Zur Unternehmensgeschichte der Castell-Bank gehören auch die Zeit des Nationalsozialismus und das Verhalten der Bank gegenüber ihren jüdischen Kunden. Dem Fürsten von Castell ist die Stellung zur Geschichte seiner Familie und seiner Unternehmen während des Nationalsozialismus ein Herzensanliegen. Deswegen widmet die fürstlich Castell’sche Bank, Credit-Casse das Buch dem Fürsten zum 80. Geburtstag am 13. August 2005. Die Veränderung seiner nicht ablehnenden, aber distanziert zurückhaltenden Einstellung dem Judentum gegenüber habe Zeit gebraucht. Als nach dem Krieg bekannt geworden sei, was in den Konzentrationslagern geschehen sei, habe er sich vorgenommen, Begegnungen mit überlebenden Juden zu suchen und mögliche Hilfe anzubieten. Erst sei es eine rationale Entscheidung gewesen, nach Jahren habe die Bekehrung im Kopf auch das Fühlen und Empfinden verändert und zur Liebe zu Israel geführt, in dessen Judentum die Wurzeln seines christlichen Glaubens lägen. Dieser persönlichen Einführung folgt die Darstellung der gräflich Castell’schen Credit-Cassen im 18. und 19. Jahrhundert, die mit der Feststellung beginnt, dass es in Franken und besonders in Unterfranken die höchste Dichte an jüdischen Gemeinden in Deutschland überhaupt gegeben habe. Zu den ersten Kunden der gräflich castell-remling’schen Landes-Credit-Casse habe der hochgräflich-castell-vormundschaftliche Schutzjude Leser (Jud) aus Burghaslach gehört, der am 15. Juni 1774 mit seiner Frau Schönlein 100 Gulden rheinischer Währung Hypothekenkredit aufgenommen habe, der am 18. Februar 1889 zurückgezahlt worden sei. Der erste Kunde der nach mehreren Missernten von dem gräflich castellschen Regierungsdirektor Friedrich Adolph von Zwanziger (1745-1800) angeregten Landescreditcasse sei Wilhelm Andreas Köhler aus Nürnberg gewesen, der am 1. Februar 1774 2000 Gulden zu 5 Prozent Zinsen auf ein halbes Jahr angelegt habe, der erste Kreditnehmer der Bauer Alexander Stier aus Castell ...
Jesko Graf zu Dohna Bücher
