Die westliche Welt ist verunsichert wie schon lange nicht mehr. Die Novembermorde von Paris stellen unser eurozentrisches Selbstverständnis radikal auf die Probe. Alain Badiou stellt entscheidende Fragen: Wie konnte es zu den Gewaltexzessen kommen? Wie können westliche Gesellschaften darauf reagieren und dennoch liberale Rechtsstaaten bleiben? Kann es sein, dass fast die ganze Welt längst von einer totalitären, kapitalistischen Logik unterminiert ist – und sich gerade dadurch Gesellschaften radikalisieren? Fest steht: Mehr Polizei wird dieses Problem genauso wenig lösen wie der Rückzug auf nationale Identitätskonzepte. Stattdessen fordert Badiou, dass wir dem globalen Kapitalismus entgegentreten: mit einem neuen politischen Denken, das die herkömmlichen politischen Strukturen überwindet und in eine moderne Form des Kommunismus mündet.
Alain Badiou Bücher
Alain Badiou zählt zu den originellsten zeitgenössischen französischen Philosophen. Ausgebildet in Mathematik, ist sein Denken tief von Platon, Hegel, Lacan und Deleuze beeinflusst. Badiou ist ein entschiedener Kritiker sowohl der analytischen als auch der postmodernen Denkschulen. Seine Philosophie zielt darauf ab, das Potenzial für radikale Innovation – Revolution, Erfindung, Verklärung – in jeder gegebenen Situation aufzudecken und verständlich zu machen. Sein Werk erforscht die Möglichkeit des Neuen, das in vielfältigen menschlichen Erfahrungen entsteht.







Gott ist tot
Kurze Abhandlung über eine Ontologie des Übergangs
Der »Tod Gottes« ist keine theologische Angelegenheit, sondern eine grundlegende Verschiebung im Welt- und Seinsverständnis. Badious »Ontologie« versucht, dieser neuen Situation Rechnung zu tragen, indem die Erscheinung nicht mehr durch ein »göttliches« Sein garantiert ist. Diesen ontologischen Verschiebungen geht Badiou in seiner präzisen philosophischen Denkweise nach. Der »Court traité d'ontologie« ist ist zugleich ein Überblick über alternative ontologische Entwürfe der Philosophie. »Ich nenne ›Ontologie des Übergangs‹ eine Ontologie, die sich zwischen der Wissenschaft des »Seins als Seins« oder einer Theorie des reinen Vielfachen und der Wissenschaft des »Erscheinens« oder einer Logik der Konsistenz von wirklich vorgestellten Universa entfaltet. Das ist der Verlauf eines Gedankens, von dem dieses kleine Buch einige Richtlinien liefert.« (Alain Badiou)
Zwei kontroverse Denker zur ebenso zeitlosen wie drängenden Frage: Soll sich der Philosoph ins aktuelle Geschehen einmischen? Nichts weniger als die Philosophie selbst steht hier auf dem Spiel, denn: Philosophie gibt es überhaupt nur, so Badiou, als Einmischung, als Engagement, will sie nicht in akademischer Disziplin erstarren. Sie ist fremdartig und neu, und dennoch spricht sie im Namen aller – wie Badiou mit einer Theorie der Universalität zeigt, die er als Resümee seiner Philosophie verstanden wissen will.Ähnlich Žižek: Der Philosoph muss eingreifen, anders aber als erwartet. In den Streitfragen der Zeit kann er keine Orientierung bieten – aber zeigen, dass die Fragen selbst schon falsch gestellt sind: die Begriffe der Debatten gilt es zu verändern!, meint Žižek und landet bei einer Philosophie als Abnormalität und Exzess.
Ethik
Versuch über das Bewusstsein des Bösen
In diesem Gespräch erklärt Alain Badiou seinen Begriff der Liebe: „Die Überzeugung, dass jeder nur seine Interessen verfolgt, ist heute weit verbreitet. Die Liebe ist nun der Gegenbeweis dafür. Die Liebe ist das Vertrauen auf den Zufall.“ Philosophen müssen sicherlich geübte Wissenschaftler sein, Freunde der Dichtung und politische Aktivisten, aber sie müssen es auch auf sich nehmen, das Denken niemals von den gewaltigen Ereignissen der Liebe zu trennen – sie müssen mithin auch Liebende sein. Badiou nennt das die vier Bedingungen der Philosophie. Dieser Dialog zwischen Alain Badiou und Nicolas Truong über die Liebe fand 2008 beim Festival von Avignon im Rahmen des „Theaters der Ideen“ statt: „Geben wir ein wenig an: Nicolas, der Fragende, und ich in der Rolle des verliebten Philosophen, wir waren in Form und es wurde ein Erfolg, ja sogar ein beträchtlicher Erfolg.“
Es ist nicht lange her, da waren die Verhältnisse zwischen den Generationen eindeutig festgelegt: Die Alten galten als die Hüter der Weisheit, die Jungen mussten durch Militärdienst, Beruf und Familie erst ins soziale Leben eingeübt werden. Der Kapitalismus hat diese Hierarchie durcheinandergebracht. Kaum etwas fürchtet die innovationsgetriebene Wirtschaft so sehr wie das Altern, die Jugend ist hingegen zum Symbol permanenten Fortschritts geworden. Doch der Preis für diese andauernde Erneuerung ist hoch. In den tristen Banlieues wachsen Männer heran, die für immer Jungen bleiben werden, während die Mädchen von klein auf Verantwortung übernehmen müssen. Alain Badious Versuch, die Jugend zu verderben, ist ein Manifest gegen die kapitalistische Geschichtslosigkeit, ein Plädoyer für ein Leben jenseits des ideenlosen Konsumzwangs und ein Kompass für all jene, die in unserer immerjungen Gesellschaft die Orientierung verloren haben.
Als vor zwei Jahrzehnten die Rede vom »Ende der Philosophie« hoch im Kurs war, verfasste Badiou sein erstes Manifest für die Philosophie. Badiou analysierte die Bedingungen, unter denen Philosophie im historischen Zusammenhang entsteht. Sein Programm ist das der Darstellung des philosophischen Denkens im vollständigen Raum der Wahrheiten. Es versucht dazu, die Fragen zusammenzuführen, die sich in der Philosophie immer wieder stellen: die Frage nach dem Subjekt – das Objekt erscheint vielfach durch die Kategorie der Objektivität ruiniert –; die Frage nach der Dualität – die Dialektik wurde als allzu schematisch verabschiedet –; und die Frage nach dem indifferenten Bereich zwischen Sprache und Denken.
Traut den Weißen nicht!
- 55 Seiten
- 2 Lesestunden
Alain Badiou beleuchtet die Rolle des universalen nomadischen Proletariats in der Gegenwartspolitik, indem er philosophische und literarische Texte analysiert. Er thematisiert das französische Phänomen der Gelbwesten und kritisiert die Arroganz der politischen Elite. Badiou argumentiert, dass Migranten eine zentrale Bedeutung für die gegenwärtigen politischen Herausforderungen haben und fordert eine ethische Neuausrichtung, um das Leiden durch Ertrinken im Mittelmeer sowie Abschiebungen zu beenden. Im Fokus steht die Entwicklung eines neuen Kommunismus, der die Welt als gemeinsame Heimat begreift.
Über Alain Badiou
- 128 Seiten
- 5 Lesestunden
Alain Badiou präsentiert eine didaktische Einführung in seine komplexe Philosophie, die verschiedene Einflüsse wie Mathematik, Politik, Poesie, Psychoanalyse und Theater vereint. Diese Einführung zielt darauf ab, den Zugang zu seinen vielschichtigen Ideen zu erleichtern und ein besseres Verständnis seines Denkens zu fördern.
