich auf der ganzen Linie historisch durchsetzt. Bert Rebhandl, Album
Alain Badiou zählt zu den originellsten zeitgenössischen französischen Philosophen. Ausgebildet in Mathematik, ist sein Denken tief von Platon, Hegel, Lacan und Deleuze beeinflusst. Badiou ist ein entschiedener Kritiker sowohl der analytischen als auch der postmodernen Denkschulen. Seine Philosophie zielt darauf ab, das Potenzial für radikale Innovation – Revolution, Erfindung, Verklärung – in jeder gegebenen Situation aufzudecken und verständlich zu machen. Sein Werk erforscht die Möglichkeit des Neuen, das in vielfältigen menschlichen Erfahrungen entsteht.







Für Badiou wird der Apostel Paulus gerade in dem Maß wieder zeitgemäß, in dem der Kapitalismus sich auf der ganzen Linie historisch durchsetzt. Bert Rebhandl, Album
»Nichts ist leichter, nichts abstrakter, und nichts nutzloser, als die auf sich selbst reduzierte Kapitalismuskritik. Wer viel Lärm um diese Kritik macht, landet wieder und wieder bei weisen Reformen dieses Kapitalismus. Man schlägt einen regulierten und anständigen Kapitalismus, einen nicht-pornographischen Kapitalismus, einen ökologischen und immer demokratischeren Kapitalismus vor. Man fordert schließlich einen für alle bequemen Kapitalismus: einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz. Aus diesen Schimären wird nichts herauskommen ... Die einzige gefährliche und radikale Kritik ist die poetische Kritik an der Demokratie. Denn das Symbol der gegenwärtigen Zeit, ihr Fetisch, ihr Phallus, ist die Demokratie.«
Die westliche Welt ist verunsichert wie schon lange nicht mehr. Die Novembermorde von Paris stellen unser eurozentrisches Selbstverständnis radikal auf die Probe. Alain Badiou stellt entscheidende Fragen: Wie konnte es zu den Gewaltexzessen kommen? Wie können westliche Gesellschaften darauf reagieren und dennoch liberale Rechtsstaaten bleiben? Kann es sein, dass fast die ganze Welt längst von einer totalitären, kapitalistischen Logik unterminiert ist – und sich gerade dadurch Gesellschaften radikalisieren? Fest steht: Mehr Polizei wird dieses Problem genauso wenig lösen wie der Rückzug auf nationale Identitätskonzepte. Stattdessen fordert Badiou, dass wir dem globalen Kapitalismus entgegentreten: mit einem neuen politischen Denken, das die herkömmlichen politischen Strukturen überwindet und in eine moderne Form des Kommunismus mündet.
In diesem Buch widmet sich Alain Badiou in einem Stil zwischen Pamphlet und Manifest einem aktuellen politischen Anlass. In scharfen Worten beschreibt Badiou den »kleinen Sarko« als mediokren Vorstadtkarrieristen und übereifrigen Polizeibeamten, als den Ausdruck einer Gesellschaft, die dem Pétainismus der vierziger Jahre näher denn je steht. Die Wahl eines Präsidenten – sei es auch einer Gestalt wie Sarkozy – ist noch lange kein Ereignis. Beunruhigend ist für Badiou weniger die Person Sarkozy als vielmehr dasjenige, wofür er steht: die Angst. Die primitive Angst vor dem jeweils anderen und die Angst vor dieser Angst, welche die Linke in ihrem Handeln lähmt. Für beide politischen Lager, so Badious Vorwurf, existiert in Wirklichkeit die Welt nicht, denn das Reale unserer heutigen Welt ist der Krieg: im Inneren und außerhalb. Woran es in dieser Situation fehlt, so Badiou, ist Mut, ist Courage. Versuchsweise skizziert er die möglichen Grundlagen eines wirklichen Ereignisses: die Behauptung des kreativen Aktes der Kunst, die Freiheit der Wissenschaft von sämtlichen ökonomischen Interessen, die Verpflichtung der Medizin, die Freiheit des gedruckten Wortes, die Gleichheit und die Liebe. Damit aber von künftigen Ereignissen gesprochen werden kann, muss den vergangenen die Treue gehalten werden: etwa dem Ereignis des Mai ‘68 als dem Ereignis einer Begegnung par excellence.
In einem konzisen Vortrag legt Alain Badiou sein Verständnis des Marxismus dar und verleiht dabei seiner eigenen Philosophie neues Profil. Ausgehend von seiner persönlichen Beziehung zum Marxismus skizziert Alain Badiou seine Quellen und Entwicklungen. Dabei nimmt er eine Reihe von Verschiebungen marxistischer Begriffe vor, indem er den Akzent seiner Analyse auf den Klassenkampf und das Erkennen von Klasseninteressen legt. Auf diese Weise entsteht eine Definition des Marxismus, die ihn als „Denken der Verwandlung der Erkenntnis in Handeln“ bestimmt und den Schwierigkeiten entgeht, die mit der Definition des Marxismus als Wissenschaft oder Politik verbunden sind. Schließlich stellt Badiou mit der Frage nach dem Marxismus auch die große Frage der Moderne: Wenn der Kapitalismus vor allem deswegen (vorerst) gewonnen hat, weil er sich mit der Moderne gleichzusetzen wusste, wie kann die kommunistische Idee vor dem Hintergrund der gegenwärtigen globalen Verhältnisses mit dem Projekt der Moderne verbunden werden?
„Ist Politik denkbar?“ ist ein philosophisches wie politisches Buch, aber kein Buch der politischen Philosophie. Es stellt die Frage wie sich angesichts realsozialistischer Verwaltung und stalinistischer Pervertierung der kommunistischen Idee der universale Anspruch einer wahrhaft emanzipatorischen, kollektiven Politik aufrechterhalten lässt? Damit richtet es sich gegen die der politischen Philosophie lieb gewordene These einer Krise des Politischen. Das Politische rekurriert aber allein auf die angemessene Repräsentation des Sozialen, weswegen seinen Theoretikern nichts teurer ist, als die Unterscheidung einer guten von einer schlechten Staatsform, der Demokratie vom Totalitarismus. Dem setzt Badiou einen Begriff der Politik unter dem Vorzeichen der Praxis entgegen. Ausgehend von dem Ereignis der polnischen Arbeiterbewegung versucht Badiou ein Denken der Politik zu entwerfen, dass mit diesem Ereignis zeitgenössisch zu sein vermag. Dieses Denken der Politik nimmt die historische Spezifik des Ereignisses auf und versteht sie als Aufforderung zu einer Transformation der Philosophie. Ein Denken, dass diesen Anforderungen genügt, müsste von der Besonderheit politischer Praxisformen ausgehend eine neue Form der kommunistischen Hypothese entwerfen.„Ist Politik denkbar“ stellt die zentralen Begriffe der Philosophie Alain Badious vor, die dann in Das Sein und das Ereignis entfaltet werden.
Kurze Abhandlung über eine Ontologie des Übergangs
Der »Tod Gottes« ist keine theologische Angelegenheit, sondern eine grundlegende Verschiebung im Welt- und Seinsverständnis. Badious »Ontologie« versucht, dieser neuen Situation Rechnung zu tragen, indem die Erscheinung nicht mehr durch ein »göttliches« Sein garantiert ist. Diesen ontologischen Verschiebungen geht Badiou in seiner präzisen philosophischen Denkweise nach. Der »Court traité d'ontologie« ist ist zugleich ein Überblick über alternative ontologische Entwürfe der Philosophie. »Ich nenne ›Ontologie des Übergangs‹ eine Ontologie, die sich zwischen der Wissenschaft des »Seins als Seins« oder einer Theorie des reinen Vielfachen und der Wissenschaft des »Erscheinens« oder einer Logik der Konsistenz von wirklich vorgestellten Universa entfaltet. Das ist der Verlauf eines Gedankens, von dem dieses kleine Buch einige Richtlinien liefert.« (Alain Badiou)
Mit einer kurzen Einführung in die Philosophie Alain Badious
In diesem Gespräch über sein philosophisches Werk spannt Alain Badiou einen großen Bogen. Die vier Voraussetzungen der Philosophie – geschichtliche Umbrüche in der Auffassung der Politik, der Liebe, der Kunst und der Wissenschaft – stehen am Anfang und strukturieren das Gespräch. Dieses führt unter anderem zu seinem aktuellen Großprojekt »L’immanence des vérités«: »Die Immanenz der Wahrheiten« bildet den dritten Band des Werks, das mit »Das Sein und das Ereignis« und »Logiken der Welten« begonnen wurde. Fabien Tarbys »Kurze Einführung in die Philosophie Alain Badious« am Ende des Buches versteht der Verfasser als Ergänzung und neuerliche Gelegenheit, ein reichhaltiges Denken systematisch zu durchlaufen.
Dieser Band enthält die immer wieder nachgefragten Texte aus dem gleichnamigen legendären, aber vergriffenen Band (Turia + Kant 1996). Nun werden sie wieder zugänglich gemacht. Alain Badiou: - Die gegenwärtige Welt und das Begehren der Philosophie - Philosophie und Politik - Lacans Herausforderung der Philosophie - Wahrheiten und Gerechtigkeit Jacques Rancière: - Gibt es eine politische Philosophie? - Demokratie und Postdemokratie - Über den Nihilismus in der Politik Die Texte entstanden für zwei Vorlesungsreihen, die die beiden Philosophen 1992/93 in Ljubljana gehalten haben. Für die Publikation hat Alain Badiou den Text »Wahrheiten und Gerechtigkeit« hinzugefügt.
Alain Badiou ist einer der wichtigsten und meistdiskutierten Philosophen der Gegenwart. Sein Hauptwerk »Das Sein und das Ereignis« von 1988, welches die Grundzüge seiner Philosophie versammelt, erscheint hier in durchgesehener zweiter Auflage. »Vom Sein wird hier die radikale These vertreten, dass seit seinen griechischen Ursprüngen es die Mathematik und nur die Mathematik ist, die seinen Denkprozess entfaltet… Dennoch bleibt ein Ort, dessen, ›was nicht Sein ist‹: der des Ereignisses. Das Ereignis ist ein überzähliger Term der Überschreitung, über die das Wissen nicht entscheiden kann; ein Begriff, dessen Wahrheit im Voraus niemals erkennbar ist. Das Subjekt ist dann keineswegs mehr Garant oder Stütze der Wahrheit, sondern vielmehr eine lokale, unwahrscheinliche Instanz, die ihr Weniges an Sein aus dem aleatorischen Werden einer Wahrheit im Ereignis bezieht.«