Was ist Wahrheit? Unser Denken gerät in Antinomien, wenn es versucht, die Wirklichkeit vollständig zu begreifen, und die Wahrheit entzieht sich uns. Die Welt bleibt eine Konstruktion, die nie ganz mit unserem Erkenntnis- oder Sicherheitsbedürfnis übereinstimmt. Der Versuch, diese Komplexität zu erfassen, macht uns blind für ihren Anspruch. Jeder Versuch, die Realität in eine Konstruktion zu zwängen, scheitert an ihr selbst. Karsten Harries untersucht bei bedeutenden Denkern wie Sartre, Nietzsche, Heidegger, Schopenhauer, Kant, Fichte, Hegel, Spinoza und Descartes den Begriff der Wahrheit und deren Erklärungen für den Bauplan der Welt. Auch literarische „Wahrheiten“ werden auf ihren Umgang mit Erkenntnis und Wirklichkeit hin beleuchtet. Das Ergebnis ist ein Plädoyer, die Hoffnung aufzugeben, die Realität in eine Begriffsarchitektur einpassen zu können. Dieser Verzicht eröffnet uns den Anspruch unserer Mitmenschen und der Natur und zeigt, dass wir nicht allein über unser Leben bestimmen können. Harries argumentiert, dass wir das Haus der Vernunft nicht abreißen, sondern die Fenster und Türen weit öffnen sollten, um dem Leben Sinn zu verleihen.
Karsten Harries Reihenfolge der Bücher






- 2012
- 2009
Die Bayerische Rokokokirche
Das Irrationale und das Sakrale
In der Kunstgeschichte bezeichnet man mit diesem Begriff einen spezifischen Typus von Sakralarchitektur des Spätbarocks, der von bayerischen Baumeistern, Stukkateuren und Freskanten entwickelt wurde. Der kleine Ort Wessobrunn brachte etwa 600 Handwerker und Künstler hervor, die von Paris bis Petersburg wirkten. Zu den bekanntesten Familien zählen Schmutzer, Zimmermann und Feuchtmayr sowie Dientzenhofer und die Gebrüder Asam. Viele bedeutende Barock- und Rokokokirchen in Süddeutschland wurden von diesen bayerischen Meistern geschaffen, darunter Birnau, Zwiefalten, Steinhausen und Ottobeuren. Auch die Gebrüder Asam arbeiteten in angrenzenden Ländern. Die bayerischen Künstler entwickelten eine besondere Bauweise, die in der Rokokokirche ihren Höhepunkt fand, indem sie französische Architektur mit italienischer Illusionsmalerei und heimischen Elementen kombinierten. Diese Synthese führte zu einem optischen Gesamtkunstwerk, das Architektur, Malerei und Interieur vereinte. Rocaille, Lichtführung und illusionistische Deckenmalerei spielten dabei eine entscheidende Rolle. Das Muschelornament, das durch Stukkateure dynamisch gestaltet wurde, verlor seine natürliche Form und wurde zu einem eigenständigen Kunstwerk. Die Lichtführung erweiterte den Raum und schuf einen dynamischen Raumeindruck, während die illusionistische Deckenmalerei den Raum vertikal öffnete. Dieses Buch verfolgt den faszinierenden künstlerischen, geistigen und gesell