Im Prozess der Globalisierung gewinnt Kultur, einschließlich Wissensbeständen, Bildung und Umgangsformen, zunehmend an Bedeutung als regionale und individuelle Form des „Kapitals“. Gleichzeitig verändert sich der Kulturbereich aufgrund anhaltender finanzieller Nöte der öffentlichen Haushalte. Besonders betroffen sind die Kommunen in Deutschland, die traditionell die meisten Kunst- und Kultureinrichtungen tragen. Während Ostdeutschland durch postsozialistische Umbrüche stärker betroffen ist, zeigen sich ähnliche Entwicklungen auch in den westlichen Bundesländern. Die regionalen und kommunalen Strukturen müssen sich angesichts steigender Anforderungen und der Einflüsse von Globalisierung, Deregulierung, demografischen Verschiebungen und dem EU-Einigungsprozess wandeln. Ziel der Dresdner Studien zur Kultur ist es, diese tiefgreifenden Umwälzungen im Kulturbereich konkret zu analysieren und eine Lücke in der Kulturforschung und Kultursoziologie zu schließen. Der Fokus liegt auf der empirischen Erforschung sich wandelnder Kulturpraxis, was eine starke kulturpolitische Relevanz und aktuellen Praxisbezug mit sich bringt. Die ersten beiden Bände befassen sich mit dem sächsischen Kulturraumgesetz und regionalen Identitätskonstrukten, basierend auf empirischen Studien in Mittelsachsen und der Oberlausitz. Die Reihe richtet sich an Kulturpraktiker, Kulturpolitiker sowie Sozial- und Kulturwissenschaftler, die sich mit aktuellen Entwicklun
Klaus Winterfeld Bücher





Das sächsische Kulturraumgesetz gilt trotz seiner nunmehr elfjährigen Gültigkeit deutschlandweit noch immer als ein originäres, zukunftsweisendes Modell zur Kulturfinanzierung. Es beruht vorrangig auf einem zwischen Freistaat Sachsen, Landkreisen und Kommunen gefundenem, solidarischen „Lastenausgleich“. Im Ergebnis der ersten sozialwissenschaftlichen Studie, die die Wirkung des Modells sachsenweit in allen Kulturräumen untersucht, lässt sich bilanzieren, dass seine Effekte weit über die finanziellen Seiten hinausgehen. Zu den Komponenten, die zum Erfolg beitragen, zählen zudem die leistungsfähigen Gremien zur Entscheidungsfindung. So gelingt es in den Kulturräumen, die politische Entscheidungsgewalt der Kulturkonvente mit der fachlichen Kompetenz der Kulturbeiräte und Facharbeitsgruppen sowie dem Kulturmanagement derart zusammenzuführen, dass die Vorzüge jeder Seite zum Tragen kommen können. Neben der kritischen Bilanz des bisher Erreichten in den sächsischen Kulturräumen gibt die Studie Anregungen und Empfehlungen für die weitere Arbeit.
Im Freistaat Sachsen wurden nach 1990 neuartige kulturpolitische Wege beschritten. Sie fanden im bisher in Deutschland einmalig gebliebenen Kulturraumgesetz ihren prägnantesten Ausdruck. Der sächsischen Kulturpolitik lagen im Unterschied zu sonst zumeist anzutreffenden Übernahmen westdeutscher Praxis im Zuge der deutschen Einheit bis dahin häufig noch nicht erprobte Modelle und Strategien zugrunde, so ein Ergebnis der vorliegenden Untersuchung. Die Studie verfolgt die Herausbildung einer charakteristischen sächsischen kulturellen Infrastruktur. Sie berücksichtigt neben aktuellen kulturpolitischen Entwicklungen und unzweifelhaften Erfolgen ebenso derzeit bestehende Herausforderungen und Brüche. So entsteht ein facettenreiches Bild, das auch weit in der Vergangenheit wurzelnde Ursachen einbezieht, um den Befund einer europaweit einzigartigen Dichte der kulturellen Infrastruktur eindrucksvoll zu untermauern.
Die vorliegende sozialwissenschaftliche Studie wurde im Auftrag der Stadt Leipzig erarbeitet. In ihr werden Vorschläge für den Museumsbereich der sächsischen Kunstmetropole entwickelt. Die empirische Analyse beruht nicht nur auf Untersuchungen in Leipzig, sondern auch auf den von in Hamburg, Dresden und Bielefeld erprobten Rechts- und Betriebsformmodellen. Im Vordergrund standen dabei sowohl öffentliche wie private Rechts- und Betriebsformen jenseits des von Gebietskörperschaften getragenen Regiebetriebes. Über den Museumsbereich hinausgehende Schlussfolgerungen fußen darauf, dass zudem Einrichtungen des Musikbereiches (Leipzig, Dresden) und von den Landkreisen getragene bzw. geförderte Kulturbetriebe (Oberlausitz, Mittelsachsen, Leipziger Land) einbezogen wurden.