Truman Capote
30. September 1924 – 25. August 1984
Truman Capote [ˈtruːmən kəˈpoʊti] (* 30. September 1924 in New Orleans; † 25. August 1984 in Los Angeles, geboren als Truman Streckfus Persons) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor. Er wurde ab Mitte der 1940er-Jahre als Autor von preisgekrönten Kurzgeschichten bekannt, außerdem durch Romane wie Andere Stimmen, andere Räume, Frühstück bei Tiffany und Die Grasharfe bekannt. Zu einem der bekanntesten Schriftsteller der USA stieg er durch den 1965 erschienenen Tatsachenroman Kaltblütig auf, der den New Journalism sowie spätere nichtfiktionale Romane maßgeblich beeinflusste. An diesen Erfolg konnte er im Anschluss kaum anknüpfen, sondern machte bis zu seinem Tod eher durch private Probleme Schlagzeilen.
Truman Capote wurde als Truman Streckfus Persons in New Orleans geboren. Seine Eltern waren Archulus Persons (1897–1981) und Lillie Mae Faulk (1905–1954), die sich scheiden ließen, als er vier Jahre alt war. Er verbrachte daraufhin den größten Teil seiner Kindheit bei seiner Großmutter in Monroeville, Alabama. Dort befreundete er sich mit dem Nachbarsmädchen Harper Lee, der später ebenfalls weltbekannten Schriftstellerin, die eineinhalb Jahre jünger war als Capote. Nachdem seine Mutter den Kubaner Joseph Capote geheiratet hatte, übersiedelte er mit ihr 1934 nach New York, wo er die Franklin School und die Greenwich High School besuchte. Im Januar 1940 druckte die Schülerzeitung The Green Witch erstmals eine Geschichte von ihm mit dem Titel Parting of the Way (Am Scheideweg). Daneben entdeckte er das Theater für sich und verschaffte sich durch seine Freundschaften mit Oona O’Neill und Gloria Vanderbilt Eintritt in die High Society. Mit 18 Jahren arbeitete Capote als Redaktionsgehilfe für das Magazin The New Yorker. Der literarische Durchbruch gelang ihm 1945, als verschiedene Zeitschriften seine Erzählungen My Side of the Matter (Wie ich die Dinge sehe), Miriam, Tree of Night (Baum der Nacht) und Jug of Silver (Der silberne Krug) veröffentlichten. Als wichtigster Nachwuchsautor seiner Generation gelobt, erhielt er 1946 für Miriam und 1948 für Shut a Final Door (Schließ die letzte Tür) den bedeutenden O.-Henry-Preis für englischsprachige Kurzgeschichten. Other Voices, Other Rooms (Andere Stimmen, andere Räume), das Romandebüt des gerade 23-jährigen Capote, wurde eine literarische Sensation, spaltete aber die Kritiker und wurde in den USA und Europa das meistdiskutierte Buch des Jahres 1948. Zu dieser Zeit beendete der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennende Capote seine Affäre mit dem 24 Jahre älteren Literaturprofessor Newton Arvin und verbrachte die folgenden drei Jahrzehnte mit dem Schriftsteller Jack Dunphy. Sein zweiter Roman The Grass Harp (Die Grasharfe) erntete schließlich das uneingeschränkte Lob der Kritiker, die Capotes Talent mit dem anderer Südstaatenautoren wie Carson McCullers und William Faulkner verglichen. In den 1950er Jahren reiste Capote längere Zeit durch Europa. Während dieser Zeit versuchte er sich an literarischen Experimenten wie der Arbeit an Drehbüchern, Musicals und Reisebeschreibungen. Nach seinem weltweiten Erfolg mit Breakfast at Tiffany’s (Frühstück bei Tiffany) reiste er mit seiner Jugendfreundin Harper Lee nach Kansas, wo er die Morde an der Farmerfamilie Clutter in der Kleinstadt Holcomb recherchierte. Dieser Fall beschäftigte ihn über sechs Jahre; aus dem Stoff schuf er In Cold Blood (Kaltblütig), einen der bekanntesten Tatsachenromane, der dem Reportagestil des New Journalism zugeordnet wird. Das Buch wurde 1966 zu einem Bestseller und löste eine Medienlawine aus. Das gipfelte zu Beginn des Vietnamkonflikts in einer von Capote in New York ausgerichteten Mega-Party, dem legendären Black and White Ball im Plaza Hotel, zu dem er die 500 berühmtesten Persönlichkeiten der USA einlud. In kreativer Hinsicht war der 42-jährige Capote nach der Arbeit an diesem Buch erschöpft. Er tourte 1972 mit der Rockband The Rolling Stones (ab New Orleans) durch die USA und begann im Auftrag von Jann Wenner mit einer (nie beendeten) Reportage bzw. einem Roman (Erhörte Gebete) über die Band, arbeitete erfolglos an Drehbüchern, wurde alkohol- und drogenabhängig und versank in zahllosen Affären. Er erlitt Nervenzusammenbrüche und musste mehrfach ins Gefängnis. Nachdem er acht Jahre lang keine Prosa veröffentlicht hatte, erschien 1975 das erste Kapitel seines schon länger angekündigten, groß angelegten Sittenpamphlets Answered Prayers (Erhörte Gebete) im Esquire-Magazin. In den Auszügen des geplanten Schlüsselromans enthüllte er persönlichste Geheimnisse der High Society, zu der er als geschätzter Exzentriker 25 Jahre lang unbeschränkten Zugang gehabt hatte, was mit zum Selbstmord der darin porträtierten Millionärswitwe Ann Woodward führte. Die gezielten Indiskretionen führten zum Bruch jahrzehntelanger Freundschaften und zu Capotes gesellschaftlicher Ächtung. Er versank in Depressionen, feierte Partys im Studio 54 und nahm Drogen. Nach mehreren Klinikaufenthalten begann er mit 55 Jahren wieder mit dem Schreiben und veröffentlichte 1980 den Erzählband Music for Chameleons (Musik für Chamäleons). Die durch die Drogensucht verursachten Halluzinationen verfolgten ihn während seiner letzten Lebensjahre, die er über längere Zeiträume hinweg in Krankenhäusern und Sanatorien verbrachte. Am 25. August 1984 starb er einsam in Los Angeles. 1987 erschien das Fragment Answered Prayers und 1988 schließlich eine von ihm noch selbst autorisierte Biographie von Gerald Clarke. Ende 2004 wurde in einem alten Pappkarton bei Sotheby’s in New York ein vollständiges Manuskript abgegeben: Summer Crossing – Sommerdiebe. Es war Capotes erster Roman, den er 1943, mit 19 Jahren, zu schreiben begonnen hatte. Er handelt von der Geschichte der 17-jährigen Grady, schön, reich und widerspenstig, ein Geschöpf der Upper East Side. Es beschreibt ein Mädchen mit der Klasse und dem Eigensinn jener Gefährtinnen, mit denen sich der junge Capote selbst gerne umgab – Gloria Vanderbilt beispielsweise oder Oona O’Neill, Tochter des berühmten irischen Dramatikers Eugene O’Neill.Auf der Suche nach den unveröffentlichten Kapiteln seines Romans Erhörte Gebete entdeckten Anuschka Roshani und ihr Mann, der Kein & Aber-Verleger Peter Haag, im Sommer 2014 in Capotes Nachlass in der New York Public Library ein Dutzend Gedichte und 20 Geschichten, die er im Alter zwischen 14 und 17 Jahren geschrieben hatte, die meisten davon noch unveröffentlicht. Unter dem Titel einer der Erzählungen, Wo die Welt anfängt, erschienen die Texte 2015 auf Deutsch. Geplant war auch eine englische Ausgabe.Die Asche des Schriftstellers, verwahrt in einem Holzkästchen, wurde im September 2016 in Los Angeles versteigert und erzielte einen Preis von 45.000 Dollar, welcher fast das Zehnfache des ursprünglichen Schätzwertes bedeutete. Der Käufer ist bislang nicht bekannt. Die Asche befand sich im Besitz von Joanne Carson (kinderlos verstorben 2015), einer Vertrauten Capotes, in deren Haus der Schriftsteller gestorben war. Der Auktionator berief sich auf eine angebliche Aussage Carsons, „Truman wollte nicht, dass sie auf einem Regal verstaubt“.