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Emmanuel Carrère

    9. Dezember 1957

    Emmanuel Carrère widmet sich in seinem umfangreichen Werk primär der Auseinandersetzung mit Identität, der Entwicklung von Illusionen und der Lenkung der Realität. Sein literarischer Stil, der fließend die Grenzen zwischen Fiktion und Nichtfiktion überschreitet, zieht den Leser in tiefe Reflexionen über das menschliche Dasein. Carrère verknüpft meisterhaft persönliche Erfahrungen mit universellen Themen und schafft so Werke, die sowohl intim als auch anregend sind. Sein einzigartiger Schreibansatz macht ihn zu einer herausragenden Stimme in der zeitgenössischen französischen Literatur.

    Alles ist wahr
    Das Reich Gottes
    Kleopatras Nase
    Limonow
    Julies Leben
    V13
    • V13

      Die Terroranschläge in Paris

      4,6(9)Abgeben

      September 2021: In Paris beginnt ein Jahrhundertprozess. Am Freitag, den 13. November 2015 (vendredi 13), hatten sich in der Konzerthalle Bataclan, auf den Terrassen mehrerer Cafés und vor dem Stade de France sieben IS-Kämpfer in die Luft gesprengt, dabei 131 Menschen in den Tod gerissen und fast 700 verletzt. Nach diesen Attentaten wurde in Frankreich der Ausnahmezustand ausgerufen – er blieb zwei Jahre lang verhängt –, und das Bild des Landes und der Gesellschaft veränderte sich von Polizeimethoden bis Parteienspektrum nachhaltig: ein nationales Trauma. Im von den Insidern »V13« genannten exemplarischen Prozess sollte dieses Trauma bearbeitet, sollten Hunderte von Perspektiven abgewogen und schließlich ein Urteil gefällt werden. Emmanuel Carrère besuchte den Prozess über neun Monate lang Tag für Tag, schrieb wöchentlich eine Kolumne aus dem Gerichtssaal, berichtete über Akteure, das Grauen, unverhoffte Menschlichkeit und die Maschine der Rechtsprechung. V13 ist das vielstimmige Porträt eines Prozesses, mit dem eine in ihren Grundfesten erschütterte Gesellschaft nach Heilung sucht. Die Bühne des eigens gebauten Gerichtssaals ließ alle Beteiligten zu Wort kommen, und so erzählt Carrère, was er gehört und erfragt hat: Wer waren die Opfer und die Täter? Wie entsteht Terrorismus? Warum ist passiert, was passiert ist? Mit V13 gelingt Carrère ein weiteres großes Buch, das durch tiefstes Dunkel geht, um genau dort Liebe, Hoffnung und Licht zu finden.

      V13
    • An einem kalten Februarmorgen 1993 sieht die Fotojournalistin Darcy Padilla eine Achtzehnjährige mit einem Neugeborenen im Arm in der Lobby des Ambador-Hotels in San Francisco stehen – barfuß. Sie bittet sie, ein Foto von ihr machen zu dürfen. Sie wird Julie die nächsten achtzehn Jahre bis zu deren Aids-Tod im Jahr 2010 als Chronistin ihres Lebens und Freundin fotografisch begleiten. Als Emmanuel Carrère die Fotos zum ersten Mal sieht, beschließt er, sich auf die Spuren der beiden Frauen zu begeben, und reist in die USA. Als Meister der dokumentarischen Erzählung beschreibt er Julies Lebensweg und die Freundschaft der beiden ungleichen Abhängigkeiten, familiäre Katastrophen, Beziehungen, Geburten und Abschiede, viele tragische und wenige heitere Momente in einem Milieu, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Denn Julie ist ein Fall von Padillas Bilder und Carrères Text werfen die Frage nach der sozialen Bedingtheit eines Schicksals auf, nach dem Gebot der Anteilnahme angesichts von Lebenswegen, die aussichtslos erscheinen.

      Julies Leben
    • Das Enfant terrible der russischen Literatur Eduard Limonow war spätestens seit der Gründung der Nationalbolschewistischen Partei eine der umstrittensten und widersprüchlichsten Figuren Russlands. Sein abenteuerliches Leben führte er mit schwindelerregender Intensität. Er hatte Sex mit unzähligen Männern und Frauen, verführte Minderjährige, wurde Familienvater, lebte als hungerleidender und partyfeiernder Dandy in den USA und in Paris, gründete eine Partei, kämpfte als Freiwilliger in diversen Kriegen, tötete und saß im Gefängnis. Seine politische Wandlung vollzog sich von extrem links nach extrem rechts – bis hin zur Auflösung dieser Begriffe. Carrère erzählt in dieser alle Genres sprengenden Romanbiografie, die die Leserin von der ersten Seite an in gefesselte Aufmerksamkeit versetzt, die schillernde Geschichte dieses Autors, der wie im Brennglas die Widersprüchlichkeit Russlands repräsentiert. Carrère rekonstruiert ein Leben, das fasziniert und abstößt – und skizziert wie nebenbei seine eigene Annäherung an das heutige Russland.

      Limonow
    • Welches Verhältnis hat das Abendland zu seiner Religion? Emmanuel Carrère stellt diese zentrale Frage und erforscht die Anfänge des Christentums. Er untersucht, wie es gelingt, an Dinge zu glauben, die dem Verstand widersprechen, und eine revolutionäre Ethik zu vertreten, die Schwache stärkt. Mit Ironie und ernsthaftem Nachdruck zeichnet Carrère das Bild einer antiken Welt, die viele Parallelen zu unserer heutigen aufweist. Zwei Lebenskrisen führen Carrère zur Frage, wie Menschen an das Unverstandene glauben können. Er folgt den Spuren des Revolutionärs Paulus und des Intellektuellen Lukas, zwei Schlüsselfiguren des Christentums. In einer von römischem Pragmatismus dominierten Welt zeigt er den Wunsch nach tieferem Sinn und Gemeinschaft. Immer wieder zieht er Vergleiche zum 21. Jahrhundert und reflektiert über die Relevanz der christlichen Werte, die auch heute noch spürbar sind, unabhängig von persönlichem Glauben. Carrère überschreitet Genregrenzen und verbindet dokumentarische und fiktionale Elemente, um eine menschliche Perspektive auf seine Protagonisten zu gewinnen. Er verwebt seine eigene Lebensgeschichte mit der historischen Erzählung und konfrontiert die Leser mit den vielfältigen Facetten von Glauben und Nichtglauben. Die Fragen nach den christlichen Werten, die aufgeworfen werden, sind heute von zentraler Bedeutung.

      Das Reich Gottes
    • Vom Leben und Lieben im Angesicht des Todes. 2004 wurde Emmanuel Carrère Zeuge der Tsunami- Katastrophe. In den Trümmern des Desasters lernte er ein junges Paar kennen, dessen Tochter von der Welle fortgerissen wurde. Carrère kümmert sich um die verwaisten Eltern – und beginnt ihre Geschichte zu schreiben. Zurück in Paris, umlagert das Unglück weiter Carrères Leben: Seine Schwägerin stirbt und lässt drei Kinder zurück. Carrère gibt den großen und kleinen Katastrophen ein Gesicht. Dabei ist sein Schreiben immer präzise und zugleich ergreifend.

      Alles ist wahr
    • Mit einem Gespräch zwischen Emmanuel Carrère und Claudia Hamm Jean-Claude Romand scheint sein Leben im Griff zu haben. Nachbarn und Bekannte schätzen den erfolgreichen Arzt, seine Bescheidenheit und Intelligenz. Doch plötzlich ermordet er seine Frau und seine beiden kleinen Kinder, seine Eltern und deren Hund. Der Versuch, seine Geliebte und sich selbst zu töten, misslingt, möglicherweise gewollt. Die Ermittlungen der Polizei lassen innerhalb von wenigen Stunden die äußere Fassade einstürzen, dahinter gähnt Leere: Romands Leben ist seit 17 Jahren auf Lügen und Betrug gebaut. »Seine Forscherstelle bei der WHO, Geschäftsreisen, Konferenzen mit hochrangigen Kollegen – all das hatte es nie gegeben.« Und niemand hatte je Verdacht geschöpft. Die Nachricht geht durch die Presse und veranlasst Carrère zu seinem ersten Tatsachenroman. Doch nicht die Fakten ziehen ihn in den Bann, sondern die dunklen Triebkräfte dahinter, »der Widersacher«. Er schreibt Romand, trifft ihn, wohnt seinem Prozess bei, befragt ehemalige Freunde, versucht zu verstehen. Mit einem schonungslosen Blick für die Abgründe unserer Psyche und die Rolle des Sprechens und Schweigens zeigt Emmanuel Carrère die Zerbrechlichkeit unserer sozialen Maske – in einer direkten, rohen Sprache, die seine eigene Fassungslosigkeit spürbar macht und von Claudia Hamm für die Neuausgabe kongenial ins Deutsche übertragen wurde.

      Der Widersacher
    • Yoga

      • 140 Seiten
      • 5 Lesestunden
      3,9(8006)Abgeben

      Alles beginnt gut: Emmanuel Carrère erfreut sich eines gelungenen Lebens und plant ein feinsinniges Büchlein über Yoga. Heiter und sachkundig will er seine Erkenntnisse über die »inneren Kampfkünste« darlegen, die er seit einem Vierteljahrhundert praktiziert. Bei seinen Recherchen in einem Meditationszentrum läuft noch alles bestens, doch dann wird er eingeholt: vom Tod eines Freundes beim Anschlag auf Charlie Hebdo, von unkontrollierbarer Leidenschaft, Trennung und Verzweiflung. Sein Leben kippt, eine bipolare Störung wird diagnostiziert und Carrère verbringt vier quälende Monate in der Psychiatrie, wo er versucht, seinen Geist mit Gedichten an die Leine zu legen. Entlassen und verlassen lernt er auf Leros in einer Gruppe minderjähriger Geflüchteter ganz anders Haltlose kennen, aber findet auch Trost durch Musik und Gespräch. Zurück in Paris stirbt sein langjähriger Verleger, und doch gibt es am Ende auch wieder Licht. Denn Yoga ist die Erzählung vom mal beherrschten, mal entfesselten Schwanken zwischen den Gegensätzen. Durch eine schonungslose Selbstanalyse zwischen Autobiografie, Essay, Chronik und Roman gelingt Carrère der Zugang zu einer tieferen Wahrheit: was es heißt, ein in den Wahnsinn der heutigen Welt geworfener Mensch zu sein.

      Yoga
    • Ein russischer Roman

      • 281 Seiten
      • 10 Lesestunden
      3,7(1140)Abgeben

      Emmanuel Carrère begibt sich in diesem radikalen autobiografischen Roman auf die Spur eines ungarischen Soldaten, der 1944 verschwand, bevor man ihn 53 Jahre später als einen Kaspar Hauser ohne Sprache in der Psychiatrie eines entlegenen russischen Provinznests wiederfand. Das Leben des Ungarn zwingt Carrère, sich mit dem tragischen Leben seines eigenen Großvaters auseinanderzusetzen, eines georgischen Emigranten, der ebenfalls 1944 als Kollaborateur verschwand - und seitdem als streng gehütetes Geheimnis die schweigende Familie beherrscht. Vor dem Hintergrund der großen gesellschaftlichen Bewegungen und historischen Ereignisse in Europa erzählt Carrère von der Bedeutung des Schweigens und des Sprechens, von den weißen Stellen und blinden Flecken in den Geschichten, die jede Familie und jeder Einzelne von sich entwirft.

      Ein russischer Roman
    • Nicolas, ein zehnjähriger Junge, wird von seinem Vater in die verschneiten Berge gefahren, wo er zwei Wochen mit seiner Klasse beim Skifahren verbringen soll. Sein Vater hatte darauf bestanden, ihn selbst hinzubringen und nicht mit der Klasse im Bus mitfahren zu lassen - angeblich aus Sicherheitsgründen. Für Nicolas ist dies nur der Anfang einer Kette von Ereignissen, die ihn in einer unentrinnbaren Weise zum Außenseiter machen. Als er erfährt, daß ein Junge aus der Umgebung, der in derselben Nacht, in der sein Vater wieder zurückfuhr, vermißt wurde, tot und grausam verstümmelt aufgefunden wird, phantasiert er einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des Jungen und seinem Vater. Nicolas erfährt nicht genau, was passiert, aber er ahnt etwas, er erfindet Geschichten, durchsetzt mit Dingen, die ihm sein Vater unter dem Siegel der Verscwiegenheit erzählt hatte und die sich wie eine Schlinge immer enger um seinen Hals legen.

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