Paul Roland
6. September 1959
Paul Roland (* 6. September 1959 in Canterbury, England) ist ein britischer Musiker, Schriftsteller und Journalist.
Paul Roland stammt aus einer Künstlerfamilie (Vater Schriftsteller, Mutter Schauspielerin), die früh künstlerische Neigungen in ihm förderten. Beide Elternteile stammen von Einwanderern aus Russland, Lettland und der Ukraine ab. Durch seinen Vater wurde er mit zahlreichen Klassikern der fantastischen Literatur vertraut gemacht. Darüber hinaus wurde seine Begeisterung für das Übernatürliche durch mehrere Außerkörperliche Erfahrungen in der Kindheit verstärkt, die bei seinen mit östlichem Mystizismus und Meditation vertrauten Eltern durchaus auf Verständnis stießen. Er entdeckte früh seine Liebe zur Musik: erste Kompositionen stammen aus dem Jahr 1974, und mit 19 Jahren veröffentlichte er seine erste LP. Der erste Gedanke, Rockmusiker zu werden und damit dem als unerwünscht empfundenen Weg von Schule, College und Beruf zu entkommen, kam ihm durch den aus Rockmusik bestehenden Soundtrack des Films That’ll be the day (dt.: Trau keinem über 18) von Neil Aspinall (dem Roadmanager der Beatles), Will Malone und Keith Moon (von The Who). Nach seinem Schulabschluss im Jahr 1978 begann er jedoch zunächst eine Ausbildung in einem Büro in London, die er aber bald abbrach. Bei einem Job in einem Zeitschriftenladen lernte er John Willians kennen, Musiker und wie er Marc-Bolan-Fan. Die beiden beschlossen, nicht auf die Entdeckung durch ein Major-Label zu warten, sondern in Eigenregie eine Single einzuspielen. Am 7. Juli 1979 nahmen Roland, John Willians und Simon Ballestrini unter dem Bandnamen Weird Strings in den Oakwood Studios, einem kleinen 8-Spur-Studio in Herne Bay, die 7″-Single Oscar Automobile auf. Die Auflage von 1000 Exemplaren wurde vollständig verkauft und ermöglichte ihnen weitere Aufnahmen zu finanzieren. Es folgte die Gründung der Band Midnight Rags und die Veröffentlichung der ersten LP. Zwar bewertete Roland diesen Schritt später als übereilt, dennoch fand die Veröffentlichung gute Kritiken. So spielte z. B. der britische Radio-DJ John Peel zwei Stücke des Albums wie auch die Single Public Enemy in seiner Show. Im Dezember 1980 fand der erste Auftritt der Band am Canterbury Technical College statt. Zur Besetzung gehörten neben Paul Roland selber lediglich John Daniels (Gitarre) und Brian Gould (Keyboards). Nach der Veröffentlichung einer Single unter dem Pseudonym „Beau Brummel“ spielt Roland seit 1982 unter eigenem Namen. Nach diversen Maxis und Singles erschien 1985 das erste reguläre Album Burnt Orchids. Unter dem Management von David Enthoven und June Bolan (der Witwe von Marc Bolan) wurde er zu Anfang der 1980er Jahre eher von Plattenaufnahmen abgehalten und zunächst zum Film- und Musikjournalisten aufgebaut, wobei er z. B. für die Magazine Kerrang, Sounds und Record Mirror tätig war. Während seiner Tätigkeit für diese Magazine interviewte er zahlreiche bekannte Musiker, darunter Tony Iommi (Black Sabbath), Mark E. Smith (The Fall), Sting, Nico und Lemmy (Motörhead). Erfolge stellten sich eher außerhalb Großbritanniens ein, vor allem in Deutschland, Italien und Griechenland. 1987 bot ihm Marian Gold von Alphaville an, die Aufnahme eines Albums komplett zu finanzieren, wenn er die Veröffentlichungsrechte bekäme. Darauf ließ sich Roland jedoch nicht ein, so dass es auf diesem Wege nur zur Veröffentlichung der Single Berlin kam. Insbesondere das Album Danse Macabre schaffte es in die Favoritenlisten vieler europäischer Indie-Rock-Magazine in Deutschland, Dänemark, Norwegen und Belgien. In Großbritannien war es fast ausschließlich das Magazin Bucketfull of Brains, dass regelmäßig über Roland berichtete. 1993 heiratete Paul Roland. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Durch den Umzug nach Cheltenham verlor er darüber hinaus teilweise den Kontakt zu musikalischen Weggefährten. Mit Sarabande spielte er sein erstes Album ohne Chris Randall ein, der bislang für alle musikalischen Arrangements verantwortlich war. 1997 beendete er seine musikalische Karriere, nachdem mehrere mit ihm zusammen arbeitende Plattenfirmen Konkurs anmeldeten und für ihn keine Möglichkeit bestand, den Kontakt zum Publikum aufrechtzuerhalten. Hinzu kam der ausbleibende Erfolg in seiner Heimat Großbritannien und den USA, wo er faktisch gar nicht wahrgenommen wurde. In späteren Interviews sprach er ferner von dem Gefühl zu alt für einen Independent Musiker geworden zu sein. Der wachsende, auch finanzielle Erfolg als Buchautor dürfte genauso eine Rolle gespielt haben, wie die Notwendigkeit nach der Familiengründung ein geregeltes Einkommen zu beziehen, dass sich durch freiberufliche, journalistische Tätigkeiten weitaus besser verdienen ließ. In den folgenden Jahren erschienen diverse Bücher. Ein ursprünglich als einmaliger Auftritt geplantes Konzert im September 2002 auf der Burg Rabenstein in Brandenburg beim Festival Herbstnächte IV führte dazu, dass er seine musikalische Karriere wieder aufnahm. Mit den nun folgenden Alben versuchte er einen Neubeginn, wobei er anstrebte, die von ihm so empfundene „unkritische und bequeme Selbstzufriedenheit“ der Vergangenheit zu vermeiden. Er redete mehrmals von seiner „zweiten Karriere“ oder der „zweiten Hälfte seiner Karriere“. Tatsächlich klingen die Kompositionen und besonders die Arrangements der Stücke seit Pavane professioneller, routinierter und weniger verspielt als auf den älteren Alben. Im Jahre 2004 rief Roland sein früheres eigenes Plattenlabel Gaslight Records für die Veröffentlichung von Pavane wieder ins Leben, um alte, inzwischen vom Markt verschwundene Werke wieder herauszugeben und neue Platten auf den Markt zu bringen. Parallel dazu nahm sein Erfolg als Autor von Sachbüchern und Romanen zu. Er ist ebenfalls als Lehrer in Selbsterfahrungs-, Meditations- und Kabbalakursen tätig (vgl. Abschnitt Bücher). Roland verließ Großbritannien 2006 und zog für vier Jahre nach Karlsruhe.Im Jahr 2013, wirkte auf dem Album Bates Motel erstmals Rolands jüngerer Sohn Joshua als Bassist mit. Seitdem tritt er regelmäßig bei Tourneen und Aufnahmen in Erscheinung.